Die Bettlektüre

Im Reich der Zeichen

Die Filme Peter Greenaways sind eine Ausnahmeerscheinung in der Welt des schönen Scheins, Kopfgeburten eines intellektuellen Flaneurs zwischen Film, Malerei und Philosophie, verzeigte und ausufernde Essays über die stets wiederkehrenden Themen Kunst, Sexualität und Tod und Experimente in Form, Farbe, Struktur und Erzählung. So auch sein Film Die Bettlektüre, der 1996 in die Kinos kam und für den Greenaway gemäß dem Thema des Films mittels artifizieller Montagen und extrem durchkomponierter Bilder selbst zum Kalligraphen wurde.

Die kleine Nagiko (Vivian Wu) ist die Tochter eines berühmten japanischen Kalligraphen. Jedes Jahr zu ihrem Geburtstag schreibt ihr Vater ihr die Geschichte der Erschaffung des Menschen auf ihr Gesicht, ein Kunstwerk, das schließlich im Nacken signiert wird. Fasziniert von diesem Ritus des „Be-Schreibens“ und der Lektüre des bald 1000 Jahre alten Kopfkissenbuches von Sei Shonagan entschließt sich Nagiko, selbst ein Tagebuch zu führen.

Als 18-Jährige wird Nagiko gezwungen, den Neffen des homosexuellen Verlegers zu heiraten, der ihren Vater ausnutzt und unterdrückt. Doch die Ehe ist nicht glücklich, denn ihr Ehemann hat keinerlei Verständnis für Nagikos bibliophile und kalligraphische Leidenschaften und verbrennt aus Missgunst ihre Tagebücher. Die junge Frau flieht nach Hongkong, wo sie fortan als Model arbeitet und immer wieder die Nähe zu Kalligraphen sucht, die ihren Körper mit Schriftzeichen und Geschichten bedecken. Erst als sie den jungen Übersetzer Jerome (Ewan McGregor) kennen lernt, gewinnt Nagiko Vertrauen zu ihren literarischen Fähigkeiten, doch der Verleger ihres Vaters interessiert sich erst für ihre Literatur, als sie ihm statt beschriebener Blätter Männer mit Schriftzeichen auf der Haut schickt. Fortan wird jedes neue "Buch" mit Spannung erwartet und auch Nagiko arbeitet mit Eifer an den Büchern, denn sie sind ihr Weg, auf subtile Weise Rache für ihren Vater an dem Verleger zu nehmen Doch als Jerome sich aus unerwiderter Liebe zu Nagiko das Leben nimmt, scheint sich ihr Plan gegen sie selbst zu wenden.

Ein erschreckend perfektes, intellektuell äußerst anspruchsvolles und kühl stilisiertes Werk, eine filmische Phantasmagorie über das Reich der Zeichen.

Die Bettlektüre

Die Filme Peter Greenaways sind eine Ausnahmeerscheinung in der Welt des schönen Scheins, Kopfgeburten eines intellektuellen Flaneurs zwischen Film, Malerei und Philosophie, verzeigte und ausufernde Essays über die stets wiederkehrenden Themen K

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