Der Körper meines Feindes (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Falk Straub

Ein Mann geht seinen Weg

In ihrer sechsten Zusammenarbeit schickte Henri Verneuil Jean-Paul Belmondo auf eine komplizierte Suche. Der Körper meines Feindes, nach dem gleichnamigen Roman von Félicien Marceau, ist ein elegant verschachteltes Rachestück und erscheint nun erstmals auf Blu-ray.
Dieser Film beginnt und endet auf einem Bahnhof, erzählt er doch von einer späten Heimkehr und einem endgültigen Abschied. Als François Leclercq in Cornai aus dem Zug steigt, hat er sieben Jahre Gefängnis hinter sich. Der Prozess erregte seinerzeit großes Aufsehen. In der Bahnhofshalle erinnert sich der Kioskbesitzer, bei dem Leclercq eine Zeitung und Zigaretten kauft, wie er in der aufgebrachten Menge vor dem Gerichtsgebäude stand und den Kopf des vermeintlichen Mörders forderte. Der macht sich nach seiner Ankunft geradewegs auf die Suche nach den Hintermännern der Intrige, stattet Freund und Feind einen Besuch ab. Zwar wiederholen diese gebetsmühlenartig, dass sich die Stadt in Leclercqs Abwesenheit verändert habe. An deren Spitze sitzen aber immer noch dieselben, was die komplex angelegten Rückblenden nach und nach enthüllen. Die Erinnerung des Kioskbetreibers war nur eine davon.

Félicien Marceaus Geschichte, die Henri Verneuil 1976 für die große Leinwand adaptierte, ist die eines klassischen Aufsteigers. Der von Jean-Paul Belmondo gespielte François Leclercq stammt aus einfachen Verhältnissen. Schon als Schüler ist ihm die Bevorzugung der Reichen und Mächtigen der Stadt, vornehmlich die des größten Arbeitgebers, des Textilfabrikanten Jean-Baptiste Liégard (Bernard Blier), zuwider. Doch seine Rache ist süß. Als junger Mann verführt er Liégards Tochter Gilberte (Marie-France Pisier) und verschafft sich so Zugang zu ihren Kreisen. Das dort erwirtschaftete Geld steckt er gemeinsam mit dem zwielichtigen Geschäftsmann Raphaël Di Massa (François Perrot) in einen Nachtclub. Auch bei dieser Investition ist Leclercq von seinem zwanghaften Sinn für ausgleichende Gerechtigkeit getrieben, erfreut er sich doch an der Doppelmoral der ach so feinen Gesellschaft, die in seinem Etablissement ein und aus geht.

Der Körper meines Feindes, dessen Originaltitel sich wohl besser mit „Der Leichnam meines Feindes“ übersetzen ließe, entstand in Henri Verneuils letzter Schaffensphase. Ein Jahr nach Angst über der Stadt in und um Lille gedreht, langt er nicht mehr an dessen Höhepunkte aus den 1960er Jahren heran (Lautlos wie die Nacht, Der Clan der Sizilianer u.a.) und beeindruckt dennoch durch eine versierte Umsetzung. Elegant verwerbt der 1920 geborene und 2002 verstorbene Regisseur die vier Zeitebenen aus Michel Audiards Drehbuch, fordert damit aber auch das Publikum. Denn Jean-Paul Belmondo spielt Leclercq gleich auf dreien davon, zwischen denen immerhin zwölf Jahre liegen. Um die Zeitsprünge anzuzeigen, behilft sich der Film wiederholt mit einem Voice-over seines Protagonisten, was zwar ab und an etwas ungelenk anmutet, letztlich aber den literarischen Ton dieser Literaturverfilmung unterstützt.

Belmondo gibt seinen Charakter gewohnt verschmitzt, körperbetont und stets mit einem flotten Spruch auf den Lippen, was den dreisten, von Kindesbeinen an von niedersten Motiven getriebenen Hochstapler äußerst charmant erscheinen lässt. Das verleiht dem Film, der nicht nur eine düstere Rachegeschichte, sondern auch von einer Gesellschaft mit zutiefst verderbten Eliten erzählt, ob nun gewollt oder ungewollt, über weiten Strecken einen leicht komödiantischen Anstrich.

An der Blu-ray, die außer den obligatorischen Trailern leider keinerlei Ergänzungen zum Film bietet, beeindrucken vor allem die Farben. Das Orange eines Bademantels, das Froschgrün eines Autos oder die Rottöne des Nachtclubs machen einem schmerzlich bewusst, wie viel schöner selbst die einfachen Dinge des Alltags doch auf Zelluloid strahlten. Mit einem Strahlen auf dem Gesicht und einer neuen Frau an seiner Seite verlässt dann auch François Leclercq die Szenerie. Vielleicht ja in freudiger Erwartung seines Darstellers. Immerhin einen weiteren, den nunmehr siebten Film, sollte Jean-Paul Belmondo noch mit Henri Verneuil drehen.

Der Körper meines Feindes (Blu-ray)

In ihrer sechsten Zusammenarbeit schickte Henri Verneuil Jean-Paul Belmondo auf eine komplizierte Suche. „Der Körper meines Feindes“, nach dem gleichnamigen Roman von Félicien Marceau, ist ein elegant verschachteltes Rachestück und erscheint nun erstmals auf Blu-ray.
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