Der General (1998)

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Aufgewachsen als Sohn einer kinderreichen Familie in einem Armutsviertel im Süden Dublins avanciert der junge Martin Cahill (Eamonn Owens) zu einem gewieften Dieb, der seine Leute sowie die Nachbarschaft mit Lebensmitteln versorgt – bis er eines Tages von der Polizei geschnappt wird. Als Strafe erwartet ihn ein unerquicklicher Aufenthalt in einem unbarmherzig strengen, von katholischen Priestern geführten Erziehungsheim, wo sich der anarchistische, aufmüpfige wie kluge Junge gegen sexuelle Belästigungen zur Wehr setzen muss. Wieder auf freiem Fuß entwickelt sich Martin zu einer widerständigen Persönlichkeit, deren sozialpolitisches Engagement und kriminelle Karriere bald ebenso einen legendären Ruf wie erbitterte Feinde nach sich ziehen.

Nach dem biographischen Buch The General des irischen Journalisten und Schriftstellers Paul Williams entstand der Fim Der General von John Boorman aus dem Jahre 1998, der auf sehr eigenwillige Art und Weise das Leben des berühmt-berüchtigten Gangsters und politischen Akteurs Martin Cahill (als Erwachsener: Brendan Gleeson) nachzeichnet. Zunächst in Farbe gedreht und nachträglich auf ein eindringliches Schwarzweiß reduziert stellt diese filmische Biographie das ausdrucksstarke Porträt eines vielschichtigen Mannes dar, der für eine Weile als „General“ die Unterwelt Dublins anführt – bis er nicht nur der Polizei, sondern auch der IRA so gewaltig in die Quere kommt, dass er schließlich kaltblütig ermordet wird.

Bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes als Bester Regisseur ausgezeichnet gelingt es John Boorman in seiner eigenwilligen Art des Filmemachens, die Facetten Martin Cahills als liebervoller Familienvater, unbeugsamer Aktivist sowie ungnädiger Gangsterboss mit beeindruckender Unmittelbarkeit in Szene zu setzen. Gleichermaßen widerstrebend verehrter Held wie ungefälliger Antiheld erobert sich dieser unwegsame Charakter den Respekt von Verbündeten und Gegnern nicht zuletzt auf Grund seiner nachhaltigen Weigerung, sich vor den Karren jedweder Ideologie oder Gruppierung spannen zu lassen – was ihm letztlich zum Verhängnis wird.

Auch wenn Regisseur und Drehbuchautor John Boorman (Excalibur, 1981, Hope and Glory / Hoffnung und Ruhm, 1987, Beyond Rangoon / Rangoon – Im Herzen des Sturms, 1995) mitunter leicht pathetische Töne anschlägt, konzentriert sich Der General doch insgesamt mit akribischer, differenzierter Geradlinigkeit auf die Entfaltung seiner extremistischen, bei Zeiten geradezu pathologisch anmutenden Hauptfigur zwischen Zärtlichkeit, Brutalität und Zerrissenheit. Die nüchterne bis emotional tief bewegende Bildsprache wird von atmosphärischen musikalischen Grooves des Dubliner Saxophonisten und Komponisten Richie Buckley flankiert, die diesem gelungen inszenierten Film eine ganz eigenartige melancholische Komponente verleihen.
 

Der General (1998)

Aufgewachsen als Sohn einer kinderreichen Familie in einem Armutsviertel im Süden Dublins avanciert der junge Martin Cahill (Eamonn Owens) zu einem gewieften Dieb, der seine Leute sowie die Nachbarschaft mit Lebensmitteln versorgt – bis er eines Tages von der Polizei geschnappt wird.

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