Der Dieb von Bagdad (Blu-ray)

Eine Filmkritik von Stefan Dabrock

Lohn des Abenteuers

Douglas Fairbanks ist ein Monument des Stummfilms. Mit vitaler Energie setzte der Darsteller, Drehbuchautor und Produzent seine unbändige Athletik ein, um in abenteuerlichen Geschichten Helden zwischen Draufgängertum und emotionaler Tiefsinnigkeit zu verkörpern. Gemeinsam mit Charlie Chaplin, D.W. Griffith und Mary Pickford gründete er die berühmte, bis heute existierende Filmgesellschaft United Artists. Fairbanks prägte das frühe Hollywoodkino wie nur Wenige, den Übergang vom Stumm- zum Tonfilm meisterte er jedoch nicht erfolgreich. Der Märchenklassiker Der Dieb von Bagdad aus dem Jahr 1924 gehört zu Fairbanks besten Werken.
Als namenloser Dieb streunt Douglas Fairbanks durch das orientalische Bagdad, das unter der Herrschaft des Kalifen (Brandon Hurst) steht. Geschickt setzt er seine trickreichen Fähigkeiten ein, um genug für das tägliche Leben zu stehlen. Unterstützt wird er dabei von einem Assistenten (Snitz Edwards). Als er sich jedoch in den Palast des Kalifen schleicht und die schöne Prinzessin (Julanne Johnston) erblickt, ist es um ihn geschehen. Er gibt sich als Prinz der Inseln, der Meere und der sieben Paläste aus, um gemeinsam mit anderen Edelmännern um die Gunst der liebreizenden Kalifentochter zu werben. Obwohl er enttarnt wird und nur knapp mit dem Leben davon kommt, lässt er sich nicht entmutigen. Die an die Verehrer gestellte Aufgabe, den seltensten Schatz zu besorgen, nimmt er mutig an. Er stürzt sich in ein gefährliches Abenteuer, weil er weiß, dass er das Herz der Prinzessin doch noch erobern kann, wenn er sich als würdig erweist. Aber der mongolische Prinz (Sôjin Kamiyama), einer der anderen Verehrer, schreckt auch nicht vor Gewalt zurück, um die Kalifentochter zur Frau zu bekommen. So hofft er, Bagdad unter seine Herrschaft zu bringen.

Douglas Fairbanks‘ Der Dieb von Bagdad ist ein Meisterwerk des Designs. Die monumentalen Bauten, die Fairbanks erschaffen ließ, sind überwältigend und luftig zugleich. Geschwungene Linien, kunstvolle Ornamentverzierungen, leicht durch den Raum gebogene Brücken, Treppen mit weichen, unregelmäßigen Konturen, Fensterbögen, Blumenmuster und symmetrische Bauten machen das märchenhafte Bagdad des Films zu einem prächtigen Fantasieort grenzenloser Ästhetik. Die einzelnen Elemente kommunizieren auf so perfekte Art miteinander, dass sich Harmonie und Spannung zu einer idealen Einheit ergänzen. Zur architektonischen Brillanz gesellt sich die gelungene Einfärbung der einzelnen Szenen, deren Violettrosa-, Gelb-, Rot- und Grüntöne emotionale Stimmungen zwischen romantischer Einkehr und gefährlicher Anspannung erzeugen. So entsteht eine fantastische Welt, die mit visueller Kunstfertigkeit, einem fliegenden Teppich, Monstern, einem Unterwasserschloss und stimmungsvollen Basarszenen den Rahmen für die moralisch-märchenhafte Erzählung setzt.

Als unbestrittener Held tanzt, hüpft, springt und kämpft Douglas Fairbanks in der Rolle des Diebs durch das eindrucksvolle Setting. Dabei liefert er eine elegante Darbietung ab, indem er seinen athletischen Körper als Spiegelbild der Handlung einsetzt. Die Leichtigkeit des sorglos in den Tag lebenden Diebes zu Beginn findet ihren Niederschlag in dynamischen Choreografien mit geschmeidigen Bewegungen. Als ihn die Liebe trifft, verhält er sich weniger aufgedreht, nach der Enttarnung und anschließenden Bestrafung ist er ein gebückter Schatten seiner selbst, bevor er als kämpferischer Held in zahlreichen schwierigen Prüfungen seine Muskeln einsetzt. Denn der Dieb muss im Verlaufe des Geschehens lernen, das sein anfänglicher Lebenswandel ohne Verantwortung keine Zukunft hat. Er muss sich das Glück verdienen.

Der alte Stummfilm sieht auf dieser Bluray sehr gut aus. Schärfe, Kontrast und Farbintensität erreichen Werte, wie sie bei einem so alten Film kaum besser sein können. Dadurch kommen die fantastischen Bauten, die temporeichen Choreografien und die märchenhafte Exotik sehr gut zur Geltung. Helligkeitsschwankungen, Körnigkeit und ein paar Defekte sind bei einem Stummfilm normal.

Die Musik von Carl Davis wurde im DTS-HD-Master-5.1-Format abgemischt und entfaltet ihre umschmeichelnde Wirkung ohne nennenswerte Schwächen. Der Orchestersound ist klar und ansprechend dynamisch. So entsteht eine gute Einheit aus Ton und Bild. Die Zwischentitel liegen erfreulicherweise im englischen Original oder der deutschen Fassung vor.

Der Filmhistoriker Jeffrey Vance wartet im Audiokommentar mit einer Fülle an interessanten Hintergrundinformationen auf. Er hat nicht nur einiges zur technischen Umsetzung des Films zu sagen, er stellt auch Douglas Fairbanks sowie seinen Lebenswandel und sein künstlerisches Schaffen vor, geht auf wichtige Stabmitglieder wie den Szenenbildner William Cameron Menzies ein und weiß über kulturhistorische Details zu berichten. Der Kommentar klingt zwar bisweilen etwas spröde, weil Vance nicht der lebhafteste Sprecher ist, aber sein fundiertes Wissen macht diesen Beitrag zu einem Juwel. Auch das Foto-Essay, das aus Stand- und Setbildern des Films Der Dieb von Bagdad mit dazu passenden Textinformationen besteht, liefert gute Hintergrundinformationen über Fairbanks‘ künstlerische Arbeit. Ein Trailer ist auf der Bluray ebenfalls enthalten.

Der Dieb von Bagdad (Blu-ray)

Douglas Fairbanks ist ein Monument des Stummfilms. Mit vitaler Energie setzte der Darsteller, Drehbuchautor und Produzent seine unbändige Athletik ein, um in abenteuerlichen Geschichten Helden zwischen Draufgängertum und emotionaler Tiefsinnigkeit zu verkörpern. Gemeinsam mit Charlie Chaplin, D.W. Griffith und Mary Pickford gründete er die berühmte, bis heute existierende Filmgesellschaft United Artists.
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