Der Mann im weißen Anzug

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Eine köstliche Komödie vor sozialkritischem Hintergrund

Dieser Mann, der sich als Arbeiter unauffällig in einer Textilfabrik herumdrückt und hinter dem Rücken seiner Vorgesetzten kostspielige Experimente zur Herstellung eines revolutionären synthetischen Gewebes anstellt, ist ein passionierter Wissenschaftler, ein unerschütterlicher Freak, der von dem Gedanken besessen ist, unzerstörbare und gleichzeitig schmutzunempfindliche Fasern zu erfinden: Sidney Stratton (Alec Guinness), der einst unrühmlich in Oxford studierte, erschleicht sich mit waghalsiger Dreistigkeit geeignete Orte für seine Forschungen in Sachen Stoff. Als er auffliegt und seinen Job in der Fabrik des mächtigen Industriellen Birnley (Cecil Parker) verliert, macht er Bekanntschaft mit dessen verwöhnter, rebellischer Tochter Daphne (Joan Greenwood), die rasch ihr Herz für den symphatischen Underdog entdeckt und nach einigen Turbulenzen durchsetzen kann, dass Sidneys Experimente angemessen gewürdigt und offiziell gefördert werden. Und tatsächlich ist es eines Tages so weit: Sidney gelingt die Produktion eines reißfesten, gegen jeglichen Dreck resistenten weißen Anzugs, in dem er bald jedoch die Flucht antreten muss, denn diese bahnbrechende Erfindung ruft den erbitterten Widerstand der gesamten Textilindustrie von den Arbeitern bis zu den Fabrikbesitzern auf den Plan, die nunmehr um Arbeitsplätze und Umsätze fürchten …
In seiner pointierten, vielschichtigen Inszenierung als dynamische Komödie und heiter angelegtes Schwarzweiß-Drama vor sozialkritischem Hintergrund bezaubert Der Mann im weißen Anzug von Alexander Mackendrick aus dem Jahre 1951 durch seine flotte Gangart mit ganz reizenden satirischen Anklängen, die sich mühelos durch die britischen Gesellschaftsschichten jener Zeiten hangeln. Der tapfere, unbestechliche Held, der sich auch von weiblichen Umschmeichelungen und großzügigen finanziellen Offerten nicht von seiner idealistischen Haltung abbringen lässt, wird so markant wie lässig von Alec Guinness verkörpert, der ebenfalls unter der Regie von Alexander Mackendrick in Ladykillers / The Ladykillers von 1955 erneut sein nuancenreiches Talent unter Beweis stellte.

Für einen Oscar nominiert war das leichtgängige Drehbuch von Alexander Mackendrick, John Drighton und Roger MacDougall, der ein Cousin des Regisseurs war und zuvor das Theaterstück The Man in the White Suit verfasst hatte. Es ist bemerkenswert, mit welcher dramaturgischen Dichte die Verfilmung dieses Stoffes in 82 Minuten gelungen ist, der in seiner visuell ansprechenden restaurierten Fassung auf der DVD erscheint, die als Extra einen Vergleich mit der Originalversion präsentiert, der zeigt, wie effektiv sich diese Auffrischung gestaltet. Der Mann im weißen Anzug stellt eine schelmische Parabel auf die Ambivalenzen von Wissenschaft und Fortschritt dar, deren anschaulich transportierten Aspekte damals wie heute wichtige gesellschaftspolitische Fragestellungen aufwerfen. Am Ende zeigt sich Zweierlei: Zum Einen hält die sensationelle Erfindung letztlich doch nicht, was sie in der ersten Euphorie verspricht, und zum Anderen lässt sich auch ein der Lächerlichkeit preisgegebener, wahrer Forschergeist von derartigen Rückschlägen nicht wirklich abschrecken.

Der Mann im weißen Anzug

Dieser Mann, der sich als Arbeiter unauffällig in einer Textilfabrik herumdrückt und hinter dem Rücken seiner Vorgesetzten kostspielige Experimente zur Herstellung eines revolutionären synthetischen Gewebes anstellt, ist ein passionierter Wissenschaftler, ein unerschütterlicher Freak, der von dem Gedanken besessen ist, unzerstörbare und gleichzeitig schmutzunempfindliche Fasern zu erfinden: Sidney Stratton (Alec Guinness), der einst unrühmlich in Oxford studierte, erschleicht sich mit waghalsiger Dreistigkeit geeignete Orte für seine Forschungen in Sachen Stoff.
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