Der Auftragslover

Eine Filmkritik von Bianka Piringer

Spiel mit dem Glück in Monte Carlo

Sind wir in Herzensdingen nicht einfacher gestrickt, als uns lieb sein kann? Neigen wir nicht gar dazu, auf die emotionalen Tricks von Heuchlern und Schwindlern hereinzufallen? Die bange Frage nach der Aufrichtigkeit des Partners gehört nicht ohne Grund seit jeher zum Liebesfilm. In seinem Kinodebüt, einer romantischen Komödie mit Spionage- und Actionelementen, lässt der französische Regisseur Pascal Chaumeil einen Profi Frauen systematisch umgarnen, um sie aus ihrer aktuellen, nach Meinung seiner Auftraggeber unpassenden Liaison zu befreien.
Zum Beweis, wie leichtgläubig Menschen sind, wie schematisch sie auf bestimmte Schlüsselreize reagieren, führt die Einleitung des Films das Publikum an der Nase herum. Im Urlaub in Marokko möchte eine junge Frau einen Ausflug zu den Dünen machen, doch ihr Freund bleibt lieber am Pool. Weil der Bus zur Wüste schon weg ist, nimmt ein junger französischer Arzt die Touristin in seinem Dienstfahrzeug mit. Sie wird Zeugin, wie er Medikamente in entlegene Gebiete bringt und Kinder impft. Eine Krankenschwester erzählt ihr, der Arzt leide an gebrochenem Herzen. In den Dünen schließlich weint der Mediziner beim Anblick seltener weißer Tauben und darf die Touristin küssen. Erst dann nimmt die Kamera zwei Beobachter hinter einer Düne ins Visier, die Krankenschwester und einen Mann mit einem Vogelkäfig. Die Begegnung war von Anfang an fingiert.

Der vermeintliche Arzt heißt Alex (Romain Duris) und ist Auftragslover, besorgte Eltern, Geschwister, Bekannte können ihn engagieren, um junge Frauen von ihren Partnern loszueisen. Alex und seine beiden Helfer, nämlich seine Schwester Mélanie (Julie Ferrier) und ihr Mann Marc (Francois Damiens), haben aber ethische Prinzipien: „Wir greifen immer nur ein, wenn die Frau unglücklich ist.“ Ihre Arbeit beginnt mit dem lückenlosen Ausspionieren der Zielperson. Die junge Frau soll sehen, wie es ist, wenn ein attraktiver Mann sich für die gleichen Dinge begeistert wie sie, ob es nun Roquefort-Käse oder Dirty Dancing ist. Dann erkennt sie, dass es die Beziehung, nach der sie sich insgeheim sehnt, geben kann – nur nicht mit ihrem jetzigen Partner. Derart aufgerichtet und erfrischt, braucht sie auch den Beistand von Alex nicht mehr. Der behauptet eh, für die Liebe verloren zu sein und verabschiedet sich mit seinem Scheck.

Doch dann stößt der Charmeur auf einen Fall, der ihn in mehrfacher Hinsicht an seine Grenzen bringt: Juliette (Vanessa Paradis), die reiche Tochter eines Blumengroßhändlers, hat nur Augen für den Mann, von dem sie ihr Vater trennen will. Und die Zeit drängt, denn in zehn Tagen soll in Monaco Hochzeit gefeiert werden. Alex will den Auftrag ablehnen, doch er hat Schulden, an die ihn ein Schlägertyp unsanft erinnert. Im Nobelhotel an der Cote d’Azur, in dem Juliette wohnt, zieht Alex also alle Register seines Könnens. Die kalte Schulter, die ihm die Schöne zeigt, lässt ihn genauer hinschauen, als seiner professionellen Distanz guttut.

Die Kulisse des sonnigen Monaco, Spielwiese der Reichen und Schönen, verleiht diesem Film eine unbeschwerte Leichtigkeit, einen unschuldigen Retro-Charme. Die drei Gauner in Liebesdingen sind kleine Glücksritter mit Improvisationstalent. Oft schlittern sie haarscharf oder tollpatschig an der Enttarnung vorbei, wissen nie genau, ob ihr Kalkül aufgeht. Dabei variiert der Film seine Überlegungen zum Verhältnis von Zweck und Mittel, von Realität und Einbildung. Die flotte Handlung erlaubt sich spontane Brüche in der Atmosphäre, das Lächerliche kommt überraschend, herbe Ernüchterung beendet Höhenflüge, der Ausgang bleibt lange in der Schwebe. Damit unterscheidet sich der Film von stromlinienförmig durchkonstruierten Hollywood-Produktionen.

Der Auftragslover

Sind wir in Herzensdingen nicht einfacher gestrickt, als uns lieb sein kann? Neigen wir nicht gar dazu, auf die emotionalen Tricks von Heuchlern und Schwindlern hereinzufallen? Die bange Frage nach der Aufrichtigkeit des Partners gehört nicht ohne Grund seit jeher zum Liebesfilm.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

Laura · 28.01.2011

Ist dieser Film interessant ?
Ich möchte ihn mir gerne mal in den nächsten Tagen anschauen, ist er zum weiterempfelen ?