Die Farbe der Milch

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Jungs sind doof. Oder doch nicht?

Jungs und die Liebe so die feste Überzeugung der zwölfjährigen Selma (Julia Krohn), machen nichts als Ärger und Probleme. Selma weiß das ganz genau, denn schließlich ist ihre Mutter bei der Geburt der Tochter gestorben. Und das war schließlich auch eine Folge der Liebe, oder? Und wenn sie sich anschaut, wie lange die längst beschlossene Hochzeit zwischen ihrer Tante Nora (Ane Dahl Torp) und deren Freund (Kim Sørensen) auf sich warten lässt und wie ihr Vater(Reidar Sørensen) und ihre Stiefmutter (Andrine Saeter) sich bereits jetzt nichts mehr zu sagen haben, dann bestätigt das Selma noch mehr in ihrer Haltung. Für sie steht jedenfalls fest, dass sie mit Jungs nicht das Geringste am Hut hat. Viel lieber will sie ihr Leben der Wissenschaft widmen und am besten später einmal den Nobelpreis erringen.
Zwar hat sie mit ihren Freundinnen einen Pakt geschlossen, sich niemals mit Jungs einzulassen, doch Ingun und Elin geben ihren Widerstand gegen die Verlockungen des „starken Geschlechts“ schnell auf. Selma aber bleibt hart und stürzt sich lieber auf die Forschung, um die geheimnisvollen Kräfte, die der Natur innewohnen, zu erkunden. Doch dann passiert „es“ auch ihr – und zwar in Gestalt von Andy (Bernhard Naglestad), der ihr manche schwierige Nuss zu knacken gibt. Und da gibt es auch noch den geheimnisvollen Jungen aus Schweden (Gustav Skarsgård), der sie neugierig macht. Als Selmas Sommer vorbei ist, ist nichts mehr so wie zuvor…

Immer wieder schafft es die Regisseurin Torun Lian, nahezu unter Vermeidung aller Klischees über die erste Liebe, in ihrem Film Die Farbe der Milch / Ikke Naken die chaotische kleine Gefühlswelt ihrer jungen Protagonistin ins rechte Licht und entzückende kleine Szenen zu packen, die die ganze Bandbreite jener turbulenten Jahre der erwachenden Sexualität und der erste Liebe schildern. Bisweilen ist Selma zwar entsetzlich altklug und verkopft, doch schon im nächsten Moment verliert sie jede aufgesetzte Sicherheit und sieht sich ihren mühsam unterdrückten Gefühlsanstürme vollkommen hilflos gegenüber. Es ist schon erstaunlich, wie gut die junge Darstellerin Julia Krohn diesen Spagat hinbekommt und wie sehr sie als Figur diesen Film trägt und beherrscht – mitunter sogar so sehr, dass die Welt der Erwachsenen als die eigentlich kindische Seite erscheint und Selma als die Vernünftige und Erwachsene agiert. Allerdings – und das ist fast so etwas wie die Moral dieses sehenswerten Filmes über Irrungen und Wirrungen der ersten Liebe – so ganz ohne Erwachsene und ohne Jungs geht es dann doch nicht…

Die Farbe der Milch

Jungs und die Liebe so die feste Überzeugung der zwölfjährigen Selma (Julia Krohn), machen nichts als Ärger und Probleme.
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Meinungen

· 30.10.2008

Ein wunderbarer Film, der sehr anschaulich die beginnene Pupertät darstellt. Wir haben richtig mitgefühlt.

Christian Kröger · 31.01.2007

Haben den Film auf den nordischen Filmtagen in Lübeck im Jahr 2005 gesehen. Der Film ist ganz liebevoll gemacht und gehörte zu den Highlights der Filmtage.