Demonic - Haus des Horrors

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Horror und Crime

Seit dem immensen Erfolg der 1999 uraufgeführten Ultra-Low-Budget-Produktion Blair Witch Project – der sich in erster Linie mit dem geschickten Reklamefeldzug erklären lässt – wird bekanntlich sehr viel schockierendes Material „gefunden“ und im Kino oder Home Cinema präsentiert. Verwackelte Aufnahmen von hysterischen Menschen haben sich durch die nicht abreißende Welle von Found-Footage-Werken inzwischen (leider) als Darstellungskonvention etabliert.
Auch der Regisseur und Ko-Drehbuchautor Will Canon bedient sich in seinem zweiten Langfilm Demonic der pseudo-dokumentarischen Ästhetik, kombiniert diese aber mit „klassischer“ Kameraarbeit. Erzählt wird zum einen (in Rückblenden) die übliche Geschichte einer Twen-Gruppe, die sich in ein haunted house begibt, sämtliche Vorkommnisse aufzeichnet und zum Großteil einen blutigen Tod erleiden muss. Zum anderen widmet sich der Film dem „Danach“ dieser Trivial-Story: Die Polizei trifft ein, findet drei Leichen, einen Überlebenden – sowie eine Fülle von footage, die Licht ins Dunkel bringen soll. Somit wird den Zuschauer_innen das „Gefundene“ nicht einfach vorgesetzt; die Auswertung der Mitschnitte wird zusammen mit dem Verhör des Überlebenden zum zweiten narrativen Strang.

Die Rückblenden offenbaren, dass sich John (Dustin Milligan) – der Verhörte – auf ein Experiment einließ, da er wiederholt Visionen von seiner verstorbenen Mutter hatte. In einem Haus, in welchem eine Kindheitsfreundin seiner Mutter einst einen Massenmord begangen hatte, wollte er mit einem kleinen Team – darunter seine Partnerin Michelle (Cody Horn) und deren Ex-Freund Bryan (Scott Mechlowicz) – Kontakt zur Geisterwelt aufnehmen. Doch die Séance geriet außer Kontrolle. Als der örtliche Detective mit seinen Männern eintrifft, ist zunächst unklar, was passiert ist: Wer hat hier dreifachen Mord begangen? Wo sind Michelle und Bryan? Und was weiß John über den Ablauf des Blutbads?

Bei der Beantwortung dieser Fragen werden die beiden Zeitebenen gekonnt miteinander verwoben. Alsbald wird jedoch deutlich, dass die Polizeithriller-Passagen wesentlich spannungsreicher sind als die Schauersequenzen. Wiewohl die Inszenierung in diesem Strang mit ein paar heftigen Schreckmomenten aufwarten und eine bedrohliche Atmosphäre erzeugen kann, werden die Horror-Versatzstücke nicht effektiv genug eingesetzt. Je mehr das metaphysische Treiben dann in die Mordinvestigation Einzug erhält, desto klarer wird, dass eine „natürliche“, das Böse im Menschen enthüllende Auflösung wesentlich furchterregender wäre als jedwede übernatürlich-dämonische Aktivität.

Schauspielerisch ist Demonic solide. Frank Grillo (als leitender Polizist) und Maria Bello (als an Ort und Stelle handelnde Psychiaterin) können den Ermittlungsstrang über weite Strecken mühelos tragen. Der John-Darsteller Dustin Milligan hatte in seiner noch jungen Karriere bereits mit Wurm-, Hai- und Gespensterplagen zu tun, wurde zum Opfer des Schmetterlingseffekts (The Butterfly Effect 2) sowie einer gefährlichen Zeitschleife (Repeaters) – und erweist sich nun auch hier als souveräner Akteur. Die übrige Spukhaus-Truppe ist zwar mit durchaus bekannten Gesichtern besetzt – neben Cody Horn (Magic Mike) etwa mit Megan Park (The F-Word) oder Aaron Yoo (21); die zu interpretierenden Figuren sind allerdings ausnahmslos wandelnde Genre-Klischees. Diese kann man spätestens seit dem clever dekonstruierenden Meta-Horrorwerk The Cabin in the Woods (2012) nicht mehr ernst nehmen – sie werfen allenfalls noch die Frage auf, ob es promiskuitive Expertinnen für paranormale Begebenheiten, obsessiv-dreiste Geisterjäger und soziophobe Technik-Geeks, die allesamt aussehen wie Abercrombie & Fitch-Models, wohl nur in Gruselfilmen oder tatsächlich auch irgendwo im echten Leben geben mag.

Demonic - Haus des Horrors

Seit dem immensen Erfolg der 1999 uraufgeführten Ultra-Low-Budget-Produktion „Blair Witch Project“ – der sich in erster Linie mit dem geschickten Reklamefeldzug erklären lässt – wird bekanntlich sehr viel schockierendes Material „gefunden“ und im Kino oder „Home Cinema“ präsentiert.
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