Dias de Santiago

Psychogramm eines Kriegsheimkehrers

Als Santiago Román (Pietro Sibille) nach dreijährigem Kriegsdienst und Kämpfen gegen Ecuador und die Terroristen des Leuchtenden Pfad nach Lima zurückkehrt, muss er sich zuerst einmal wieder in der Gesellschaft orientieren und zurecht finden. Obwohl er gerade mal 23 Jahre alt ist, hat die Gewalt der letzten Jahre ihn bereits geprägt und wird ihn vermutlich sein Leben lang nicht mehr loslassen. Trotzdem bemüht er sich, wieder ein ganz normales Leben aufzunehmen, doch das ist schwieriger als er ahnt. Seine Frau hat in Wirklichkeit längst einen anderen gefunden, die Ausbildung zum Informatiker ist zu teuer und der letzte Lohn reicht nicht einmal für den dringend benötigten Kühlschrank. Er war gut genug, um seinen Kopf hinzuhalten, doch was Santiago nun nach seiner Entlassung aus seinem Leben macht, ist seine Sache. Verbitterung macht sich breit.

Als seine Ehe endgültig scheitert, spitzt sich seine Lage zu, er wird langsam zu einer lebenden Zeitbombe, und es ist nur eine Frage der Zeit, wann sich seine Frustrationen entladen werden. Sein Hass auf Frauen nimmt zu, in der Enge der elterlichen Wohnung, in die er zieht, wird Santiago zunehmend paranoider; er versucht mühsam, anständig zu bleiben und die Stimmen und Bilder in seinem Kopf in Zaum zu halten. Für ihn gibt es nur noch Freunde oder Feinde, Überfälle, Rettungsaktionen und Ausbrüche, sein Leben ist ein einziger Krieg geworden. Denn die Gesellschaft, in der er sich nun bewegt, kommt ihm zunehmend chaotisch, sinnlos und unstrukturiert vor. Langsam versinkt Santiagos Leben in einem Strudel von Gewalt, Enge und Wahn, bis alles auf einen einsamen Höhepunkt zuläuft…

Mehr als einmal erinnert der desillusionierte Kriegsheimkehrer Santiago an den Vietnamveteranen Travis Bickle in Martin Scorseses Taxi Driver, zumal hier wie dort ein Taxi den Lebensunterhalt sichern soll. Doch gleichzeitig ist Dias de Santiago ganz anders, der Film wirkt fiebrig und nervös vibrierend, voll verhaltener Energie und übt einen beinahe unwiderstehlichen Sog aus. Dabei erzählt der junge Regisseur Josué Méndez viel weniger eine gradlinige Geschichte als vielmehr einen Zustand, der zugleich Psychogramm eines Einzelnen und Reflektion über die peruanische Gesellschaft ist, die mit sich selbst im Ausnahmezustand lebt. Ein sehenswertes und beängstigendes Filmexperiment.

Dias de Santiago

Als Santiago Román (Pietro Sibille) nach dreijährigem Kriegsdienst und Kämpfen gegen Ecuador und die Terroristen des Leuchtenden Pfad nach Lima zurückkehrt, muss er sich zuerst einmal wieder in der Gesellschaft orientieren und zurecht finden.

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