Der Dieb des Lichts

Eine Filmkritik von Lida Bach

Erleuchtung garantiert

Finstere Zeiten würden den Dorfbewohnern in der kirgisischen Steppe drohen – wenn es nicht Svet-Ake (Aktan Arym Kubat) gäbe. Der Dieb des Lichts ist in der kauzigen Mischung aus Sozialdrama und Schelmenroman ein Robin Hood der Elektrizität, der den Zeiger der Stromzähler zu Gunsten der armen Bevölkerung ausschlagen lässt. Seit der Privatisierung der staatlichen Stromkonzerne ist Licht für die kirgisische Landbevölkerung kaum mehr bezahlbar. Doch als ihr hellgeistiger Elektriker Svet-Ake aufgrund seines Lichtklaus arbeitslos wird, steht es finster um dessen Traum von einem Windpark.
Die leichtherzige Fortschrittskomödie Aktan Arym Kubats ist ein filmisches Märchen, in dem Konflikte sich wie durch Zauberhand lösen und nichts den Hoffnungsschimmer in der Seele der Menschen ersticken kann. „Herr Licht“ nennen die Anwohner ihren Elektriker, dessen Namen ist der kirgisische Originaltitel des Films. Der kleine Mann ist Beichtvater, dem die Menschen ihre Alltagssorgen klagen und verständnisvoller Trostspender und Erlöser, der mit einem Dreh am Stromzähler einem Lichtsünder Absolution erteilen kann.

Das uralte Motiv eines magischen Leuchtens, das seinen Besitzern Wissen, Glück und Macht verleiht, erweckt der kirgisische Filmautor und Schauspieler im Handlungsmoment der elektrischen Beleuchtung zu neuem Leben. Wie in den Sagen und Kunstmärchen stammt sie von einer künstlichen Quelle. Kubat, der mit der ersten landeseigenen Filmproduktion Beschkempir zahlreiche Preise gewann, inszeniert sich selbst als den Zauberer, der das magische Leuchten behütet. Für die Dorfbevölkerung ist der Elektriker im doppelten Sinn zur Lichtgestalt geworden. Als solche erlebt Svet-Ake sogar eine Auferstehung, nachdem er einen Stromschlag erhalten hat. Die humoristische Episode, in welchem der Titelcharakter mit einem Elektroschock seinen Wunsch nach einem Sohn erfüllen will, wirft ein ambivalentes Licht auf die Filmwelt der Protagonisten.

Traditionsgebundenheit und Aberglaube sitzen tief, das technische Verständnis ist gering. Entsprechend groß ist die Manipulierbarkeit der Menschen. Indem er die Stromzähler umstellt, dreht Svet-Ake den Spieß um. Die Großbetriebe, welche die Abhängigkeit und Unkenntnis der Landbevölkerung ausbeuten, werden zum Opfer der eigenen Technik. Das Kunstlicht steht gleichzeitig als Pendant und Gegenteil des Tageslichts, in das die Kamera die Bilder der malerischen Grassteppe badet. Dieses natürliche Licht ist das Ideal, welches der Titelheld des Films in seinem Traum von einem Windpark vor sich erstrahlen sieht. Eine aus ihrem eigenen Land gewonnene Energie, die allen im Dorf gehört; ökonomisch, ökologisch und unerschöpflich.

Etwas Rührendes liegt in der Naivität, mit der sich Der Dieb des Lichts der komplexen Problematik annähert, die sich unter der humorvollen Handlung andeutet. „Dieser Film ist keine Beschreibung von Menschen mit echten Schicksalen und Problemen“, sagt Der Dieb des Lichts selbst über seine Filmwelt. Statt mit Realismus punktet das cineastische Schelmenstück mit märchenhafter Fabulierkunst.

Der Dieb des Lichts

Finstere Zeiten würden den Dorfbewohnern in der kirgisischen Steppe drohen – wenn es nicht Svet-Ake (Aktan Arym Kubat) gäbe. „Der Dieb des Lichts“ ist in der kauzigen Mischung aus Sozialdrama und Schelmenroman ein Robin Hood der Elektrizität, der den Zeiger der Stromzähler zu Gunsten der armen Bevölkerung ausschlagen lässt.
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