Die Filme von Alejandro Jodorowsky (DVD)

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

It's magic!

Wer in Deutschland den Film El topo von Alejandro Jodorowsky sehen wollte, der musste lange suchen, Beziehungen spielen lassen, sich Importe besorgen. Der Film war hierzulande lange Zeit schwer zu finden. Nun erscheint er (analog zu den internationalen DVD-Sammlungen zu Jodorowsky) zusammen mit den Filmen Fando und Lis und Der heilige Berg sowie mit viel wertvollem Bonus-Material und den Original Soundtracks zu El topo und Der heilige Berg auf DVD: ein Muss für alle, die sich auch nur im Entferntesten mit dem Kult-Künstler beschäftigen wollen.
Alejandro Jodorowsky gilt als einer der Kultregisseure schlechthin. Durch nur einen einzigen Film — der eben genannte Quasi-Western El topo aus dem Jahr 1970 — wurde Jodorowskys Kultstatus und mit ihm die sogenannten Midnight Movies begründet. Dabei wird Jodorowsky weniger mit seinem Heimatland Chile in Verbindung gebracht — und genießt auch dort nicht unbedingt den Ruf, den er sich in aller Welt mit seinen Filmen erarbeitet hat. Er gehört vielmehr der internationalen denn der Filmgeschichte des Andenlandes an und wird gerne mit John Lennon und Marilyn Manson in Verbindung gebracht. Die in der Sammlung präsentierten Filme sind allesamt in Mexiko gedreht und aus seiner dichtesten filmischen Schaffensphase am Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre.

Mit Fando und Lis (1968), Jodorowskys provokantem Debütfilm über eine sadomasochistische Liebe, wird die DVD-Sammlung eröffnet. Das Meisterwerk El topo (1970) bildet das Zentrum und zeigt auch den Schauspieler Jodorowsky, der die Rolle des Protagonisten, des Maulwurfs („el topo“), in der eigenwilligen wie dicht mit Symbolen bestückten Geschichte übernimmt. In allen drei Filmen schafft Jodorowsky Bilder, die im Gedächtnis bleiben, die in ihrer Grausamkeit, Skurrilität und Surrealität einzigartig sind und gerade deshalb — wie die eines Luis Buñuel — nicht mehr wegzudenken sind aus dem Bilderschatz der Filmgeschichte: Beschriebene Körper, Schauplätze voller blutiger Leichen, eine Prozession aufgespießter Tierkadaver, ein menschliches Gesicht voller Ameisen, Vögel, die aus der Schusswunde eines Menschen emporfliegen, das alles sind Traumbilder, die Geschichte schreiben.

Der heilige Berg (1973) erscheint in seiner digital restaurierten Neufassung, die den Film zwar ein wenig seiner Aura beraubt, ihn aber eben mit schärferen Bildern und einer stimmigeren Farbgebung ausstattet. Während der Film zwar auch Elemente der lateinamerikanischen Geschichte beinhaltet, so dreht er sich doch aber vor allem um Versatzstücke aus christlicher Erzählung und Ikonografie, die ins Heute transportiert, auf surreale Weise karikiert werden und letztendlich mit dem Mystizismus in Person eines okkulten Meisters (wiederum dargestellt von Jodorowsky selbst) verbunden werden. Der Film ist ein einziger phsychedelischer Trip, der 1973 zum Skandal für die Internationalen Filmfestspiele von Cannes wurde.

Erst im vergangenen Jahr feierte Jodorowskys — nach 23-jähriger Schaffenspause — jüngster Film La danza de la realidad (Chile/Frankreich 2013) in Cannes seine internationale und auf dem Filmfest München seine Deutschlandpremiere, in dem Jodorowsky aus seiner Kindheit in Chile erzählt. Das Münchner Filmfest widmete dem Kultregisseur, Schauspieler und Autor darüber hinaus eine Retrospektive und zeigte seine wichtigsten filmischen Werke. Die Interviews mit Jodorowsky im Rahmen des Festivals in München sind auf der DVD-Box ebenso enthalten wie dessen Ausführungen zu seinen Spezialthemen wie Tarot und der von ihm entwickelten Psychomagie.

Wer Jodorowsky noch nicht kennt, der enthält ein umfassendes Bild von ihm im Laufe der vielen Stunden an Filmmaterial, welches die Sammlung zu bieten hat. Und alle Jodorowsky-Fans finden dort außerdem viele wunderbare Kleinigkeiten: Zum Beispiel Jodorowskys frühen Kurzfilm Die Krawatte (1957, 21 Minuten) oder auch deleted scenes aus Der heilige Berg. Wem die Filme nicht genügen, der kann sich mit Hilfe der beiden Audio-CDs, die den Original Soundtrack zu den Filmen El topo und Der heilige Berg enthalten, in die Welt Jodorowskys hineinversetzen.

Die Filme von Alejandro Jodorowsky (DVD)

Wer in Deutschland den Film „El topo“ von Alejandro Jodorowsky sehen wollte, der musste lange suchen, Beziehungen spielen lassen, sich Importe besorgen. Der Film war hierzulande lange Zeit schwer zu finden. Nun erscheint er (analog zu den internationalen DVD-Sammlungen zu Jodorowsky) zusammen mit den Filmen „Fando und Lis“ und „Der heilige Berg“ sowie mit viel wertvollem Bonus-Material und den Original Soundtracks zu „El topo“ und „Der heilige Berg“ auf DVD: ein Muss für alle, die sich auch nur im Entferntesten mit dem Kult-Künstler beschäftigen wollen.
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