Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere (2014)

Eine Filmkritik von Björn Helbig

Bühne auf zur (vorerst) letzten Mittelerde-Show

So mancher Kinogänger dürfte in diesen Tagen widersprüchliche Gefühle hegen. Unbändige Vorfreude auf den finalen Teil von Peter Jacksons Hobbit-Trilogie, aber ebenso große Wehmut, da sich ein beliebter Filmzyklus endgültig schließt. Noch einmal dürfen wir zurückkehren nach Mittelerde. Zu Bilbo, Gandalf und all den anderen Wesen, die der britische Schriftsteller John Ronald Reuel Tolkien in seinem Kinderbuch Der Hobbit und später dann in seinem wohl bekanntesten Roman, dem Fantasy-Klassiker Der Herr der Ringe, auftauchen ließ. Letztgenanntes Werk erfuhr unter Jacksons Regie zu Anfang dieses Jahrtausends als Blockbuster-Trilogie eine derart erfolgreiche Leinwandadaption, dass auch die Verfilmung der Quasi-Vorgeschichte in Angriff genommen werden konnte. Erneut in Form eines opulenten Dreiteilers, was angesichts des eher bescheidenen Umfangs der Hobbit-Vorlage von knapp 300 Seiten für einige Verwunderung sorgte.

Unproblematisch war die inhaltliche Streckung des Stoffes nicht, wie schon der erste Teil bewies, der mit einigen erzählerischen Längen und tonalen Unentschlossenheiten zu kämpfen hatte. Teil zwei distanzierte sich schließlich deutlicher von Tolkiens beschwingt und flüssig erzähltem Kinderbuch und orientierte sich merklich an der eher düsteren Stimmung aus den Herr der Ringe-Narrationen. Zum Abschluss gebracht wird diese Entwicklung nun im letzten Kapitel, das die Leichtigkeit des Reihenauftakts vollends über Bord wirft und den Zuschauer sofort in ein schicksalhaftes Kampfgetümmel schleudert. Erwarten darf man actionhaltiges Abenteuerkino auf allerhöchstem technischen Niveau, das allerdings nicht ganz an die Strahlkraft der Ring-Trilogie heranreicht.

Nachdem der Hobbit Bilbo Beutlin (Martin Freeman) zusammen mit dem Zauberer Gandalf (Ian McKellen) und 13 Zwergen zu einer gefährlichen Reise aufbrach (erster Film), das Ziel ihrer Unternehmung, den Einsamen Berg, erreichte und den hinterlistigen Drachen Smaug aufscheuchte (zweiter Film), fällt das feuerspeiende Ungetüm gleich zu Anfang des dritten Teils über die nahgelegene Seestadt her. Während alle anderen Bewohner panisch flüchten, stellt sich der tapfere Bard (Luke Evans) dem rachsüchtigen Smaug entgegen, ohne zu ahnen, dass der Angriff des Drachen bloß ein Vorspiel für ein noch dramatischeres Gefecht ist. Da der stolze Zwergenkönig Thorin Eichenschild (Richard Armitage) beim Anblick der riesigen Goldkammern seiner Vorfahren der Gier anheimfällt, weist er kurz darauf die berechtigten Anteilsforderungen der Seestadt-Bewohner und Elben zurück. Mit einer List will Bilbo einen drohenden Krieg verhindern, muss jedoch hilflos mitansehen, wie plötzlich ein von Thorin herbeigerufenes Zwergenheer aufmarschiert. Und nicht nur das. Wenig später erscheinen zudem mehrere Ork-Legionen, die – so befürchtet Gandalf – vom wiedererstarkten dunklen Herrscher Sauron zum Einsamen Berg entsendet wurden.

Von der ersten Minute an ist zu spüren, dass Peter Jackson mit diesem Film seine beiden Tolkien-Trilogien ein für alle Mal verschmelzen will. Dümmliche Kalauer sind nun auf ein Minimum reduziert, fröhliche Gesänge erklingen überhaupt nicht mehr, und bezeichnenderweise herrscht in der Einstiegssequenz, abgesehen von den todbringen Feuerwalzen, absolute Dunkelheit. Die Hölle bricht los, wollen uns diese atemberaubenden Bilder sagen und verfehlen ihre Wirkung nicht. Eine Atmosphäre des Unbehagens stellt sich ein und legt sich wie ein bleierner Schleier über die weiteren Ereignisse.

Für schicksalhafte Bedeutung (in diesem Ausmaß nicht im Ursprungsroman angelegt) sorgen erneut mehrere Szenen, in denen Jackson und seine Koautoren eine Brücke zum zeitlich später angesiedelten „Herr der Ringe“-Geschehen schlagen. Rundum überzeugend fielen die Ausschmückungen schon in den vorangegangenen Filmen nicht aus. Daran ändert sich auch jetzt nur wenig. Noch immer wird man das Gefühl nicht los, dass die Aufblähung der recht schmalen „Hobbit“-Geschichte nicht nur einem künstlerischen Gesamtprojekt dient, sondern auch von Hollywood-typischem Profitstreben bestimmt wurde. Darüber hinaus trifft die Inszenierung in den ergänzten Momenten mitunter nicht den richtigen Ton. Einmal etwa hat es den Anschein, als befinde man sich mitten in einem überkandidelten Exorzisten-Streifen, was leider einige unfreiwillige Lacher provoziert.

Interessant ist im Vergleich zur Buchvorlage und zu den beiden ersten Teilen, dass der Titelheld Bilbo zunächst zwar recht aktiv in die Handlung eingreift, mit fortlaufender Dauer aber in die Rolle eines staunenden Beobachters gedrängt wird. Geschuldet ist diese „Degradierung“ der verstärkten Fokussierung auf die Figur des Zwergenkönigs, der nach der Ankunft am Einsamen Berg mehr und mehr in Größenwahn versinkt. Immer wieder lassen der Regisseur und seine Drehbuchmitstreiter Platz für Szenen, in denen Thorins Besessenheit und sein innerer Kampf zum Ausdruck kommen. Weiterhin äußerst eindimensional bleiben demgegenüber die anderen Zwerge, die letztlich bloß als willige Stichwortgeber fungieren. Ein deutlicher Unterschied zu Jacksons erster Tolkien-Trilogie, bei der das Nebenpersonal, zumindest die Schicksalsgemeinschaft rund um Frodo, weitaus mehr Profil erhält. Offenkundig wird die schwächere Figurenzeichnung noch einmal gegen Ende. Dann nämlich, wenn plötzlich zahlreiche Sublines hastig abgeschlossen werden, ohne emotionalen Nachhall zu erzeugen.

Ansonsten bietet Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere, unterstützt von einer opernhaften Musikuntermalung (verantwortlich: Howard Shore), allerdings epische Kinounterhaltung in Reinform. Grandiose Landschaftsaufnahmen, die immer noch überwältigend wirken, treffen auf ausgedehnte Schlachtszenarien, die den Zuschauer geschickt in das Getümmel hineinziehen und ihn nur selten loslassen. Das Auge bekommt viel geboten. Auch, weil Computeranimationen und reale Spielfilmsequenzen nahezu perfekt verschmelzen, wie Thorins finaler Kampf mit einem Ork-Anführer eindrücklich belegt. Optisch werden wieder einmal neue Maßstäbe gesetzt. Das ist nicht zu übersehen.

Erklingt über den Abspanntiteln schließlich der von Billy Boyd (Pippin-Darsteller im Ring-Dreiteiler) gesungene Song „The Last Goodbye“, könnte man sich zugleich auch ein wenig an den weltberühmten Abschieds-Evergreen „My Way“ erinnert fühlen. Schließlich hat Peter Jackson die detailreiche Welt von Mittelerde erneut auf seine Weise zum Leben erweckt. Als überbordendes Fantasy-Spektakel, das trotz einiger Makel viele Zuschauer zufrieden aus den Kinosälen entlassen dürfte.

(Christopher Diekhaus)
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Aus Der kleine Hobbit ist ein großer Film geworden. Fast acht Stunden benötigt Peter Jackson, um das doch recht übersichtliche Buch für die Leinwand zu adaptieren. Im letzten Teil treten nicht zwei, nicht drei, sondern gleich fünf Heere gegeneinander an. Doch trotz Elben-, Zwergen-, Ork-, Adler- und Menschenarmee sowie einem Drachen und einer Menge Gold, bleibt der Film seltsam arm.

Die Geschichte beginnt dort, wo Der Hobbit: Smaugs Einöde endete. Gleich am Anfang von Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere macht der Drache Smaug die Seestadt dem Erdboden gleich. Allein durch das Eingreifen des Bogenschützen Bard (Luke Evans) kann das Allerschlimmste verhindert werden. Bilbo Beutlin (Martin Freeman) und die zwölf Zwerge unter der Führung von Thorin Eichenschild (Richard Armitage) durchsuchen derweil den ehemaligen Drachenhort Erebor nach dem sagenumwobenen Arkenstein, den Thorin unbedingt in seinen Besitz bringen will – nicht ahnend, dass Bilbo ihn bereits gefunden und an sich genommen hat. Während Thorin zunehmend der Drachenkrankheit verfällt, bringen sich die fünf titelgebenden Heere in Stellung.

Wenn man dazu noch erwähnt, dass Gandalf (Ian McKellen) aus der Gefangenschaft befreit wird und dass sich die erwähnten Parteien irgendwann für eine gefühlte Ewigkeit die Schädel einschlagen, hat man alles Wesentliche über den Film gesagt. Während Der Herr der Ringe trotz drei langer Filme teilweise immer noch einen gehetzten Eindruck macht, wirkt die Verfilmung des Hobbit so aufgeblasen, dass sie schon fast wieder leer anmutet. Jackson gibt sich alle Mühe, den Eindruck zu vermitteln, als wäre immer was los, Drache, Feuer, kleine, große, hässliche und schöne Wesen, die mal hier, mal da entlang reiten; die Sonne geht auf und unter, leicht desorientierte Schauspieler und Pixelwesen, die irgendwelche Sätze in die Kamera sagen, Kämpfe über Kämpfe und zum Schluss noch zähes Abschiedsgedöns. Worum es eigentlich geht, droht in der digitalen Schlachtplatte allerdings unterzugehen. In Der Herr der Ringe und Der Hobbit dreht sich alles um Gier. Darin sind sich Menschen, Elben, Zwergen, Orks und Hobbits gleich, mit anderen Worten: bei den Wesen Mittelerdes menschelt es gewaltig. Wenn man das so sieht, leuchtet umgehend ein, dass die Ringe der Macht, die von Sauron geschmiedet wurden, um die Völker zu unterwerfen, das ultimative Herrschaftsmittel sind. Der Herr der Ringe jedenfalls ist so groß(artig), weil man die ganze Zeit das Gefühl hat, es wäre nur die Spitze des Eisbergs. Nun, in der Hobbit-Trilogie wird etwas zu verkrampft versucht, die offenen Lücken zu füllen.

Jackson war nach der Ringe-Trilogie spürbar ausgebrannt – das merkt man den nachfolgenden Filmen und insbesondere diesem letzten Teil des Hobbit an. Die neuseeländische Kulisse ist nach wie vor fantastisch anzusehen, die Kostüme sind noch die gleichen und wenn der Score ertönt, ist eine Gänsehaut nicht ausgeschlossen. Doch man spürt deutlich, dass Jackson nur noch wenig kreative Energie in das Projekt einbringen konnte und scheinbar auch das Gespür dafür eingebüßt hat, was erzählenswert ist und was nicht.

Ein knackiger Film, das wäre es gewesen! Damit wäre es Jackson vielleicht gelungen, sein (nicht ganz makelloses) Meisterwerk Der Herr der Ringe noch zu veredeln. Und warum eigentlich kein Kinderfilm, sondern dieses merkwürdige, gewalttätige, doch gänzlich blutleere Zwitterwesen? Als versöhnliche Schlussbemerkung sei darauf verwiesen, dass, wem die ersten beiden Teile gefallen haben, sich auch von Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere gut unterhalten fühlen wird. Denn wenigstens sind die drei Filme – im Guten wie im Schlechten – aus einem Guss.
 

Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere (2014)

So mancher Kinogänger dürfte in diesen Tagen widersprüchliche Gefühle hegen. Unbändige Vorfreude auf den finalen Teil von Peter Jacksons „Hobbit“-Trilogie, aber ebenso große Wehmut, da sich ein beliebter Filmzyklus endgültig schließt. Noch einmal dürfen wir zurückkehren nach Mittelerde. Zu Bilbo, Gandalf und all den anderen Wesen, die der britische Schriftsteller John Ronald Reuel Tolkien in seinem Kinderbuch „Der Hobbit“ und später dann in seinem wohl bekanntesten Roman, dem Fantasy-Klassiker „Der Herr der Ringe“, auftauchen ließ.

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Meinungen

Anonym · 13.01.2021

aufgeblasener Film, unschlüssige Nebenhandlungen. Höhepunkt folgt auf Höhepunkt auch wenn dramaturgisch vollkommen unsinnig. An der Stelle sei auf Fancuts verwiesen, die den Film dankenswerterweise mindestens halbieren - gute Szenen der Trilogie gibt es ja.

Anonym · 24.01.2015

Meiner Meinung nach war der Film ein Erfolg, genauso wie die anderen Teile :). Er hatte eine aufregende Weiterführung, wurde im Laufe immer spannender und gab hier und da wirklich den ein oder anderen Gänsehaut-Moment. Doch ich muss zugeben, dass die Schlachten sich wie eine Kette durch die Handlung zogen. Freundschaft, Liebe und eine geballte Menge Action waren enthalten. Wer also auch die anderen Teile mochte, der wird diesen Teil der Triologie vollstens genießen können, denn misslungen ist dieser mitreißende Film (finde ich) keines Falls :D.

Joachim · 30.12.2014

... Reiht perlenartig seinen Wahnsinn, der wenig mit dem Buch zu tun hat, auf, bis sich am Ender (welches man schon ab Minute 5 herbeisehnt) der Zuschauer über heftigste Kopfschmerzen freuen kann. Das ist Kino zum abgewöhnen.

Joachim · 30.12.2014

Wenn man minus Sterne vergeben können hätte dieser Filme die volle Palette verdient. Eigentlich ist der ganze Filme eine einzige Satiere seiner selbst. Wenn man denk es kann unmöglich noch hirnverbrannter werden überrascht Jackson mit weiterem Irrsinn und reiht perlen

Can Bülent günzburg Biigz · 12.12.2014

Also der Film ist bestimmt sehr gut, doch die Bildqualität war ja sogar von schlecht. Viele hatten die gleiche Meinung wie z.B. Nebelblick, verschwommen, null 3d...
Schade

@Anonym · 12.12.2014

kino-zeit.de ist kein Kinobetreiber... Ich weiß auch nicht um welches es hier geht. Denn wir haben alle Kinoprogramme Deutschlands auf der Seite.

Anonym · 12.12.2014

Dann zeigen Sie "Der Hobbit - Die Schlacht der fünf Heere" also wirklich nur in normalem 3D? Das war für mich schwer zu glauben. Der Film zeichnet sich mit durch seine 3D HFR Technologie aus. Das wäre ein Grund sich den wonanders anzuschauen.
Gibt's einen Grund, dass kein 3D HFR gezeigt wird?

@Anonym · 12.12.2014

Welche 3D-Version gezeigt wird, steht im jeweiligen Kinoprogramm. Steht dort nur "3D", handelt es sich um "normales" 3D. LG, Mike

Anonym · 12.12.2014

Ist das 3D HFR oder normales 3D? Das geht leider aus dem Titel nicht so wirklich hervor.

Work · 11.12.2014

Ein Klasse Abschlussfilm. Schade das es nun vorbei ist. Auch wenn viele gemotzt haben wegen den 3 Filmen von mir aus könnte es noch einen 4. geben

Elbenfrau · 11.12.2014

Meinte sehr gut geworden ;-)

Elbenfrau · 11.12.2014

Der Film ist sehr gut gefunden,vorallem in 3 D ein Erlebnis

@Karin · 05.12.2014

Der Film startet offiziell am 10.12. In den meisten Kinos ist er jedoch schon einen Tag vorher als Preview zu sehen.

Karin-Sellbach@t-online.de · 02.12.2014

Können Sie schon mitteilen, wann der Film: "Der Hobbit Schlacht der fünf Heeren", gezeigt wird?