Die Köchin und der Präsident

Eine Filmkritik von Melanie Hoffmann

Politik geht durch den Magen

Hortense Laboire (Catherine Frot) ist mehr als überrascht. Aus der französischen Provinz wird sie abgeholt, für ein Bewerbungsgespräch in Paris, die Stelle ist jedoch geheim. Als sie im Laufe der Autofahrt die Adresse erfährt, wird ihr ganz anders: Der Elysée-Palast! Für den Präsidenten kochen! Ausgerechnet sie! Hortense ist eine erfahrene Köchin, aber mit dem Pariser Schnickschnack möchte sie gar nichts zu tun haben. Und wie sich bald herausstellt, der Präsident auch nicht. Er möchte die alte französische Küche, Hausmannskost wie früher zu Hause. Dazu ist Hortense gerne bereit. Sie wird als Leibköchin eingestellt.
Doch der wahre Kampf beginnt erst. Zwar bekommt Hortense einen Helfer an die Seite gestellt und freundet sich mit Nicolas auch recht bald an, doch das kann gegen die Neider nicht allzu lange helfen. Die Zentralküche des Elysée-Palastes sieht sich in ihren Kompetenzen beschnitten. Da der Präsident sich die neue Köchin ganz explizit gewünscht hat, steht er natürlich voll und ganz zu ihr. Ja, immer öfter schleicht er sich sogar abends oder nachts in ihre Küche und sinniert mit Hortense gemeinsam über die Köstlichkeiten der französischen Küche. In der Zentralküche gibt man ihr bald den Namen „du Barry“ in Anspielung auf die Mätresse Ludwigs XV. Nach außen gibt sich Hortense stark und standhaft, doch wie lange kann sie den Anfeindungen noch standhalten?

Regisseur Christian Vincent ist dem breiten deutschen Publikum noch nicht besonders bekannt. Dies könnte sich mit diesem bezaubernden Film ändern. Die Geschichte orientiert sich an der Lebensgeschichte von Danièle Mazet-Delpeuch, die von 1988 bis 1990 für François Mitterrand im Elysée-Palast kochen durfte. Der authentische Hintergrund wird durch das natürliche Spiel der fabelhaften Catherine Frot unterstrichen. Sie agiert so unbeschwert, dass es eine wahre Freude ist, ihr zuzusehen. Der Humor und die Pointen sind immer genau richtig dosiert,so dass der Film als Komödie leichtfüßig bleibt, aber nicht seinen Standpunkt aus den Augen verliert.

Haute Cuisine gibt uns einen großen Einblick in die französische Lebensart. Man merkt schnell, dass auch die vermeintlich „einfache Küche“ sehr aufwendig ist. Gänseleberpastete, Trüffel, Saucen… und erst die ganzen Desserts! Eindeutig macht der Film auch richtig Appetit. Das Essen steht bei unseren Nachbarn deutlich im Vordergrund des gesellschaftlichen Lebens. Ein festlicher Abend wird durch ein langes Menü ausgedehnt, denn mit gutem Essen und dem passenden guten Wein bringt der Gastgeber seine Wertschätzung gegenüber seinen Gästen aus. So zeigt es sich, dass zu guter Politik auch die gute Bewirtung von Staatsgästen gehört. Hortense ist natürlich auch für deren Speisen zuständig. Die Zentralküche fühlt sich immer mehr im Hintertreffen, macht Politik gegen die Köchin und legt ihr eine Menge Steine in den Weg.

In der momentanen Flut französischer Filme in deutschen Kinos – alle scheinen es dem Erfolgsfilm Ziemlich beste Freunde gleichtun zu wollen – ist Haute Cuisine sicherlich einer der besseren. Catherine Frot ist in Frankreich sehr bekannt und unglaublich beliebt. Ihre Natürlichkeit auf der Leinwand gibt dem Geschmack unserer Nachbarn recht. Seit Odette Toulemonde und Das Mädchen, das die Seiten umblättert ist es um sie still geworden in deutschen Arthouse-Kinos. Mit Bowling startet in Kürze ein weiterer Film mit ihr und wir erwarten auch diesen mit Spannung. Unseren Geschmack hat dieser Film voll getroffen.

Die Köchin und der Präsident

Hortense Laboire (Catherine Frot) ist mehr als überrascht. Aus der französischen Provinz wird sie abgeholt, für ein Bewerbungsgespräch in Paris, die Stelle ist jedoch geheim. Als sie im Laufe der Autofahrt die Adresse erfährt, wird ihr ganz anders: Der Elysée-Palast! Für den Präsidenten kochen! Ausgerechnet sie! Hortense ist eine erfahrene Köchin, aber mit dem Pariser Schnickschnack möchte sie gar nichts zu tun haben.
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Meinungen

W. Müller · 10.10.2012

Habe den Film in Frankreich gesehen original und natürlich auch nicht alles verstanden.
Trotzdem ein schöner und interessanter Film, da es ums Kochen und Genießen geht. z Zt ist alles zu dick und fett daher nur Magerküche, weil die lieben Zeitgenossen und -genossinnen keine Begriffe von Qualität und Vielfalt haben. Zu den schnick schnack Kochsendungen im TV ist das ein wunderbarer Kontrapunkt, den man sich anschauen sollte.