Der Hobbit: Smaugs Einöde

Eine Filmkritik von Janosch Leuffen

Spinnen, Zwerge, Orks – und ein sprechender Drache

Vor fast genau einem Jahr schickte Regisseur Peter Jackson den jungen Hobbit Bilbo Beutlin mit 13 Zwergen los, das gefallene Königreich Erebor zurückzuerobern. In einem Film allein konnte und wollte Jackson den nur rund 300 Seiten starken Roman von J.R.R. Tolkien nicht abhandeln und entschied sich nach seiner fulminanten Der Herr der Ringe-Saga abermals für eine Trilogie. Den vorauseilenden Unkenrufen zum Trotz entfachte Der Hobbit: Eine unerwartete Reise erneut das Mittelerde-Feeling. Umso größer sind die Erwartungen an den diesjährigen Nachfolger.
Der setzt überraschend mit einer Rückblende ein und beschert Peter Jackson gleich einen Cameo-Auftritt. Herr der Ringe-Fans werden ein kleines Déjà-Vu erleben. Nach dem kurzen Prolog befinden wir uns bei Bilbo (Martin Freeman) und den Zwergen mit ihrem Anführer Thorin (Richard Armitage), die ihre Reise fortsetzen. Ihr Weg führt sie durch mystische Nachtwälder, in denen große Gefahren lauern und über reißende Flüsse, die in Holzfässern bezwungen werden. Immer im Nacken sitzen den Freunden die Orks, die von den Elben in Schach gehalten werden, bis die Gefährten schließlich am Einsamen Berg angekommen sind. Dort gilt es, den Arkenstein, den prächtigsten Edelstein Mittelerdes, im vom Drachen Smaug (Benedict Cumberbatch) eingenommenen Königreich ausfindig zu machen.

Während der erste Film noch mit Witz und Frohsinn Stimmung machte, wird es nun düster und dunkel. Der Ton ist rauer und die Erzählung wesentlich humorloser. Die Zwerge und Bilbo müssen ganz schön viel durchmachen: Große, brabbelnde Spinnen halten die Gruppe von einem unkomplizierten Durchmarsch ab. Der Erzfeind in Form von Orks wartet an jeder Ecke und selbst mit den Elben verscherzen es sich die tapferen Männer. In den Actionszenen ist Smaugs Einöde wie eine Achterbahnfahrt in einem Themenpark vor spektakulärer Kulisse.

Dem gegenüber stehen lange und teils langatmige Unterhaltungen. Immer wieder gibt es Zerwürfnisse zwischen den Zwergen selbst. Zudem splittet Jackson die Geschichte recht bald in drei Handlungsstränge auf. Der erste konzentriert sich auf das Abenteuer unserer Helden. Der zweite hingegen beschäftigt sich einzig mit Gandalf (Ian McKellen), der fernab der Gruppe einem anderen Auftrag nachgeht. Und schließlich erhält auch der neu entwickelte Charakter der Elbin Tauriel (Evangeline Lilly), der in Tolkiens Buch nicht zu finden ist, einen eigenen Zweig. Damit scheint sich Jackson ein bisschen übernommen zu haben. Gandalf bleibt blass und tritt nur äußerst selten in Erscheinung. Tauriels Auftreten sorgt immerhin für emotionale Momente. Das Problem: Mitunter vergisst sogar der Zuschauer, dass es diese beiden parallel laufenden Stränge noch gibt.

Aus der spielerischen Leichtigkeit des Erstlings kreiert der Mittelteil der Trilogie etwas zähe 160 Minuten, die Jackson wohl unbedingt vollmachen wollte. Dafür nimmt der Neuseeländer einige Durststrecken in Kauf und zieht so das Warten auf den Drachen Smaug immer wieder unnötig in die Länge. Das Ungetüm entpuppt sich als äußert gesprächiger, wenn auch Feuer speiender Zeitgenosse. Das Geschöpf ist visuell großartig gelungen (wer ganz genau hinsieht erkennt vielleicht sogar Benedict Cumberbatch in ihm wieder) und verhilft dem kleinen Finale zu einem weiteren, zum letzten Cliffhanger.

Smaugs Einöde ist optisch einmal mehr bombastisches Kino mit großen Effekten und starken Schauspielern. Inhaltlich geht dem Spektakel aber öfter mal die Puste aus. So wird aus der Reise zum Einsamen Berg vor allem ein in die Länge gezogener Trailer zum Abschluss der Hobbit-Trilogie, in dem Jackson nächstes Jahr alle Register ziehen sollte. Nicht, dass die Skeptiker hinterher noch Recht behalten.

Der Hobbit: Smaugs Einöde

Vor fast genau einem Jahr schickte Regisseur Peter Jackson den jungen Hobbit Bilbo Beutlin mit 13 Zwergen los, das gefallene Königreich Erebor zurückzuerobern. In einem Film allein konnte und wollte Jackson den nur rund 300 Seiten starken Roman von J.R.R. Tolkien nicht abhandeln und entschied sich nach seiner fulminanten „Der Herr der Ringe“-Saga abermals für eine Trilogie.
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