Die Bewohner der Eremitage

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Einsiedlerleben

Die Eremitage in St. Petersburg ist eine kleine Welt für sich. Der Gebäudekomplex verfügt über rund 1000 Räume, von denen ungefähr 350 mit über 60.000 Exponaten für den Publikumsverkehr geöffnet sind, weitere drei Millionen lagern in den ausgedehnten Archiven. Jährlich besuchen drei bis vier Millionen Menschen aus der ganzen Welt den ausgedehnten Komplex, während sich 2.500 Angestellte um die Erhaltung des weltweit einzigartigen Museums kümmern.
Die niederländische Filmemacherin Aliona van den Horst, die 1970 in Russland geboren wurde, hat in ihrem Film Die Bewohner der Eremitage / The Hermitage Dwellers einigen Bewohnern dieser kleinen Stadt nachgespürt und stellt dabei fest, wie sehr sie mit „ihrer“ Eremitage verbunden sind – für viele der Angestellten eine Verbindung auf Lebenszeit, einige der Frauen arbeiten bereits seit sechzig Jahren dort.

Eremitaschniks, so nennen sich die Mitarbeiter stolz, und beinahe jeder von ihnen weiß unzählige Geschichten über das Museum zu berichten. So etwa die Kuratorinnen, die viele der Ikonen vor den Bilderstürmereien der Sowjets retten konnten. Dann ist da noch Vadim, der junge Mann mit den Piercings, der hier in den Räumen des Museums und vor Rembrandts Bildnis „Der verlorene Sohn“ Ruhe findet, um sich von den traumatischen Kriegserlebnissen in Aserbaidschan zu erholen. Oder die Atomingenieurin Valentina, die ihren Job zu Zeiten der Perestroika verlor und die sich mit ihrer Arbeit im Museum die schmale Rente aufbessert.

Neben den Einzelschicksalen, die sich mit der Eremitage verbinden, erzählt die Regisseurin aber auch die Historie des Museums selbst, das seinen Ursprung in der Sammelleidenschaft der Zarin Katharina der Großen hat. So spannt Aliona van den Horst den Bogen von der großen Geschichte zu den kleinen Geschichten, vom Leben berühmter Persönlichkeiten zu den Lebensläufen ganz normaler Russen, von der Erhabenheit der Kunst zu den Überlebensstrategien realer Menschen im Lauf der wechselvollen Historie Russlands.

Die Bewohner der Eremitage

Die Eremitage in St. Petersburg ist eine kleine Welt für sich. Der Gebäudekomplex verfügt über rund 1000 Räume, von denen ungefähr 350 mit über 60.000 Exponaten für den Publikumsverkehr geöffnet sind, weitere drei Millionen lagern in den Archiven.
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Meinungen

KEXXEN · 11.12.2006

Absolut Klasse Film ... lohnt sich wirklich die Kinokarte zu kaufen