Der Teufel mit der weißen Weste (1962)

Die Wahl zwischen sterben und lügen

Erst seit kurzer Zeit wieder auf freiem Fuß sucht der Gangster Maurice Faugel (Serge Reggiani) das Versteck seines Hehlers in der unbewohnten Gegend jenseits der Bahnschienen auf, um so rasch wie möglich zu Geld zu kommen – natürlich wieder durch einen illegalen Coup, denn Maurice bleibt seinem „Handwerk“ treu. Man kennt sich von früher, wechselt ein paar Worte über die einschlägigen Bekannten und den nächsten Bruch, für den sich Maurice angelegentlich eine Pistole ausleiht. Doch dann nutzt er die Waffe, um unvermittelt den Hehler zu erschießen, den er anschließend beraubt, um sich daraufhin im Schutz der Dunkelheit davonzumachen, nachdem er seine Beute in der Nähe verscharrt hat.

Der düstere, atmosphärisch beinahe gemächliche Auftakt dieses französischen Schwarzweiß-Krimis von Jean-Pierre Melville aus dem Jahre 1962 markiert bereits deutlich die Richtung, in die sich dieser kühl kalkulierte und ebenso inszenierte Gangster-Film bewegen wird: Es geht um Loyalitäten und Verrat innerhalb des Unterweltmilieus, in dem sich der gewiefte Einzelgänger Silien (Jean-Paul Belmondo) auf Grund seiner seltsamen Freundschaft zu Inspector Salignari (Daniel Crohem) den Ruf eines Spitzels eingehandelt hat. Doch Maurice vertraut Silien zunächst, bis er nach einem missglückten Einbruch verwundet und schließlich verhaftet wird. So nimmt das Spiel um Misstrauen und Verdächtigungen seinen Lauf …

Regisseur Jean-Paul Melville (Der eiskalte Engel / Le Samouraï, 1967, Vier im roten Kreis / Le cercle rouge, 1970), der neben Jean-Paul Belmondo und Michel Piccoli in diesem Film auch mit weiteren Stars des französischen Kinos wie Alain Delon, Lino Ventura, Yves Montand und Jean-Pierre Cassel gedreht hat, konzentriert sich auch bei Der Teufel mit der weißen Weste intensiv auf die Stimmungen innerhalb der kriminellen Männerwelten, für die er sich ausführlich Zeit nimmt, ohne allerdings inhaltlich in die Tiefe zu gehen. Die durchaus markanten Frauenfiguren – hier verkörpert durch Fabienne Dali als Fabienne und Monique Hennessy als Therese – verbleiben letztlich funktionell in der Perepherie des Geschehens.

Kein Geringerer als der deutsche Filmemacher Volker Schlöndorff fungierte bei diesem Film als Regie-Assistent von Jean-Pierre Melville, und er ist auch in einer Bar-Szene als Statist dabei. Schlöndorff machte bereits während seiner Schul- und Studienzeit in Paris die Bekanntschaft einiger Regisseure vorwiegend der Nouvelle Vague und war mit Bertrand Tavernier in einer Klasse, der 1961 als Regie-Assistent bei Jean-Pierre Melvilles Eva und der Priester / Léon Morin, prêtre gleichfalls mit Jean-Paul Belmondo in der Hauptrolle arbeitete. Jean-Pierre Melville allerdings steht auch mit diesem kalten Krimi-Drama, dessen französischer Titel Le doulos ein Synonym für einen Spitzel ist, dem Film noir wesentlich näher als der Nouvelle Vague und repräsentiert insgesamt eher einen eigenen Stil als eine bestimmte Ausrichtung – es sei denn kühle Krimis, die seine Spezialität darstellen.
 

Der Teufel mit der weißen Weste (1962)

Erst seit kurzer Zeit wieder auf freiem Fuß sucht der Gangster Maurice Faugel (Serge Reggiani) das Versteck seines Hehlers in der unbewohnten Gegend jenseits der Bahnschienen auf, um so rasch wie möglich zu Geld zu kommen – natürlich wieder durch einen illegalen Coup, denn Maurice bleibt seinem „Handwerk“ treu.

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