Der Mann auf der Bettkante

Eine Filmkritik von Martin Beck

Jack Förnbeisser wird es richten

Die romantische und ein bisschen freche Komödie im Wandel der Zeit: Ein Film wie Der Mann auf der Bettkante läuft dieser Tage beinahe täglich auf diversen öffentlich-rechtlichen Sendern, meistens besetzt mit TV-Größen à la Christine Neubauer. Das anscheinend unstillbare Verlangen nach netter Unterhaltung, die gerne auch ein bisschen anrüchig sein kann, ist der Treibstoff für immer neue Geschichten aus den Schubladen „eine Frau bricht aus“, „eine Frau will nach oben“, „man ist nie zu alt für die Liebe“ und „folge deinem Herzen“.
Der Mann auf der Bettkante passt sowohl zu „eine Frau bricht aus“ als auch „folge deinem Herzen“, doch im Grunde genommen ist der Film schon eine andere Liga – alleine bereits bedingt durch das Produktionsjahr (=1995), das den heutigen TV-Fließband-Sirup nicht mal am Horizont erahnen ließ. Regisseur Christoph Eichhorn orientiert sich eher an deutschen Kino-RomComs, die natürlich auch eine große Schublade belegen, aber immerhin einen Hauch mehr Substanz aufbringen. Ein Jahr zuvor war Der bewegte Mann ein großer Hit, und jetzt bewegt sich dieser Mann eben Richtung Bettkante.

Die beiden großen Vorteile von Der Mann auf der Bettkante, die den Film über den Durchschnitt seines Genres heben, sind die literarische Vorlage von Evelyn Holst und Götz George – der hier einen Zuhälter namens Jack Förnbeisser spielt und offensichtlich keine Scheu hat, sein Macho-Image bis zum Anschlag zu parodieren. Mal wieder. Und dabei einen quasi internen Kampf ausfechtet, zwischen einem weiteren Riff auf seine Tatort-Erscheinung und dem durchaus anwesenden Vergnügen, das seine Rolle mitunter auslösen kann.

Götz George mit waffenscheinpflichtigem Schnauzer, vollem Brusthaar und allerlei Klunker. Ein Lude, wie er im Buche steht, ein ganzer Macho-Kerl, der Frauen besitzt und sein natürlich archaisches Rollenverständnis mit jeder Pore lebt. Heutzutage rümpft George über solch eine Rolle wahrscheinlich die Nase, doch damals bewies er hier, dass Selbstironie mit Boulevard-Charakter durchaus in seinen Genen liegt. Jack ist ein einziges Klischee, weil man ja irgendwie Reibung erzeugen muss, und außerdem gilt es ja, die breite Masse anzuvisieren. Die große Idee hinter dem Film war anscheinend ein deutscher Spin auf Ein unmoralisches Angebot.

Jener Jack Förnbeisser bietet nämlich einer gelangweilten Journalistin (Constanze Engelbrecht) 100.000 Mark für eine gemeinsame Nacht, was diese zunächst entrüstet ablehnt, aber dann jedoch, als sie den Mann hinter den Brusthaaren näher kennenlernt, immer mehr ins Grübeln bringt. Yada yada yada, alles weitere, wie zum Beispiel der fade Ehemann, erübrigt sich eigentlich – und passiert letztendlich auch genau so. Originell ist an dem Szenario von Der Mann auf der Bettkante leider gar nichts, so dass das Interesse eben über Götz George entfacht werden muss, und auch die erfreulich gelungenen Dialoge von Evelyn Holst.

Was die Frau hier für Fleisch an die inhaltlichen Knochen pappt, beweist immerhin, dass auch im Vorhersehbaren ein gewisser Reiz liegen kann, wenn nämlich der Weg das pointiert formulierte Ziel ist. Auch sie schafft es natürlich nicht, den Film auf etwas zu hieven, das irgendwie relevant ist, doch immerhin reicht es letztendlich für romantisches Geplänkel, das auf nicht-ärgerliche Weise unterhaltsam ist. Das nächste Versöhnungsgeschenk für die leicht genervte Lebensabschnittspartnerin ist hiermit gefunden.

Der Mann auf der Bettkante

Die romantische und ein bisschen freche Komödie im Wandel der Zeit: Ein Film wie „Der Mann auf der Bettkante“ läuft dieser Tage beinahe täglich auf diversen öffentlich-rechtlichen Sendern, meistens besetzt mit TV-Größen à la Christine Neubauer. Das anscheinend unstillbare Verlangen nach netter Unterhaltung, die gerne auch ein bisschen anrüchig sein kann, ist der Treibstoff für immer neue Geschichten aus den Schubladen „eine Frau bricht aus“, „eine Frau will nach oben“, „man ist nie zu alt für die Liebe“ und „folge deinem Herzen“.
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