Das Omen des Bösen

Eine Filmkritik von Martin Beck

Schwarze Magie

Wehe wenn die Shaw Brothers im Horror-Genre produzieren, dann kommen im besten Fall „bad taste“-Orkane wie Seeding of a ghost oder The Boxer’s Omen heraus… und im mittelmäßigen Fall Das Omen des Bösen – der schon auch was hermacht, an der Würmer- und Kotzfront, aber halt einfach zu unhysterisch ist. Und den fatalen Fehler begeht, unbedingt ein richtiges Drehbuch mit Anfang, Mitte und Ende auf die Gruselstulle schmieren zu wollen.
Die Folgen davon: Erbärmlich schlechte/lustige Dialoge, weit ausholende Geisterbahndarsteller und eine Dramatik direkt von der Holzfräse. Natürlich ergänzt um einen generellen Inszenierungsnotstand, der Pappsets, Anschlussfehler und gnadenlose Tricks zu genau jenem blubbernden Trash-Gebräu zusammenrührt, das ergebene Shaw-Fans so gerne als „typischen Stil“ bezeichnen. Und nicht müde werden, die Brachialmimik von Lo Lieh oder Ku Feng als „intensiv“ zu brandmarken.

Ob man Das Omen des Bösen etwas abgewinnen kann, hängt einzig von der Fähigkeit ab, sein Filmverständnis in den Shaw-Modus zu fahren und all die genannten Folgen als völlig normal anzusehen. Besonders die Horrorfilme jener Produktionsfirma durchweht ein schier psychedelischer Rausch, der eng mit chinesischer Geistermythologie verbunden ist und ganz schnell einen schier magischen Sog auslösen kann – der dann einfach seine eigene Papp-Welt zusammenbaut und sich darin aufführt wie nicht mehr ganz normal.

Würmer unter der Haut. Tausenfüßler zum Frühstück. Enthauptungen. Würmer auskotzen. Organentnahme bei Toten. Würmer in einer Kokosnuss. Zottelige Waldhexen. Leichen anzünden. Bunte Nebelschwaden. Knallige Blitze. Und… noch vieles mehr, mächtig polternd verpackt in eine zarte Liebesgeschichte, die eine verschmähte Tussi (keine Sorge, die Bezeichnung passt perfekt) zu einem Hexer treibt. Jener soll ihren Angebeteten mit einem Zaubertrank gefügig machen — was sogar klappt, aber natürlich auch böse Folgen hat.

Alles weitere dürfte die einleitende Aufzählung des letzten Absatzes erklären, die allerdings etwas verschleiert, dass die eigentlich zu erwartende Geisterbahn nur mit angezogener Handbremse rotiert. Mit der ein Jahr später entstandenen Fortsetzung, Black Magic 2, konnte Regisseur Ho Meng-Hua so richtig vom Ekel- und Splatter-Leder ziehen, doch bei Das Omen des Bösen wirkt das Treiben noch richtiggehend zivilisiert. Und lenkt damit die Aufmerksamkeit auf die betont rustikale Machart des Films.

Auch ohne Shaw-Brille darf der aus jeder Pore triefende Zeitgeist der 1970er Jahre in Hongkong gelobt werden, der eine wirklich, äh, besondere Ästhetik sein eigen nennt, doch ansonsten braucht man für den windschiefen Huibu-Schlock schon ein intaktes Trash-Gen. Die mit Wonne ausgekotzten Ekelszenen offenbaren eine problematische Neigung zu Krabbeltier-Snuff, Perücken zeigen unecht wirkende Schieflagen und praktisch jeder Dialog der sich doch recht ziehenden nicht-Kreischszenen führt zu unfreiwilligem Augenrollen. „Los, komm mit!“, „Wohin mitkommen?“, „Dahin, wo ich dir die Milch abzapfen kann.“

Dass FILM ART nicht den weit überlegenen Black Magic 2, sondern eben Das Omen des Bösen auf Blu-ray veröffentlicht, dürfte der bereits vorhandenen deutschen Tonspur geschuldet sein. Die Synchro ist tatsächlich ein Füllhorn unfreiwilliger Lachsalven, was dem Unterhaltungswert enorm guttut und dieser knarzigen Rumpelkammer von einem Film den entscheidenden Schubser in tolerante Trashregale bescheren sollte. Auf jeden Fall hilfreich sind noch die prächtige Bildqualität und ein schickes Büchlein mit dem kompletten deutschen Kinoaushang. Was die ebenfalls beiliegende DVD soll, außer den Preis hochzutreiben, bleibt wie üblich ein wohlgehütetes Geheimnis.

Das Omen des Bösen

Wehe wenn die Shaw Brothers im Horror-Genre produzieren, dann kommen im besten Fall „bad taste“-Orkane wie „Seeding of a ghost“ oder „The Boxer’s Omen“ heraus… und im mittelmäßigen Fall „Das Omen des Bösen“ – der schon auch was hermacht, an der Würmer- und Kotzfront, aber halt einfach zu unhysterisch ist.
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