Die Herren mit der weißen Weste (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Martin Beck

Coolness aus deutschen Landen

Manchmal, ganz manchmal stehen auch die Sterne am deutschen Filmfirmanent in Reihe und bescheren eine herrliche Gaunerkomödie, die durchaus den Drive klassischer Sixties-Gassenhauer à la Wie klaut man eine Million? oder Topkapi besitzt und dazu dann eine großartige Parade deutscher Stars antreten lässt: Martin Held, Mario Adorf, Siegfried Schürenberg, Herbert Fux, Heinz Erhardt, Hannelore Elsner, Agnes Windeck, Walter Giller, Willy Reichert – bei Die Herren mit der weißen Weste sind sie alle dabei…und legen eine bestechende Spiellaune an den Tag, die auch über 40 Jahre später noch völlig unerwartete Coolness verbreitet.
Jawohl, Coolness. In einem deutsche Genrefilm. Mit Heinz Erhardt. Und einem gewitzten bis schlauen Drehbuch (unter anderem verfasst von Produzent Horst Wendlandt), das mal wieder von einem „last stand“ einer alternden Gang erzählt – die allerdings aus ehemaligen Rechtsprechern besteht und dazu dient, Dandy Stiegler (Mario Adorf) endlich hinter Gitter zu bringen. Jener Herr konnte nämlich bisher stets entwischen, doch nun soll er mit seinen eigenen illegalen Methoden geschlagen werden. Die rüstigen Pensionäre werden zu verschmitzten Outlaws und machen Dandy bei seinen Verbrechen mächtig Konkurrenz. Dass der Anführer der Gang (Martin Held) unter einem Dach mit dem ermittelnden Inspektor/Schwiegersohn (Walter Giller) lebt, verkompliziert die Lage durchaus.

Die Herren mit der weißen Weste ist leichte Kost, durchdrungen von feinem Witz und mehr Ironie, als man einer großen deutschen Produktion aus dem Jahr 1969 jemals zutrauen würde. Das Drehbuch des Films fußt auf einer fantasievollen Ausgangsidee, die viel Munition ermöglicht und diese dann im Folgenden großzügig über den Unterhaltungsacker ballert. Wirklich schön dabei ist, dass das keineswegs einseitig passiert, sondern ein Duell fast auf Augenhöhe gestattet. Das Geschehen bleibt so abwechslungsreich und überraschend, schwungvoll unterstützt durch die straffe Inszenierung von Regisseur Wolfgang Staudte. Gar nicht mal so am Rande: Der Beat-Score von Peter Thomas und die Kamera von Karl Löb sorgen für reichlich Berlin-Flair (wo ein guter Teil der Handlung spielt).

Und maximal weitab vom Rande: Die Schauspieler leben das tolle Drehbuch und stehen hier voll im Saft. Besonders hervorzuheben sind Martin Held und Mario Adorf, die ihre Szenen allesamt auffressen, Hannelore Elsner, die man am liebsten mit ausgefahrenen Krallen anfauchen möchte, Heinz Erhardt, einfach nur, weil er Heinz Erhardt ist, und der denkwürdige Abgang von Gangster Herbert Fux – der leider Bonbons mit Plastiksprengstoff verwechselt und daraufhin (offscreen) detoniert. Die Herren mit der weißen Weste ist einer dieser filmischen Glücksfälle, bei denen sich Schauspieler und Drehbuch gegenseitig befruchten und daraus einen echten Hit erschaffen. Ein cooler deutscher Genrefilm – man kann es gar nicht oft genug verkünden.

Dass das Label Pidax ähnlich begeistert ist, beweist die aus diesem Hause eher selten anzutreffende Blu-Ray-Veröffentlichung, die allerdings gegenüber der bereits erhältlichen DVD keinen dramatischen Qualitätssprung bietet – was gar nicht allzu negativ gemeint ist, denn der Film ist nunmal nicht mehr taufrisch und die DVD hat sowohl ein knuspriges Bild als auch einen satten (Mono-)Ton. Extras sind leider nach wie vor keine anwesend.

Die Herren mit der weißen Weste (Blu-ray)

Manchmal, ganz manchmal stehen auch die Sterne am deutschen Filmfirmanent in Reihe und bescheren eine herrliche Gaunerkomödie, die durchaus den Drive klassischer Sixties-Gassenhauer à la „Wie klaut man eine Million?“ oder „Topkapi“ besitzt und dazu dann eine großartige Parade deutscher Stars antreten lässt: Martin Held, Mario Adorf, Siegfried Schürenberg, Herbert Fux, Heinz Erhardt, Hannelore Elsner, Agnes Windeck, Walter Giller, Willy Reichert.
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