Der Richter: Recht oder Ehre

Eine Filmkritik von Laurenz Werter

Ein Familiendrama vor Gericht

Bei so einer Geschichte, mehr noch bei so einer Besetzung hätte man an der US-Kinokasse ein stärkeres Abschneiden erwartet. Für das Studio, aber auch für Robert Downey Jr. ist das einigermaßen ernüchternd und enttäuschend. Und das umso mehr, da sich der Film in einer Kategorie auch durchaus Oscar-Hoffnungen machen kann. Robert Duvall liefert eine grandiose Vorstellung als störrischer Richter und strenger Vater ab.
Hank Palmer (Robert Downey Jr.) ist ein erfolgreicher Strafverteidiger, der im Grunde nur aus Abschaum besteht. Unschuldige können sich ihn nicht leisten. Aufgrund des Todes seiner Mutter muss Hank jedoch in die alte Heimat zurück. Zurück zu seinen Brüdern, vor allem aber zurück zu seinem Vater, dem Richter (Robert Duvall), von dem er sich immer gegängelt gefühlt hat. Darum hat Hank auch seit Jahren keinen Fuß mehr ins Haus seines Vaters gesetzt, und auch nun möchte er so schnell wie möglich wieder weg. Doch am Tag seiner Abreise wird der Richter von der Polizei befragt. Es scheint, dass er in der Nacht zuvor einen Mann totgefahren hat. Einen Mann, den er einst verurteilt und den er von ganzem Herzen gehasst hat. Hank will seinen Vater verteidigen, doch der macht es ihm nicht leicht.

Wer einen reinrassigen Gerichts-Thriller erwartet, der wird bei Der Richter: Recht oder Ehre einigermaßen enttäuscht werden, denn der Fall spielt nur die zweite Geige. Die Hauptattraktion ist das Zusammenspiel von Robert Downey Jr. und Robert Duvall. Hier treffen zwei Naturgewalten aufeinander. Auf der einen Seite der vor Sarkasmus triefende Erfolgsanwalt, auf der anderen ein alter, störrischer Mann, den im Grunde nur noch sein Vermächtnis interessiert. Beide könnten unterschiedlicher nicht sein, was nicht nur in emotional hochgradig aufgeladenen Szenen gipfelt, sondern auch Momente bietet, die von einer immensen Menschlichkeit getragen sind. Wenn Differenzen und alter Groll weichen und einer nicht nur familiären, sondern menschlichen Milde weichen, dann sind das Momente, die für den Zuschauer elektrisierend sind.

Davon gibt es hier einige, nicht nur im Haus des Richters, sondern vor allem auch im Zeugenstand, womit der Film zum Schluss hin doch noch das Hauptaugenmerk verlagert. Oder anders gesagt: Er schafft es, die intime Atmosphäre eines Gesprächs zwischen Vater und Sohn in die Öffentlichkeit zu zerren und sie dadurch noch kraftvoller werden zu lassen. Weil alle Ängste, alle Differenzen, auch alle Hoffnungen und Enttäuschungen unter einem Brennglas betrachtet werden, dadurch aber auch ein heilsamer Prozess beginnt, der die Muster einer dysfunktionalen Familie aufbricht und zu einem neuen, erwachsenen Verständnis führt.

Der Richter: Recht oder Ehre ist kein perfekter Film. Er hätte ein bisschen straffer inszeniert werden können, ebenso wie man Downeys Figur vielleicht etwas weiter von der sarkastischen Persona, die er in den letzten Jahren häufig gespielt hat, hätte entfernen können. Aber das sind kleine Makel eines ansonsten exzellent gespielten, emotional packend geschriebenen Familiendramas, das es versteht, eine kleine Geschichte ganz groß wirken zu lassen.

Der Richter: Recht oder Ehre

Bei so einer Geschichte, mehr noch bei so einer Besetzung hätte man an der US-Kinokasse ein stärkeres Abschneiden erwartet. Für das Studio, aber auch für Robert Downey Jr. ist das einigermaßen ernüchternd und enttäuschend. Und das umso mehr, da sich der Film in einer Kategorie auch durchaus Oscar-Hoffnungen machen kann.
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