Der ganz große Traum

Eine Filmkritik von Silvy Pommerenke

Von Fußtümmelern und preußischem Starrsinn

Für die einen ist es einfach nur eine Sportart, für die anderen eben Der ganz große Traum: Fußball. Regisseur Sebastian Grobler erzählt mit leichter Hand und großer Starbesetzung die Geschichte des runden Leders im frühen deutschen Kaiserreich. Was heute ein Breitensport ist, galt damals als anarchistisch und wurde als „englische Krankheit“ verfemt. Wie Menschen sich doch irren können.
Konrad Koch (Daniel Brühl) tritt 1874 am Braunschweiger Martino-Katharineum seine erste Stelle als Lehrer an. Ausgerechnet Englisch soll er den jungen Schülern beibringen und stößt damit auf allgemeinen Widerstand. Zu groß sind die Vorurteile gegen die Engländer, die nur verächtlich Teetrinker genannt werden, und so hat Koch schnell seinen Spitznamen weg. Der motivierte Junglehrer lässt sich davon aber nicht abschrecken und ihm fällt eine pädagogische Raffinesse ein. Vielleicht kann er seine Schüler motivieren, indem er mit ihnen Fußball spielt? Das runde Sportgerät aus Leder und mit einer luftgefüllten Schweineblase hat er von seinem Studienort in England mitgebracht. Einziges Problem: Fußball ist in Deutschland noch völlig unbekannt und Kochs Untertertia steht etwas ratlos in der Sporthalle und weiß nicht so recht, was sie mit dem Ball anfangen soll. Zudem ist die Klasse in interne Rivalitätskämpfe verstrickt, so dass es Koch wirklich schwer hat, seine Jungs kollektiv für die neue Sportart zu begeistern. Aber bald schon haben die Halbwüchsigen Blut geleckt und lernen außerdem über das Fußballtraining englische Vokabeln und deren richtige Aussprache. Die unkonventionellen Schulmethoden Kochs stoßen allerdings auf Widerstand im preußisch gedrillten Lehrerkollegium. Für den Turnlehrer Doktor Jessen (Jürgen Tonkel) gilt nur militärischer Gleichschritt und das Exerzieren als wahrer Sport, dem Geschichtslehrer Dr. Roman Bosch (Thomas Thieme) sind die Engländer sowieso ein Dorn im Auge und vor allem der erfolgreiche Geschäftsmann Richard Hartung (Justus von Dohnány), mit dessen Spendengeldern die Schule großzügig unterstützt wird, erbittet sich die alsbaldige Kündigung von Koch. Lediglich der Schuldirektor Gustav Merfeld (Burghart Klaußner) steht hinter dem jungen Englischlehrer, aber auch er kann bald nicht mehr seine schützende Hand über Koch halten. Jedoch wollen Koch und seine Untertertia ihren ganz großen Traum vom Fußball nicht aufgeben, und sie bringen eine preußische Delegation dazu, über die Zulassung der Sportart Fußball an deutschen Schulen zu entscheiden. Da die Schüler ihr Testspiel ausgerechnet gegen eine englische Schulmannschaft absolvieren, droht das Ergebnis negativ auszufallen…

Diese frei nach einer wahren Begebenheit erzählte Geschichte um den Fußballpionier Konrad Koch ist nicht nur für Sportfans mitreißend, sondern Dank der großartigen Besetzung und der ironischen Erzählweise, die vor allem mit Vorurteilen und Klischees spielt, für jeden Kinobegeisterten geeignet. Sebastian Grobler versteht es, historische Fakten mit fantasievollen Ergänzungen zu einer dramatischen und gleichzeitig sehr humorvollen Geschichte zu entwickeln. Dabei wirkt Daniel Brühl als Konrad Koch in karierten Hosen und mit leicht englischem Akzent sehr überzeugend und verlässt wohl mit dieser Rolle – nicht nur wegen des Bärtchens und der maßgeschneiderten Anzüge – sein bisheriges Image als ewiger Teenie. Der ganz große Traum ist brillantes und emotionales Unterhaltungskino mit Anspruch oder, wie Filmproduzent Anatol Nitschke es ausdrückt, „eine Mischung aus Der Club der toten Dichter und Die Feuerzangenbowle“.

Der ganz große Traum

Für die einen ist es einfach nur eine Sportart, für die anderen eben „Der ganz große Traum“: Fußball. Regisseur Sebastian Grobler erzählt mit leichter Hand und großer Starbesetzung die Geschichte des runden Leders im frühen deutschen Kaiserreich. Was heute ein Breitensport ist, galt damals als anarchistisch und wurde als „englische Krankheit“ verfemt.
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Meinungen

Lichtschwan · 12.02.2020

Was heißt hier "und der ironischen Erzählweise, die vor allem mit Vorurteilen und Klischees spielt"? "Der ganz große Traum" bedient völlig ironiefrei die Klischees über das kaiserliche Deutschland.

Peggy Ruth · 16.03.2011

Der Film ist mit sehr viel Liebe zum Detail, sehr viel Liebe zu den Charakteren, zu den Gefühlen der Charaktere und zu ihrem ganzen "Auftreten" in ihren Filmscenen gemacht worden.
Er beinhaltet nicht nur die Geschichte des Fussballspieles sondern z.B. auch sehr viel pädagogische Methoden, weshalb er auch für Lehrer und Schulklassen etc. sehr interessant wäre, wobei das Ganze auch geschickt eingepackt ist in eine Herz ergreifende, schöne Story. Für mich ist es auch ein Film, den man sich mehrere Male anschauen kann, ohne daß es einem zu öde wird. Im Gegenteil, ich finde er rührt mich bei jedem Mal mehr an. Er ist sehr zu empfehlen.

Manuel · 01.03.2011

ist cool weil ich auch im Verein spiele einen großen

Gerdy · 27.02.2011

nicht mein fall

Fernando · 26.02.2011

Ich bin ein großer Fußballfan und ich spiele sehr gerne fußbal,aber ich wollt schon immer mal wissen wie fußball nach Deutschland gekommen und ist und siehe hier der Film.

Katja · 23.02.2011

Ich (kein Fußballfan) habe den Film gestern in der Vorpremiere gesehen. Es handelt sich um einen sehr guten, kurzweiligen Unterhaltungsfilm für die gesamte Familie. Neben der nicht ganz authentischen Geschichte des Fußballs, vermittelt er,mit gewissem Humor, Emotionen und beeindruckenden atmosphärischen Bildern, auch einen Einblick in die Probleme und Unzulänglichkeiten der damaligen Zeit.

Mario · 12.02.2011

Ich hatte das Glück ihn schon vor dem Start zu sehen. Ganz großes Kino aus Deutschland. In meinen Augen einer der besten deutschen Filme der letzten Jahre. Der Film ist nich nur für Fussballfans empfehlenswert.

Anon · 10.02.2011

Sehe ich ganz anders. Ein wunderbarer Film, nicht nur für Fußball-Fans!

FLO · 02.02.2011

Der Film ist total langweilig. Kaum Handlung und ständig wird versucht moralisierend auf den Zuschauer einzuwirken! Nicht weiter zu empfehlen.