Der Adler des Königs

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Funktioniert mehr als Serie denn als Spielfilm

Wenn ein Kulturprodukt besonders erfolgreich ist – sei es ein Roman, ein Theaterstück oder eben eine Fernsehserie –, dann ist man schnell versucht, den Stoff auch ins Kino zu bringen und, wenn nötig, in das Leinwand-Format zu pressen. Im Fall von Aguila Roja (dt. roter Adler), der momentan erfolgreichsten Fernsehserie Spaniens, ist dies leider nur in Ansätzen gelungen: Zu sehr merkt man dem Film, der ab 4. Oktober 2012 auch als deutsche DVD-Kopie erhältlich ist und den deutschen Verleih-Titel Der Adler des Königs trägt, seine Fernsehherkunft an. Dennoch: In Spanien war die Kinoproduktion ein Sensationserfolg – wobei dieser bestimmt auch auf dem Serienerfolg aufbaut. Wer sich hierzulande für die spanische Medienlandschaft interessiert, wird auch an Der Adler des Königs nicht vorbeikommen und nebenbei auch einiges über die spanische Kultur erfahren.
Die Fernsehserie Aguila Roja startete im Februar 2009 mit einer Einschaltquote von über 30 Prozent und hat sich im Laufe der bislang vier Staffeln zur erfolgreichsten Fernsehserie Spaniens entwickelt. Dies hat die Macher dann auch dazu bewogen, 2011 eine Kinoversion in Spielfilmlänge zu produzieren – parallel zur noch weiter laufenden Serie, deren vierte Staffel zur selben Zeit abgedreht wurde. Der Film basiert auf dem Stoff der Serie und vereint deren wichtigsten Figuren (die auch von denselben Darstellern gemimt werden), allen voran natürlich den maskierten Rächer „Roter Adler“ (David Jener), der im Stile eines spanischen Robin Hoods, die arme Bevölkerung Spaniens vor den Machenschaften der Reichen und Adligen beschützt.

Der Kinofilm hat eine internationale Konferenz am Königshof zum Gegenstand. Während der „Rote Adler“ weiterhin den Armen und Unterdrückten zur Hilfe eilt und dem spanischen Adel ein Dorn im Auge ist, treffen sich auf dem spanischen Hof die Könige und Gesandten aus Frankreich, England und Portugal – mit dem heimlichen Ziel, den spanischen Machthaber, Philipp IV. (Xabier Elorriaga), zu töten und das spanische Reich unter sich aufzuteilen. Das spanische Heer wird entmachtet, so dass sich unter der Führung von Juan de Calatrava (Roberto Álamo) eine Bürgermiliz gründet.

Weitere Nebenstränge – zum Beispiel um den vermeintlichen Pfarrer Mateo (Antonio Molero) oder um Beatriz (Martina Klein), die zur Verbündeten des „Roten Adlers“ wird, wobei sich auch eine zukünftige Liebesgeschichte abzuzeichnen scheint – lassen die Seriendramaturgie durchscheinen, sind jedoch für den Filmverlauf eher störend wirkt. Was im und für das Fernsehen gut funktionieren mag, ist für den Spielfilm zu diffus und zu verwickelt. Man hat das Gefühl, die Macher wussten nicht, an welcher Stelle sie aufhören sollten, den Plot auszubauen, zu vertiefen oder doch zu kürzen.

Ein weiteres Manko des Films ist, dass er auf der Serie aufbaut, ohne dies deutlich zu machen. Die erste Staffel der Fernsehserie beginnt mit der Geburt des „Roten Adlers“: Nachdem Cristina, die Frau des Schulmeisters Gonzalo de Montalvo, ermordet wurde, verwandelt sich dieser in eine Figur namens der „Rote Adler“, um den Tod seiner Frau zu aufzuklären und ihn zu rächen. Diese Vorgeschichte hat für den Plot der Kinoversion zwar keine konkreten oder direkten Auswirkungen; doch ist das Serienwissen des Kinozuschauers bestimmt von Vorteil, da eben die Herkunft und die Motivation des „Roten Adlers“ oder sein Witwer-Dasein nicht im Film erklärt werden.

Überzeugend ist jedoch die Konzeption einzelner Figuren, die natürlich durch die Ausarbeitung der Charaktere für die Serienproduktion gewinnt – zumal sich sowohl Film als auch Serie dem Inventar klassischer Figurentypen der spanischen Literaturgeschichte (und insbesondere des Siglo de Oro, des Goldenen Zeitalters, in dem die Geschichte um den „Roten Adler“ situiert ist) bedienen. Am besten lässt sich dies an der Figur des Satur (Javier Gutiérrez) zeigen, dem treuen Diener von Gonzalo aka des „Roten Adlers“. Satur ist der typische gracioso (dt. Witzbold), eine Figur, die durch komische Elemente für die regelmäßige Entspannung innerhalb der dramatischen Handlung sorgen soll. Der gracioso ist häufig eine einfache oder gar einfältige Figur, der gleichzeitig die Rolle eines geistreichen Beobachters und Beraters seines Herrn zufällt. Und ein solcher ist auch Satur, der durch seine einfache Denke immer wieder (und manches Mal auch auf etwas überzogene Weise) für Lacher sorgt, aber – wenn es hart auf hart kommt – seinem Herrn ein absolut treuer Gefolgsmann ist.

Der Adler des Königs

Wenn ein Kulturprodukt besonders erfolgreich ist – sei es ein Roman, ein Theaterstück oder eben eine Fernsehserie –, dann ist man schnell versucht, den Stoff auch ins Kino zu bringen und, wenn nötig, in das Leinwand-Format zu pressen. Im Fall von „Aguila Roja“ (dt. roter Adler), der momentan erfolgreichsten Fernsehserie Spaniens, ist dies leider nur in Ansätzen gelungen:
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