Die große Sause (Jubiläumsedition)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

17 Millionen Franzosen können nicht irren

Französische Blockbuster, die sich hierzulande großer Beliebtheit erfreuen, sind beileibe keine Erfindung unserer Kinogegenwart, sondern folgen durchaus einer Tradition, die nebenbei viel erzählt über die Nachkriegsgeschichte und das Verhältnis zu unseren westlichen Nachbarn. Und dass darüber hinaus Louis de Funès zu den größten Exportschlagern des französischen Kinos gehört, der sich insbesondere und nach wie vor in Deutschland einer enormen Beliebtheit erfreut, ist ebenfalls hinlänglich bekannt. Insofern ist die Wiederveröffentlichung von Gérard Ourys Kriegskomödie Die große Sause (La grande vadrouille) auf DVD und Blu-ray eigentlich eine Selbstverständlichkeit, wenngleich Fans des quirlig-hektischen Komödianten sich insbesondere darüber freuen dürften, dass der Kassenschlager von einst (in Frankreich erreichte der Film vor 50 Jahren sagenhafte 17 Millionen Zuseher, ein Rekord, der erst von Willkommen bei den Sch’tis gebrochen werden konnte) nun in gehobener Bild- und Tonqualität vorliegt.
Noch nicht einmal eine Titeländerung, die aus dem ursprünglich Drei Bruchpiloten in Paris dann in der zweiten deutschen Synchronfassung aus dem Jahre 1974 anlässlich einer Wiederaufführung in den deutschen Kinos Die große Sause machte, konnte der Popularität des Films schaden. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass man den Spott über die deutschen Besatzer, an dem der Film nicht spart, in der Bundesrepublik um rund 22 Minuten kürzte — bei allen Bemühungen um gutnachbarschaftliche Beziehungen war so mancher Scherz über die boches dann doch ein wenig zu viel. Im Übrigen enthält die vor kurzem erschiene Jubiläumsedition des Kassenknüllers von einst sowohl die ursprüngliche deutsche Synchronfassung aus dem Jahre 1967 wie auch die 1974 neu vertonte Fassung zur Wiederaufführung.

Paris im Jahre 1942: Drei Besatzungsmitglieder einer Maschine der Royal Air Force werden über der französischen Hauptstadt abgeschossen und können sich nur knapp mit Fallschirmen aus dem Flugzeug retten. Glücklicherweise gelingt es den voneinander getrennten Männern, sich vor den deutschen Besatzern in Sicherheit zu bringen, doch dann muss die Wiederzusammenführung und die Flucht in den „neutralen“ Teil des Landes organisiert werden. Dank wackerer französischer Helfer wie dem hochnäsigen Dirigenten LeFort (Louis de Funès) und dem schlichten, aber herzensguten Malermeister Augustin Bouvet (dargestellt vom Komödianten und Chansonnier Bourvil) gelingt die Flucht — auch wenn die Komplizenschaft der beiden höchst unterschiedlichen Männer erst dann erfolgt, als sie selbst von den Nazis verfolgt werden. Nach zahlreichen Missgeschicken, nächtlichen Verwechslungen und sonstigem Tohuwabohu gelingt schließlich die spektakuläre Flucht vor den Verfolgern — und das ausgerechnet in zwei Segelflugzeugen.

De Funès und Bourvil hatten bereits kurz vor Die große Sause mit Scharfe Sachen für Monsieur (Le corniaud, 1965) gezeigt, dass sie als Duo bestens miteinander harmonierten, wobei hier doch erstaunt, dass die Handlung keineswegs allein auf das Charisma von de Funès zugeschnitten, sondern auf verschiedene Schultern verteilt wurde. So glänzt etwa der Komiker und Parade-Brite Terry-Thomas mit knarzendem militärischem Gehabe und furchterregendem Schnurrbart, wie man ihn aus unzähligen anderen Rollen des heiteren Abenteuer-Kinos jener Zeit wie Eine total, total verrückte Welt (It’s a Mad Mad Mad Mad World) und Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten (Those Magnificent Men in Their Flying Machines, 1965) kennt.

Nicht zuletzt deshalb erweist sich Die große Sause als großartige Ensemblekomödie, die überwiegend heiter und im Stil einer boulevardesken Verwechslungskomödie vom Zweiten Weltkrieg und der Besetzung Frankreichs durch Nazideutschland als knallbuntem, turbulentem und überaus harmlosem Abenteuer und großem Jux erzählt, bei dem vor allem de Funès bei seinem Auftritt als Dirigent seine helle Freude gehabt haben dürfte. Der Legende nach übte der Maestro der Hektik drei Monate lang vor dem Spiegel die Bewegungen ein und wurde nach der Szene von den Mitgliedern des Orchesters ob seiner Leistung mit Ovationen bedacht.

Die große Sause (Jubiläumsedition)

Französische Blockbuster, die sich hierzulande großer Beliebtheit erfreuen, sind beileibe keine Erfindung unserer Kinogegenwart, sondern folgen durchaus einer Tradition, die nebenbei viel erzählt über die Nachkriegsgeschichte und das Verhältnis zu unseren westlichen Nachbarn. Und dass darüber hinaus Louis de Funès zu den größten Exportschlagern des französischen Kinos gehört, der sich insbesondere und nach wie vor in Deutschland einer enormen Beliebtheit erfreut, ist ebenfalls hinlänglich bekannt.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen