Die Herzogin (2009)

Eine Filmkritik von Paul Collmar

Wie sich doch die Sorgen und Nöte gleichen. Ob im England des Jahres 1774 oder am französischen Königshof zur gleichen Zeit: Stets ging es den mächtigen Herrschern bei ihren Verbindungen vor allem um Macht und Machterhalt. Die Liebe hingegen spielte eine untergeordnete Rolle. Wie Sofia Coppola in Marie Antoinette, so erzählt auch Saul Dibbs in seinem Kostümdrama Die Herzogin von einer jungen Frau, die an einem solchen Arrangement beinahe zerbricht und die dann schließlich ihren eigenen Weg aus dem steifen Protokoll und den Erwartungen an sie hin zu einem erfüllten und selbst bestimmten (Liebes)Leben finden muss. Damit enden die Gemeinsamkeiten allerdings schon wieder. Denn in der Wahl seiner Mittel zeigt sich Saul Dibbs weniger experimentierfreudig als seine amerikanische Kollegin. Und weiß doch – oder gerade deswegen? – mit seinem Film mehr zu überzeugen, als dies Sofia Coppola gelang.

Nur scheinbar hat die gerade 17 Jahre alte Adlige Georgina Spencer (Keira Knightley) die freie Auswahl unter den Männern, die sich um ihre Hand bemühen. Denn hinter der feinen Fassade des Anwesens sind die Karten längst gemischt, die Deals bereits ausgehandelt. Nach dem Willen von Georginas Mutter Lady Spencer (Charlotte Rampling) ist William Cavendish (Ralph Fiennes), der fünfte Herzog von Devonshire, der Auserwählte. Der Vertrag, den die beiden um Georginas Kopf hinweg ausgehandelt haben, sieht vor, dass die junge Frau ein erkleckliches Sümmchen einheimsen wird. Sofern sie ihrem Mann den dringend benötigten männlichen Stammhalter schenkt. Doch wie ihre Schwester im Geiste an Frankreichs Königshof, so „versagt“ auch Georgina und gebärt „nur“ zwei Mädchen. Schnell muss die Herzogin von Devonshire erkennen, dass ganz England in sie verliebt ist – mit Ausnahme ihres eigenen Gatten, der sich lieber um seine Hunde und Lady Elisabeth „Bess“ Foster (Hayley Atwell) kümmert, seiner Frau aber nicht das geringste Interesse entgegenbringt.

Georgina stürzt sich in eine Affäre mit dem aufstrebenden Politiker Charles Grey (Dominic Cooper) und erlebt glückliche Tage mit diesem. Doch als sie ihren Gatten dazu auffordert, im Gegenzug für ihre Toleranz bezüglich seiner Eskapaden die gleiche Milde gegenüber ihrer Liaison walten zu lassen, gerät der Herzog außer sich vor Wut und vergewaltigt seine Ehefrau. Anschließend teilt er ihr mit, dass sie erst dann ein eigenes Leben führen könne, sobald sie ihre Aufgabe erfüllt habe…

Natürlich ist Die Herzogin ein Film, der auch durch seine prachtvollen Kostüme und die üppigen, stimmigen Dekors besticht – ein Historienfilm also im besten Sinne. Doch den Film allein auf seine glänzende Oberfläche zu reduzieren, wird ihm kaum gerecht. Ganz ohne Mätzchen, Spielereien und pokulturelle Gegenwartsbezüge, wie sie etwa Sofia Coppola in Marie Antoinette benutzte, verankert Saul Dibbs seine Geschichte im historischen Kontext und inszeniert eher konservativ und mit Anflügen von typisch britischem Humor, so dass neben dem Augenschmaus auch die Ohren einiges an spitzen Dialogen zu hören bekommen. Die Parallelen zur Gegenwart, in der Georgina Spencer mit Sicherheit die Klatschspalten der Boulevard-Presse gefüllt hätte, sind auch so unübersehbar.

Der strahlende Mittelpunkt des Films ist unbestritten Keira Knightley, die vor allem im Zusammenspiel mit Ralph Fiennes einige schauspielerische Glanzlichter zu setzen vermag, die ihre Kritiker endgültig verstummen lassen sollten. Weniger gelungen hingegen ist Dominic Cooper in der Rolle des Charles Grey, der in manchen Momenten fatal an Rowan Atkinson, den Darsteller von Mister Bean erinnert.

Kleine Fußnote am Rande: Nicht nur die historische Georgina Spencer, sondern auch eine bekannte Nachfahrin der Herzogin von Devonshire sollte viele Jahre später als unglückliche Liebende in Erinnerung bleiben – Diana Spencer, die Princess of Wales und Königin der Herzen.
 

Die Herzogin (2009)

Wie sich doch die Sorgen und Nöte gleichen. Ob im England des Jahres 1774 oder am französischen Königshof zur gleichen Zeit: Stets ging es den mächtigen Herrschern bei ihren Verbindungen vor allem um Macht und Machterhalt. Die Liebe hingegen spielte eine untergeordnete Rolle.

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Meinungen

Martin Zopick · 05.12.2022

Es ist ein prachtvoll ausgestatteter Kostümschinken, in dem eine Fassade aufgebaut wird, die Gefühllosigkeit und menschliche Kälte verbirgt. Die erdrückende Vordergründigkeit verhindert allerdings emotionale Anteilnahme. Alles läuft mit einer gewissen oberflächlichen Zwangläufigkeit ab. Ebenso wie die punktuellen Anspielungen auf historische Persönlichkeiten verpufft vieles im luftleeren Raum der Ereignisse. Und es passiert eigentlich recht viel, aber nichts Ungewöhnliches: eine arrangierte Ehe, Untreue auf beiden Seiten, Vergewaltigung der eigenen Ehefrau, flotter Dreier bzw. Doppelzweier etc. Männliche Erben sind wichtig! Hat man keine, gilt man als Versager. Klar! Dem Titel nach steht ja die Herzogin (Keira Knightley) im Mittelpunkt. Ihr Versuch sich am Vorabend der Französischen Revolution gegen den übermächtigen Ehemann (Ralph Fiennes) als Frau und als Teil der Gesellschaft zu behaupten, scheitert kläglich. Am Ende ist doch alles wieder F.F.E. Und auch die Erläuterung, dass in der damaligen Zeit ’gesellschaftlicher Anstand Vorrang vor persönlicher Befriedigung hat’ ist nicht neu. So what ?!
Blutleerer Deko-Streifen mit prominenter Besetzung. Man fühlt sich wie Ralph Fiennes Gesichtsausdruck (nach einem Schluck Essig).

jesse@doreen · 31.03.2009

hochinteressant! schnarsch........

doreen · 29.03.2009

hallo, ich habe den film letzten sommer in england gesehen und fand ihn klasse, aber dafür muß mann auch kira knightly mögen, denn tut man das nicht wäre der film ein horror. der film macht aber am meisten sinn in der original sprache, da der engl. akzent dafür sehr wichtig ist und zum film beiträgt. ich freu mich schon auf meine dvd die ich in 2 wochen bekomme, denn er ist seit 4 wochen in england als dvd zu erhalten!
viel spaß bei gucken!