De Martes a Martes

Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Mit oder gegen?

Das argentinische Kino erzählt häufig von unscheinbaren Hauptfiguren und Anti-Helden. Sie machen die Identifikation schwierig und wollen verstanden werden, was ihnen durch eine tiefgehende Charakterzeichnung denn auch meist gelingt. Eine solch vielschichtige Figur ist Juan in De Martes a Martes, der in Deutschland im spanischen Original mit deutschen Untertiteln in die Kinos kommt. Juan ist eine leise Figur, eine, die nicht viel spricht, aber umso genauer beobachtet. Er erscheint vielen der Menschen um ihn herum als ein seltsamer Zeitgenosse, doch eigentlich ist er ein verlässlicher, moralisch integrer Mann, der Verantwortung trägt für seine Familie. Und er hat einen Traum – der ihn dann doch ganz unmoralisch handeln lässt.
Der Film erzählt aus dem Alltag eines Mannes mit Frau und Kind, mit zwei Jobs und täglicher Routine. Tagsüber arbeitet er in einer Textilfabrik, des Nachts jobbt er gelegentlich als Türsteher in Nachtclubs. Wenn er nicht arbeitet, trifft man ihn im Fitnessstudio. Er muss aus gesundheitlichen Gründen trainieren und darf eigentlich keinen Tag pausieren. Vielleicht deshalb hat er diesen Traum vom eigenen Fitnessstudio, der jedoch in weiter Ferne für ihn liegt. Zwar informiert er sich immer einmal wieder darüber, was die Geräte kosten würden, wie viel Geld er benötigen würde, um sich ein eigenes Studio einzurichten, doch es wird jedes Mal erneut deutlich: Sein Traum ist eine große Utopie.

Eines Tages passiert dann allerdings etwas, was Juans Idee vom eigenen Studio greifbar nah werden lässt. Juan wird Zeuge der Vergewaltigung an einem Mädchen, das er flüchtig kennt. Er verfolgt den Täter, einen wohlhabenden Geschäftsmann, der ihm helfen könnte, seinen Traum zu realisieren.

Der Zuschauer braucht Geduld für diesen Film, er muss lange Einstellungen und wenige Dialoge aushalten, dranbleiben am monotonen Alltag der Hauptfigur. Das ist nicht immer ganz einfach, gerade dann, wenn man populäres Erzählkino mag und gewöhnt ist. Es lohnt sich aber — denn gerade das macht die Geschichte von De Martes a Martes aus: Sie erzählt unprätentiös und scheinbar vom Alltag eines Menschen mit wenig Einkommen, und nur dadurch baut sie eine Spannung auf, die im letzten Drittel des Films zu zerreißen droht und den Zuschauer nicht mehr loslässt.

Besonders an De Martes a Martes – dem Debüt von Gustavo Triviño – ist darüber hinaus das Gespaltensein gegenüber der Hauptfigur, die der Film hervorruft. Man begleitet sie über eine lange Zeit hinweg, baut Sympathien auf, die dann – durch eine einzige Szene – in Frage gestellt werden müssen. De Martes a Martes ist eben auch ein Film über Moral und das richtige Handeln. Das Spiel zwischen dem „Mit“ der und dem „Gegen“ die Figur ist faszinierend und so gelungen, wie schon lange nicht mehr im Kino.

De Martes a Martes

Das argentinische Kino erzählt häufig von unscheinbaren Hauptfiguren und Anti-Helden. Sie machen die Identifikation schwierig und wollen verstanden werden, was ihnen durch eine tiefgehende Charakterzeichnung denn auch meist gelingt. Eine solch vielschichtige Figur ist Juan in „De Martes a Martes“, der in Deutschland im spanischen Original mit deutschen Untertiteln in die Kinos kommt.
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