Der Antichrist - Das Original (Blu-Ray)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Der Exorzist lässt grüßen

„Die Mutter aller Exorzismus-Filme“, tönt es vom Cover. Und weiter: „Das Original von 1974“. Der Verdacht liegt nahe, dass der deutsche Verleih hier ganz im Geist der damaligen Produzenten auf Verwechslungen spekuliert, denn die Mutter aller Exorzismus-Filme ist sicherlich nicht Alberto De Martinos Der Antichrist.
Ippolita sitzt seit einem Unfall in ihrer Kindheit im Rollstuhl. Die sexuell frustrierte Frau, die sich nach Liebe sehnt, fühlt sich von ihrem Vater, aber auch von Gott, im Stich gelassen. Ein Psychiater überzeugt sie, sich einer Hypnosetherapie zu unterziehen. Er führt sie zurück in ein früheres Leben, als sie eine Hexe war. Dieser Therapiestunde folgt ein Wachtraum, nach dem für Ippolita alles anders ist. Sie kann wieder gehen. Aber nicht nur das: Sie zeigt auch Anzeichen von Besessenheit. Ein Exorzist soll die Frau retten.

Der Antichrist ist klassisches, italienisches Exploitation-Kino. Ein Trend wurde erkannt und ausgeschlachtet. In diesem Fall ist Der Exorzist das große Vorbild, dem mit dem dreisten Kopieren ganzer Szenen – etwa dem Auskotzen grünen Schleims – gehuldigt wird. Originalität war die Sache der Italiener nie, die melodramatische Aufbereitung einer Erfolgsformel haben sie in den 1960er und 1970er Jahren jedoch bis zur Perfektion gebracht. Der Antichrist ist vielleicht das Highlight der kurzen italienischen Exorzismus-Welle, wenn auch nicht frei von Makeln.

Die Einleitungssequenz hat keinerlei Bedeutung für den Film und ist übermäßig lang gestaltet, hat aber zumindest unwohliges Flair. Dem folgt dann jedoch eine langatmige Erzählung, die zwar versucht, die Figuren charakterlich auszubilden, aber letzten Endes nur an der Oberfläche kratzt. Gäbe es nicht den erotischen Wachtraum mit kurios anmutender Orgie könnte man beinahe selbst in Tiefschlaf verfallen. Aber immerhin: Als nach einer geschlagenen Stunde die Besessenheit einsetzt, zieht der Film in Sachen Spannung deutlich an. Zuvor ist es hauptsächlich die Musik von Ennio Morricone und Bruno Nicolai, die den Film größer und besser erscheinen lässt, als er eigentlich ist.

Allerdings gilt auch: Der Antichrist ist einer der besseren Horrorfilme italienischer Provenienz, was vor allem an der effektiv gemachten zweiten Hälfte liegt. Hier brennt De Martino ein kleineres Effektfeuerwerk ab, das im Rahmen der Möglichkeiten des Jahres 1974 durchaus ansehnlich ist. Interessante Kameraeinstellungen in Kombination mit einer faszinierenden Akustik sorgen für gruselige Atmosphäre. Würde der Film anfangs etwas schneller in Gang kommen, wäre er in sich weit stimmiger, dem spektakulären letzten Akt wegen erinnert man sich positiv an den Film.

Im letzten Jahr unter dem Titel Schwarze Messe der Dämonen als teures Mediabook erschienen, ist die nun veröffentlichte Blu-ray baugleich und wartet mit zwei Fassungen auf. Neben der Kinofassung gibt es noch die integrale Fassung, die eine gute halbe Minute mehr Laufzeit aufzubieten hat, das eingefügte Material hat jedoch eine etwas schlechtere Bildqualität.

Der Antichrist - Das Original (Blu-Ray)

„Die Mutter aller Exorzismus-Filme“, tönt es vom Cover. Und weiter: „Das Original von 1974“. Der Verdacht liegt nahe, dass der deutsche Verleih hier ganz im Geist der damaligen Produzenten auf Verwechslungen spekuliert, denn die Mutter aller Exorzismus-Filme ist sicherlich nicht Alberto De Martinos „Der Antichrist“.
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