Die drei Räuber

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Drei hinreißend liebenswerte Ganoven

Es war einmal ein kleines Mädchen namens Tiffany, das hatte gerade seine Eltern verloren und soll fortan ihr Leben in einem Waisenheim fristen, das – Schreck lass nach – von einer entsetzlich bösen Tante geleitet wird. Tapfer besteigt die kleine Tiffany die Kutsche, die sie gemeinsam mit ihrer Puppe Pimpernella in das Kinderheim bringen soll, doch das Schicksal hat anderes mit ihr vor. Denn im Wald, da sind die Räuber… Und im Falle dieser Geschichte sind es drei an der Zahl, von denen der erste mit einem Blasebalg, der zweite mit einem großen roten Beil und der dritte mit einer Donnerbüchse bewaffnet ist. Doch als die drei nach gewohnter Art die Kutsche der kleinen Tiffany ausrauben wollen, erleben sie eine bittere Enttäuschung, denn statt des erhofften Geschmeides finden sie nur das Mädchen und seine Puppe vor. So ein Ärger…
Schon wollen die drei Gesellen verärgert den Tatort verlassen, da kommt ausgerechnet ihr Opfer auf eine brillante Idee: Wie wäre es, sich von den Räubern entführen zu lassen? Denn auf diese Weise, so denkt sich Tiffany, käme sie um das Kinderheim herum. Nur: Wer will schon für ein Waisenkind „Lösegold“ bezahlen? Auch für dieses kleine Problem weiß die blitzgescheite Göre eine Antwort: Sie gaukelt den nicht gerade mit Klugheit gesegneten Räuber vor, sie sei die Tochter eines steinreichen Maharadschas. Schon bald muss Tiffany feststellen, dass die drei Ganoven einer führenden Hand bedürfen, und so dauert es nur kurze Zeit, bis sie das Ruder in die Hand nimmt. Zumal sie entdeckt hat, wie es in dem Kinderheim, in dem sie eigentlich leben sollte, wirklich zugeht. Und mit Hilfe ihrer drei neuen Freunde, die eigentlich ganz lieb und freundlich sind, macht sich Tiffany daran, die armen Kinder aus den Fängen der schrecklichen Tante zu befreien…

Kaum zu glauben, dass Tomi Ungerers etwas anderes Märchen von den drei Räubern schon knapp 45 Jahre auf dem Buckel hat – so modern und frisch wirkt die herrlich unkorrekte und nur bedingt pädagogisch wertvolle Moritat, die Erwachsenen mindestens ebenso viel Spaß machen dürfte wie den „lieben Kleinen“. Hayo Freitags Verfilmung von Ungerers Erzählung trifft den Ton der Vorlage sehr gut und kann darüber hinaus noch mit einigen prominent besetzten Sprecherrollen aufwarten, die auch der Dialogebene den nötigen Biss verleihen. Da spricht etwa Joachim Kròl den Räuber Malente, Bela B. Felsenheimer den Kollegen Flinn und Charly Hübner den dritten Gauner im Bunde namens Donnerjakob. Auch Katharina Thalbachs herrlich knarzendes Organ kommt in der Rolle der wunderlichen Tante bestens zur Geltung, ebenso wie Elena Kreils Stimme, die der Tiffany die richtige Mischung aus kindlicher Süße und hörbarem Schalk im Nacken gibt. Geschmackssache ist freilich die Art der Animation: Zwar wirken die 2D-Zeichnungen in Zeiten von High-Tech-Animationen à la Ratatouille beinahe antiquiert, doch zugleich transportieren sie Ungerers Charme und Intention perfekt, zumal sie voller bizarrer kleiner Details stecken. Zugleich verdeutlicht das nostalgische Flair, dass es Kindern vermutlich viel eher auf eine charmante Geschichte als auf eine ausgeklügelte technische Materialschlacht ankommt, die wohl häufig eher auf das erwachsene Begleitpersonal abzielt. Und so ist dem Film Die drei Räuber einiges an Zuspruch in den Kinos zu wünschen, steht er doch für eine weitere, eher kratzbürstige Facette des Kinderfilms.

Der Film Die drei Räuber wurde von der Filmbewertungsstelle Wiesbaden (FBW) mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ ausgezeichnet.

Die drei Räuber

Es war einmal ein kleines Mädchen namens Tiffany, das hatte gerade seine Eltern verloren und soll fortan ihr Leben in einem Waisenheim fristen, das – Schreck lass nach – von einer entsetzlich bösen Tante geleitet wird.
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Meinungen

· 02.04.2008

einfach sensationel tricktechnisch für deutsche finanzen gut aber die story ist spitze,echt scräge caraktere

OFrenz · 25.11.2007

Ich muss Herrn Buchholz beipflichten. Einem Kind unter 6 Jahren diesen Film zu zeigen, würde ich nicht verantworten wollen. Wir sind nach einer Viertelstunde aus dem Film gegangen. Ich bin im scheinbaren Gegensatz zu "stef" nicht der Meinung, dass ich mein 5-jähriges Kind erst traumatisieren muss, damit sie besser auf das wahre Leben vorbereitet ist !

stef · 22.10.2007

S.H. Buchholz möchte Kindern wohl nur liebliche Filme zeigen, und sie damit um die lebenswichtige Erfahrung des Erlebens und Verarbeitens von Traumata bringen. Die Kinder brauchen solche Filme - erst recht, wenn sie so gut gemacht sind und so fantasievoll wie dieser!

· 21.10.2007

Uns hat der Film sehr gut gefallen, allerdings ist er nur für Kinder geeignet, die Sinn für Skurriles und Düsteres haben. Wer die Ravensburger-Ästhetik und Benjamin Blümchen bevorzugt, ist in diesem Film sicher fehl am Platz.

K.-H. Wernersen · 17.10.2007

Hallo Herr Buchholz,

haben Sie einer Pressevorfühgun beigewohnt, oder woher wissen Sie das vor dem offiziellen Filmstart?

Beste Grüße,

K.-H. Wernersen

S.H. Buchholz · 15.10.2007

viel zu düster und für Kinder unter 6 Jahren völlig ungeeignet. Die Filmmusik würde man bei Jugendlichen zerreisen wg. des Inhalts.
Alleine die Figuren außer Tiffany erinnern eher an einen Gruselfilm - ich empfehle sich das genau zu überlegen diesen Film seinen Kindern zu zeigen.