Der vierte Mann

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Das perfekte Verbrechen

Auf dem Cover heißt es, Der vierte Mann sei „Quentin Tarantinos Inspiration für Reservoir Dogs“ gewesen– ganz falsch liegt man damit nicht, da das Heist-Movie ähnliche Motive benutzt, auch wenn die Geschichte gänzlich anders ist. Das Element der Gaunerbande, deren Mitglieder sich untereinander kennen, ist jedoch beiden Werken gemein.
Der Ex-Häftling Joe wird beschuldigt, Teil eines ausgeklügelten Bankraubs gewesen zu sein. Aber er ist unschuldig. Joe will nun selbst seine Unschuld beweisen. Doch das ist leichter gesagt als getan. Denn die vier Bankräuber trugen alle Masken – nur der Anführer kennt die Identitäten von allen, die anderen wissen nicht, mit wem sie gearbeitet haben. In Mexiko soll die Beute geteilt werden. Dorthin kommt auch Joe, der die Identität eines der Maskenmänner annimmt.

Der vierte Mann ist ein stilechter Film Noir mit einem Helden, der dieser Filmgattung mehr als würdig ist: Ein gerade entlassener Häftling, der sich selbst quält, missverstanden ist und von der Polizei sofort verdächtigt wird. B-Film-Darsteller John Payne spielt mit Elan, so wie ein Jahr später auch in Taxi 539 antwortet nicht, der ebenfalls unter der Regie von Phil Karlson entstand und bei Chandler Film auf dem Programm steht. In Nebenrollen agieren der junge Lee Van Cleef und Jack Elam, beides Mimen, die mehr als ein Jahrzehnt später mit Italowestern für Furore sorgen sollten. Sie sind Teil eines Ensembles, das besser nicht sein könnte.

Seine Spannung bezieht der Film nicht aus der Frage, wer die Räuber sind, sondern ob die Hauptfigur es schafft, das Rätsel dieses Raubüberfalls aufzuklären. Karlsons Inszenierung sorgt für extreme Spannung. Er erzählt häufig in Nahaufnahmen und bleibt ganz nahe dran an den Figuren. Besonders, wenn urplötzlich Gewalt ausbricht, fühlt man sich als Zuschauer mittendrin. Die Nähe der Aufnahmen sorgt für eine klaustrophobische Stimmung, die den Film zur puren, rohen Wucht werden lässt. Wie ein Dampfhammer schlägt Der vierte Mann zu – den Wirkungstreffer spürt man noch lange, nachdem der Film sein Ende gefunden hat.

Die FSK-18-Freigabe ist aus heutiger Sicht natürlich Unsinn, eine Neuprüfung kostet jedoch Geld. Für die damalige Zeit war Der vierte Mann durchaus hart, besonders in der Sequenz, in der Ex-Häftling Joe von der Polizei verhört wird. Der vierte Mann ist ein mit Überraschungen nicht geizender Film Noir, dessen Figuren dem Genre gemäß allesamt amoralischer Natur sind. Diesem Sammelsurium verlorener Seelen ist es letzten Endes auch zu verdanken, dass man über so manches Logikloch hinwegsehen kann. Ein kleiner, feiner, dichter Crime-Film, der es wert ist, wiederentdeckt zu werden.

Der vierte Mann

Auf dem Cover heißt es, „Der vierte Mann“ sei „Quentin Tarantinos Inspiration für „Reservoir Dogs““ gewesen– ganz falsch liegt man damit nicht, da das Heist-Movie ähnliche Motive benutzt, auch wenn die Geschichte gänzlich anders ist. Das Element der Gaunerbande, deren Mitglieder sich untereinander kennen, ist jedoch beiden Werken gemein.
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