Der Ruhm meines Vaters / Das Schloss meiner Mutter (Special Edition)

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Eine Kindheit in der Provence

Es sind die Kindheitserinnerungen des französischen Schriftstellers, Dramaturgen und Regisseurs Marcel Pagnol (1895-1974) aus seiner autobiographischen Romantrilogie Souvenirs d’enfance / Eine Kindheit in der Provence, auf denen die beiden Filme von Yves Robert basieren, die 1990 ihre Premiere in Frankreichs Kinos erfuhren, wo dieser klassische Stoff über Generationen hinweg zur traditionellen Schullektüre gehörte. Der Ruhm meines Vaters und Das Schloss meiner Mutter, die von einem unsichtbaren Erzähler flankiert als wortgewaltige Literaturverfilmungen mit idyllischen Landschaftsszenarien der Provence und der Geschichte einer sympathischen, bildungsbürgerlichen Beamten-Familie bezaubern, erscheinen nun gemeinsam im Artwork-Digipack als Special Edition bei Studiocanal.
Durch die Augen, die Eindrücke und die Gedanken des wachen Jungen Marcel (Julien Ciamaca, als Kleinkind Benoît Martin) eröffnet sich dem Zuschauer die fröhliche Lebenswelt der Familie Pagnol, die gegen Ausgang des 19. Jahrhunderts dem Ruf des Vaters Joseph (Philippe Caubère) als Lehrer an die größte Volksschule in Marseille folgt. Das Leben des elfjährigen Marcels und seines kleinen Bruders Paul (Victorien Delamare) erfährt eine gleichermaßen abenteuerliche wie glückliche Nuance, als sie gemeinsam mit ihrer Familie die Ferien in einem Landhaus in den Hügeln verbringen, wo Marcel mit dem pfiffigen, ortskundigen Lili (Joris Molinas) eine innige, von wohligem Vagabundieren geprägte Freundschaft knüpft, die den Kindern eine selige Zeit innerhalb der magischen Natur beschert.

Mit seiner Mutter Augustine (Nathalie Roussel) verbindet Marcel eine zärtliche Zuneigung, und sein gebildeter, kirchenkritischer Vater ist sein unbestrittener Held, bis dieser angesichts der versierten Jagdkenntnisse seines Schwagers Jules (Didier Pain) so einige Blößen kassiert, die Marcel mit heimlichem, trotzigem Engagement zu kaschieren bemüht ist, bis er damit sogar einen gewissen Ruhm von Joseph begründet. Die liebevolle, aufmerksame und förderliche Art, mit welcher die Eltern ihre Kinder erziehen, durchwebt einem roten Faden gleich die Dramaturgie der harmonischen, humorigen Geschichte, die das Wohl der Kindheit in einem spannenden Paradies ungezwungener Entdeckungen verortet und damit den Weg eines inspirierten, kreativen und erfüllten Daseins erschließt.

In Das Schloss meiner Mutter gerät Familie Pagnol, die im Laufe der Zeit noch zwei weitere Kinder bekommt, dann in temporäre Schwierigkeiten, als sie den beschwerlichen Weg zum Feriendomizil durch die nur inoffiziell erlaubte Durchquerung herrschaftlicher Territorien abkürzt, doch die Bedrohung des sozialen Abstiegs kann die sonnigen Charaktere nicht wahrhaft erschüttern, und schließlich ergibt sich daraus sogar eine positive Entwicklung. Hier begegnet Marcel mit der energischen Isabelle (Julie Timmerman) auch ersten jungen Liebeskeimungen, die allerdings nicht lange verweilen, doch seine Freundschaft mit Lili überdauert bis zu dessen Tod im Ersten Weltkrieg auch die Trennungszeiten des Alltags, während welcher Marcel das Gymnasium absolviert und später Regisseur wird.

Mit dem Tod der Mutter bald nach der Geburt des vierten Kindes endet die Ära der glücklichen Familienzeiten, doch Marcel kehrt Jahre später zu den Hügeln der Provence zurück, um dort eine Filmstadt zu bauen, und dort begegnet er erneut dem Zauber seiner Kindheit, der nicht zuletzt von den Erinnerungen an seine Mutter beseelt ist. Auf diese Weise endet die Geschichte des Erzählers, der nahezu ohne Sentimentalität und mit heiterer Freude die Pfade seines Heranwachsens beschritten hat. Marcel Pagnol hat seine Kindheitserinnerungen in den 1950er Jahren zunächst nur als einzelne Erzählungen in der Zeitschrift Elle veröffentlicht, bis das Verlangen seiner Leserschaft die Romane entstehen ließ. Die Rechte für eine Verfilmung des Stoffes erhielt Regisseur Yves Robert erst nach langem Zögern der Erben nach dem Tod des Autors, der ursprünglich selbst eine Verfilmung ins Auge fasste, letztlich jedoch nie realisierte. Der Erfolg von Der Ruhm meines Vaters und Das Schloss meiner Mutter, die nicht nur in Frankreich mit ihrer unspektakulären Art ein großes Publikum begeistert haben, betont die ungebrochene Popularität des Stoffes, der Wohlfühlkino im besten Sinnes des Wortes präsentiert.

Der Ruhm meines Vaters / Das Schloss meiner Mutter (Special Edition)

Es sind die Kindheitserinnerungen des französischen Schriftstellers, Dramaturgen und Regisseurs Marcel Pagnol (1895-1974) aus seiner autobiographischen Romantrilogie „Souvenirs d’enfance / Eine Kindheit in der Provence“, auf denen die beiden Filme von Yves Robert basieren, die 1990 ihre Premiere in Frankreichs Kinos erfuhren, wo dieser klassische Stoff über Generationen hinweg zur traditionellen Schullektüre gehörte.
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