Der Unbeugsame

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Donnerstag 23.10.2008, Das Vierte, 20:15 Uhr

Im letzten Monat verstarb der großartige Schauspieler Paul Newman, der in diesem Kinofilmdebüt des US-amerikanischen Regisseurs Stuart Rosenberg (Brubaker , 1980) von 1967 den starrsinnigen Luke spielt, einen Gefangenen ganz besonderer Art. Der Unbeugsame / Cool Hand Luke gewann neben zahlreichen Nominierungen und Auszeichnungen den Oscar für George Kennedy als Besten Nebendarsteller und wird nicht selten auf den gängigen Ranglisten von 100 herausragenden Filmen unter unterschiedlichsten Gesichtspunkten geführt.
Der umtriebige Luke (Paul Newman), der sich nur allzu gern in waghalsige Wetten und Spielchen verstrickt, wird zu zwei Jahren Arbeitslager verurteilt, weil er betrunken in der Stadt randaliert hat. Dort führt er sich als zäher Bursche ein, der kräftig einstecken, durch kuriose Einfälle den harten Alltag in Gefangenschaft beleben und hartnäckig seine unerschütterlichen Haltungen behaupten kann. Mit dem älteren, ebenso besonnenen wie geschäftstüchtigen Dragline (George Kennedy) gewinnt er einen treuen Freund und Fan, und auch unter den anderen Gefangenen gilt er als scharfer, bunter Hund, der zwar zu scherzen versteht, mit dem aber nicht zu spaßen ist.

Der Besuch seiner kranken Mutter (beeindruckend: Jo Van Fleet) verdeutlicht, welch merkwürdige, doch enge Bindung Luke zu dieser pompösen Person hat, die ihm zu verstehen gibt, dass sie bald sterben wird und von ihm erwartet, mit seinem Leben zurechtzukommen. Doch als die alte Dame nicht lange darauf tatsächlich das Zeitliche segnet, ist im Gefängnis allen klar, dass das ein harter Schlag für Luke darstellt, und obwohl es erst gar nicht den Anschein hat und entsprechende Vorkehrungsmaßnahmen getroffen werden, bricht Luke doch noch aus, um seiner Mutter die letzte Ehre zu erweisen – ein menschlich überaus verständliches Vergehen, das ihm allerdings verschärfte Haftbedingungen in Form von Ketten einbringt. Doch Luke ist so hartnäckig wie fintenreich, und es folgt ein erneuter Ausbruch mit längerer Abwesenheit, aus der heraus seine vormaligen Mitgefangenen ein keckes Foto erreicht, auf dem der Entflohene mit zwei heißen Miezen im Arm zu bewundern ist.


Allerdings wird Luke wieder gefasst, und es entspinnt sich ein von Anfang an ungleicher Kampf zwischen ihm und dem autoritären Captain (Strother Martin), der den unbequemen, zum Helden stilisierten Unbeugsamen nun erst recht mit brutalen Methoden ins Ende der Reihe schubsen will. Es ist schwer erträglich anzuschauen, wie Luke sich immer wieder aufrappelt, um durch eine störrische Reaktion wiederum niedergerissen zu werden. Als er sich nach barbarischen Anstrengungen und heftiger Erschöpfung mit der erbärmlichen Essenz seines Daseins konfrontiert sieht, gelingt es ihm, trotz seiner desolaten Position durch schonungslose Aufrichtigkeit zu einer würdigen Haltung zu finden. Dies ist sicherlich einer der bedeutsamsten Aspekte dieses absolut sehenswerten Films, der sich mit der häufig inhumanen Problematik des einzelnen, schuldig gesprochenen Menschen im Verhältnis zum strafenden Staatsapparat und seinen Protagonisten beschäftigt – eine Thematik zwischen Freiheit und Beschränkung, die immer wieder einmal den öffentlichen Diskurs herausfordert.

Der Unbeugsame

Im letzten Monat verstarb der großartige Schauspieler Paul Newman, der in diesem Kinofilmdebüt des US-amerikanischen Regisseurs Stuart Rosenberg (Brubaker, 1980) von 1967 den starrsinnigen Luke spielt, einen Gefangenen ganz besonderer Art.
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