Der Gauner

Eine Filmkritik von Martin Beck

Down South, mit Latzhose

Als Der Gauner gedreht wurde, 1969, war Steve McQueen auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Hinter ihm lagen Kanonenboot am Yangtse-Kiang, Thomas Crown ist nicht zu fassen und Bullitt … und vor ihm lag ein familienfreundliches „road movie“ / „coming of age“-Drama, das in Mississippi anno 1905 spielt und seinem Star einen Strohhut und ein Holzfällerhemd verpasst. Kaum nötig zu erwähnen: Der Gauner war ein kolossaler Flop.
Ein guter Teil des Misserfolgs ist wahrscheinlich Steve McQueen anzukreiden, der einfach zu hip für seine Rolle war. In einer Szene singt er inbrünstig „Camptown Races“ und verhält sich dazu wie das genaue Gegenteil von cool. Was die Rolle verlangte, so war es ja nicht, aber genauso sein ikonisches Image annagte. Der Gauner ist Americana, Nostalgie und einfach nur herzallerliebst – alles also, was 1969 dramatisch out war.

Die inhaltliche Basis für den Film ist ein Roman von William Faulkner, der drei Jungs in einen „geborgten“ Winton Flyer setzt und sie auf eine Reise von Jefferson nach Memphis schickt. Auf dem Weg erleben sie natürlich etliche Abenteuer, zweifeln an sich, werden ein Stück erwachsener und tauschen das Auto schließlich gegen ein Pferd – das beim finalen Rennen unbedingt gewinnen muss.

Der Gauner ist ein waschechter Familienfilm – in dem Sinn, dass die Intelligenz ganzer Familien weder herausgefordert noch beleidigt wird. So etwas ist auch eine Kunst und erfordert eine diffizile Balance, die hier über weite Strecken erreicht wird. Die Jungs stecken mal im Schlamm fest und bekommen es mit Nutten zu tun. Kaum ist quatschiger Slapstick-Humor überstanden, folgen liberale Diskurse über Sklaverei.

Solche Filme gibt es ja eigentlich nicht mehr, und ein guter Grund dafür ist die immer wieder durchsuppende Nostalgie, die in Verbindung mit schlichter Sentimentalität kaum echte Spannung erzeugen kann. Regisseur Mark Rydell überzieht das Geschehen mit einem „All American“-Zuckerguss, der natürlich auch mal „richtige“ Themen anspricht, doch zumindest im Hintergrund immer naive Unschuld predigt.

War das Amerika von 1905 wirklich so lebenswert…oder wird hier nicht eher so verklärt, wie es sonst nur redselige Tanten mit mindestens einem Glasauge fertigbringen? Der Film ergeht sich in großer Detailfreude, was natürlich willkommen ist, doch wahrscheinlich wäre es besser gewesen, dem Geschehen etwas mehr grimmige Realität einzuflößen. Die gnadenlose Harmlosigkeit und Naivität, die hier Programm ist, geht mit der Zeit echt auf den Sender – besonders wenn sie in Verbindung mit unterirdischer Komik und John Williams plakativem Holzhammer-Score gebracht wird.

Es gibt ja durchaus unverstandene Meisterwerke, die erst über die Gnade vieler Jahre ihre Anerkennung erhalten, doch Der Gauner bleibt weiterhin ein Fall für Steve McQueen-Komplettisten – die dann allerdings mit der neu veröffentlichten DVD viel Freude haben werden. Bild und Ton sind knusprig respektive satt, die deutsche Synchro ist sehr gut und als Extras stehen eine Featurette (von 1969), Trailer, ein Booklet und eine Fotogalerie bereit. Also wenn schon dieser Film…dann in dieser Version!

Der Gauner

Als“ Der Gauner“ gedreht wurde, 1969, war Steve McQueen auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Hinter ihm lagen „Kanonenboot am Yangtse-Kiang“, „Thomas Crown ist nicht zu fassen“ und „Bullitt“ … und vor ihm lag ein familienfreundliches „road movie“ / „coming of age“-Drama, das in Mississippi anno 1905 spielt und seinem Star einen Strohhut und ein Holzfällerhemd verpasst.
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