Die Große Depression – Eine Komödie zur Lage der Nation

Eine Filmkritik von Katrin Knauth

Sind wir noch zu retten?

Gartenzwerge, Kuckucksuhren, Currywürste, Schnauzbärte — alles deutsche Eigenheiten, die gern mit unserem Volk in Verbindung gebracht werden. Doch sind wir Deutschen auch permanent pessimistisch, depressiv und ständig am Jammern? Jungregisseur Konstantin Faigle ist davon überzeugt und versucht in seinem neuen Dokumentarfilm Die Große Depression der Sache ordentlich auf den Grund zu gehen. Bereits der Untertitel weist darauf hin, dass er sich dem Thema alles andere als auf miesepetrige Weise nähert. Humor und Ironie durchziehen den Film über die Lage der Nation und stellen damit womöglich, die einzige Lösung dar, der deutschen Schwermut erfolgreich Abhilfe zu verschaffen.
Faigle weiß, wovon er spricht, weil er selbst bereits als Kind der Gemütskrankheit zum Opfer fiel und unter eingebildeten Allergien und Schwermutsattacken litt. Geheilt wurde er damals nicht ganz, denn noch heute neigt er zum Schwarzsehen und Lamentieren. Er befürchtet und zweifelt, dass nun auch sein bald geborenes Kind unter Trübsal leidet, verursacht durch die gesamtdeutsche Weltuntergangsstimmung oder gar vererbt als deutsches Schwermutsgen durch ihm. Um seine Zweifel aus dem Weg zu räumen, begibt er sich mit seinem Team und einem Kleinbus auf Deutschlandreise.

Was folgt, ist ein buntes, ethnologisches, historisches und soziologisches Potpourri, das immer wieder um die deutsche Kultur des Jammerns, die deutsche Mentalität und die Gründe der deutschen Schwermut kreist, angereichert mit TV-Ausschnitten, Landschaften, Stadtansichten, Spielszenen und Kommentaren. Die Briten meinen, uns Deutschen fehlt der Humor. Die Asiaten halten uns für arrogant. Experten wie Alice Schwarzer, Prof. Walter Jens und Prof. Dr. Ortwin Renn kommen zu Wort. Letzter ist Sozialpsychologe und Risikoforscher und konstatiert, dass die Deutschen die Proportionen im Krisenfall nicht mehr richtig einschätzen und belegt exemplarisch seine These. „Ein Beispiel ist die BSE-Krise: Wir hatten insgesamt etwa 135 Tote europaweit durch BSE in den letzten 25 Jahren. Das entspricht genau der Zahl von Toten, die durch das unachtsame Trinken von Lampenöl gestorben sind“.

Faigle reist in die Region, in der laut einer wissenschaftlichen Studie, die glücklichsten Menschen Deutschlands wohnen und dorthin, wo die unglücklichsten Landsleute zu hause sind. Er mischt sich unter Leipziger Hartz-IV-Demonstranten und hört sich das Leid afrikanischer Asylbewerber an. Er chauffiert seinen Vater mit einem Porsche durch sein schwäbisches Heimatdorf, da er vermutet, dass auch Neid eine der besonders stark ausgeprägten negativen Eigenschaft der Deutschen ist. Faigle spart nicht mit Ausschnitten aus seinem eigenen Leben und legt uns somit einen sehr persönlichen Film vor. Er erinnert an den Stil von Michael Moore, ist jedoch fern von dessen Polemik, Polarisierung und Propaganda. Faigle hält uns Deutschen ein Spiegel vor die Augen und ist selbst erstaunt, wie viel Sympathie und Optimismus er darin findet.

Die Große Depression ist der zweite lange Dokumentarfilm von Konstantin Faigle. Für seinen Debütfilm Out of Edeka wurde er 2002 mit dem Bayrischen Dokumentarfilmpreis geehrt. Seine Filmographie ist eine vielfältige Melange aus Kurzfilmen, Hörspielen, Musikvideos und Puppentrickfilmen. Wir können gespannt sein, was er als nächstes fabriziert.

Die Große Depression – Eine Komödie zur Lage der Nation

Gartenzwerge, Kuckucksuhren, Currywürste, Schnauzbärte — alles deutsche Eigenheiten, die gern mit unserem Volk in Verbindung gebracht werden. Doch sind wir Deutschen auch permanent pessimistisch, depressiv und ständig am Jammern?
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Meinungen

· 18.09.2006

Top Sache das, genau so sieht es aus in good old Germany!!!

Fay Grambart · 07.02.2006

Klasse Film, hat mir sehr gut gefallen!

berthold · 09.09.2005

ein Film, den man nicht so
schnell vergisst. Ich freue
mich darauf, den Film ein
zweites Mal im Fernsehen
(wann?) zu sehen!

Helga · 07.09.2005

Michael Moore und sein schwäbischer Musterschüler.

luca · 30.08.2005

ich fand den film nicht besonders. die freundin spielt schlecht, letztendlich fehlt mir der faden und eine quintessenz. eher für den film sprechen die typen, die zu wort kommen.... der matrix-mönch, die mem-expertin...einfach geil, auch die eltern wirken sehr sympathisch. aber ob so ein film dann wirklich in die kinos muss, ist die frage. als homevideo hätte es auch gereicht.

@snacki · 09.08.2005

JAAAAAAAAAAAA, Deckname Dennis, GRANDIOSER Film...
So was machen die heut ja gar nicht mehr ;-)

Snacki · 09.08.2005

Kann sich noch jemand an die Glanzleistung DECKNAME DENNIS erinnern? So in der Richtung ist der Film: oft unfreiwillig komisch, mit seinen besten Szenen im Osten Deutschlands. Nicht vom Titel beeindrucken lassen: DIE GROSSE DEPRESSION ist echt lustig!