Die Erde stirbt - Geburten verboten

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Die Kein-Kind-Politik

In den späten 70er Jahren veränderte Star Wars das Gesicht der Science Fiction. Große Effektspektakel waren an der Tagesordnung, vergessen die sozialkritische Science Fiction, die zuvor das Jahrzehnt dominiert hat. In England wurde 1972 Die Erde stirbt – Geburten verboten produziert, eine Dystopie der nahen Zukunft, in der Oliver Reed und Geraldine Chaplin die Hauptrollen spielen.
Die nahe Zukunft: Die Umwelt ist so verschmutzt und die Luft so voller Smog, dass man ohne Atemmaske nicht mehr hinausgehen kann. Die Welt ist hoffnungslos überbevölkert, die meisten Tier- und Pflanzenarten sind ausgestorben, das Leben, wie man es einst kannte, nicht mehr vorhanden. Und die Überbevölkerung wächst. Darum gibt die Regierung ein Edikt heraus: In den nächsten 30 Jahren darf kein Kind mehr geboren werden. Da die Menschen sich aber natürlich Kinder wünschen, werden sie mit künstlichen ausgestattet, die das Bedürfnis stillen sollen. Ein Paar will sich dem Edikt jedoch nicht hingeben. Obschon auf die Geburt eines Kindes die Todesstrafe steht, entscheiden sie sich für ein Baby – mit fatalen Folgen.

Die Erde stirbt – Geburten verboten ist das, was man eine vergessene Perle nennen könnte. Dieser SF-Film lebt von seiner düsteren und bedrückenden Stimmung. Er zeichnet mit harschen Farben das Bildnis einer unmenschlichen Welt, in der die Probleme der Gegenwart um ein Vielfaches potenziert sind. Ähnlich Filmen wie Soylent Green oder Lautlos im Weltall bietet auch diese britische Produktion einen Ausblick auf die Zukunft, der frei von Hoffnung ist. Denn obschon der Film in gewisser Weise ein Happy End zu bieten hat, ist dieses doch mit einem Fragezeichen versehen.

Gezeichnet wird eine Gesellschaft nicht unähnlich der aus 1984, in der niemand frei ist und Vater Staat überall die Kontrolle ausübt, bis hinein in die Köpfe der Menschen, die sich nicht nur gegen ihresgleichen stellen, sondern einem wütenden Mob gleich ein Paar mit seinem Baby verfolgen. Michael Campus‘ Film ist ein Kind seiner Zeit, der die Ängste der frühen 1970er Jahre verkörpert. Die Angst vor einer Umwelt, die durch den Raubbau des Menschen unwirtlich wird, die Angst vor dem Künstlichen und damit der Verlust des Authentischen. Plastik und Fertigessen nahmen in den 70ern ihren Erfolgskurs auf, immer mehr schien „falsch“ zu sein, während der Wunsch des Menschen einzig und allein ist, etwas Echtes zu erleben und zu erfahren. Und das beinhaltet auch die Kinder, die ein Sinnbild dafür sind, dass alles besser werden kann. In ihnen manifestiert sich die Hoffnung darauf, dass das Leben nicht nur weitergeht, sondern auch schöner sein kann als das, was man selbst erlebt hat. Aber in einer Welt, in der diese Hoffnung mit künstlichen Kindern erstickt wird, ist das Ende des Seins vorprogrammiert. Entsprechend bedrückend gestaltet sich Die Erde stirbt – Geburten verboten. Ein obskurer Film, der auf Wiederentdeckung wartet.

Die Erde stirbt - Geburten verboten

In den späten 70er Jahren veränderte „Star Wars“ das Gesicht der Science Fiction. Große Effektspektakel waren an der Tagesordnung, vergessen die sozialkritische Science Fiction, die zuvor das Jahrzehnt dominiert hat. In England wurde 1972 „Die Erde stirbt – Geburten verboten“ produziert, eine Dystopie der nahen Zukunft, in der Oliver Reed und Geraldine Chaplin die Hauptrollen spielen.
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