Der Turm

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Die Ruinen eines Lebens

Um das Buch von Uwe Tellkamp, das zahlreiche renommierte Preise einheimste, gab es auch einen kleinen Skandal, was die Urheberschaft aller Textpassagen betrifft. Das sorgte für zusätzliche Aufmerksamkeit, die der Roman nicht gebraucht hätte. Er erzählt vom Ende der DDR, betrachtet durch die Augen einer Familie, die in diesem System langsam voneinander wegdriftet.
Der Chirurg Richard Hoffmann hofft darauf, den Klinikchef zu beerben, eine Affäre mit einer Sekretärin verhindert dies jedoch. Zudem hat er mit ihr ein uneheliches Kind, was ihn zusammen mit einer Jugendsünde aus längst vergangenen Tagen für die Stasi erpressbar macht. Von seinem Doppelleben ahnt seine Familie nichts. Sohn Christian möchte in die Fußstapfen des Vaters treten, worüber er mit ihm jedoch in Streit gerät. Um überhaupt studieren zu können, muss Christian in der NVA seinen Wehrdienst leisten. Doch den Druck hält er nicht aus, beschimpft das System und landet im Gefängnis. Als er entlassen wird, hat sich die Stimmung im Land gewandelt.

Tellkamp verarbeitete Teile seiner eigenen Vita in Der Turm. Der Roman fiel auch den Produzenten Christian Granderath und Nico Hofmann auf, die sich die Rechte sicherten, um – wofür sie bekannt sind – einen aufwendigen Zweiteiler für das öffentliche Fernsehen zu gestalten. Der mit zahlreichen Komparsen aufwartende Film ist top besetzt und schafft es tatsächlich, ein Gefühl für das repressive System der DDR zu erschaffen. Im Verlauf der sich über Jahre erstreckenden Geschichte sind aber auch die Risse im System erkennbar. Dabei geht es dem Film nicht darum, als Geschichtsstunde das Ende der DDR zu dokumentieren, sondern er zeichnet den Untergang des Systems anhand einiger Einzelschicksale nach.

Dabei kann man von einer verlorenen Generation sprechen. Jenen Menschen, deren Lebenslauf durch das System einen Knick erhielt, die ihm aber zu lange ausgeliefert waren, als dass sich nach der Wende das Leben hätte verwirklichen lassen, das man sich einst erträumte. Für Buchautor Tellkamp ist Der Turm nur der Auftakt, er arbeitet an einem Roman, der sich mit der Zeit nach der Wende befasst. Dass der Stoff ebenfalls über kurz oder lang auch eine Verfilmung erfahren wird, ist wohl zu erwarten. Und durchaus wünschenswert, gestaltet sich der Zweiteiler Der Turm doch als ein Stück semifiktiver Geschichtsschreibung, das – erfrischend genug – sich einmal nicht mit dem Zweiten Weltkrieg, sondern einem neueren Teil deutsch-deutscher Geschichte befasst.

Der Turm

Um das Buch von Uwe Tellkamp, das zahlreiche renommierte Preise einheimste, gab es auch einen kleinen Skandal, was die Urheberschaft aller Textpassagen betrifft. Das sorgte für zusätzliche Aufmerksamkeit, die der Roman nicht gebraucht hätte. Er erzählt vom Ende der DDR, betrachtet durch die Augen einer Familie, die in diesem System langsam voneinander wegdriftet.
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