Das Milliardenversprechen

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Eine artige Dokumentation zur Kampagne "The Giving Pledge“

Weltweit enormes Aufsehen und kontroverse Diskussionen löste im Juni 2010 die Nachricht von einer spektakulären Kampagne aus, die an die reichsten Personen und Familien der USA adressiert ist: Die milliardenschweren Freunde Warren Buffett und Bill Gates gemeinsam mit seiner Gattin Melinda gaben das moralische Versprechen ab, mehr als die Hälfte ihres Vermögens bevorzugt vor ihrem Tod oder aber auch posthum wohltätig zu spenden und laden die Geldaristokratie ihres Landes dazu ein, sich anzuschließen. Es gilt als Sensation, dass innerhalb von zwei Monaten bereits vierzig weitere Milliardäre ihre Beteiligung zusagten, deren Zahl mittlerweile auf über achtzig angestiegen ist, was eine geradezu astronomische Gesamtsumme an geplanten Spenden ergeben dürfte. „The Giving Pledge“, wie die Kampagne betitelt ist, hat sich damit bereits als enorm erfolgreich gezeigt, doch es hagelt auch herbe Kritik auf dieses US-amerikanische Konzept der großzügigen Philanthropie, das die immens wichtige, ewige Debatte um Armut und Reichtum in ihrer gigantischen Dimension des 21. Jahrhunderts kräftig anheizt.
Mit ihrer Dokumentation Das Milliardenversprechen haben Gisela Baur und Ralph Gladitz vor allem den Initiatoren von „The Giving Pledge“ einen Raum gegeben, um ihre Motivationen und Projekte in Sachen Wohltätigkeit darzustellen. Warren Buffett, der sich mit über achtzig Jahren noch gleichermaßen agil und engagiert zeigt, berichtet von der umtriebigen Zufriedenheit seines Lebens, die kein Geld der Welt noch steigern könne – er habe längst mehr als genug Vermögen, zahle ohnehin zu wenig Steuern für seine gewaltigen Einnahmen und tritt gelassen 99 Prozent seines Reichtums ab, der nach seinem Tod überwiegend in die Bill & Melinda Gates Foundation fließen wird. Der Microsoft-Gründer und seine Ehefrau, die für ihre Spendenfreudigkeit und ihren persönlichen Einsatz bereits mehrfach offiziell geehrt wurden, stellen die Aktvitäten ihrer Stiftung vor und räsonieren über die Verantwortung der Reichen und Mächtigen, reichlich von dem zurückzugeben, was sie erwirtschaftet haben, um die enorm hohe Sterblichkeit aus Armutsgründen stetig und nachhaltig zu reduzieren.

Als Gegenentwurf zur US-amerikanischen Philanthropie werden die Haltungen europäischer Unternehmer skizziert, die der Initiative „The Giving Pledge“ distanziert bis kritisch gegenüberstehen und ihre eigenen Auffassungen und Aktivitäten von Wohltätigkeit präsentieren. Hier äußern sich der Investor und Kunstsammler Nicolas Berggruen, der sich als einziger Europäer der Kampagne angeschlossen hat, der Hamburger Reeder Peter Krämer, der SAP-Gründer Hasso Plattner sowie die Bankerin Baronin Ariane de Rothschild über ihre persönlichen Vorstellungen und Erfahrungen zum Thema, die der US-amerikanischen Leichtigkeit durchaus eine komplexere Perspektive beigesellen. Zudem wird die Haltung der Occupy-Bewegung angerissen, die mit ihrem Motto „Wir sind die 99 %“ und zahlreichen internationalen Aktionen die gravierende, folgenschwere Ungleichheit der ökonomischen Machtverhältnisse anprangert. Als eine ehemalige Finanzberaterin Warren Buffetts von ihrer nunmehr zweijährigen Arbeitslosigkeit nach 22 Jahren in derselben Bank erzählt, verwundert es doch stark, dass hier keine kleine Intervention zuspringt.

„Warum verschenken Superreiche ihr Vermögen?“ lautet der Untertitel der DVD Das Milliardenversprechen, der zwar zutreffend zitiert, worum es hauptsächlich geht, aber nichtsdestotrotz auch bereits die erhebliche Einschränkung enthält, mit welcher sich die Autoren und Regisseure Gisela Baur und Ralph Gladitz dem Thema um „The Giving Pledge“ nähern. Es sind die Perspektiven und das reichlich ausgestaltete Flair der selbst ernannten und eigenmächtigen Philanthropen, die hier dominieren, flankiert von wenigen artig arrangierten Relativierungen, die allenfalls andeuten, welch existenzielle, explosive Fragestellungen sich hinter diesem weltweit schwelenden Komplex um Armut, Verantwortung und oligarchischer Macht ranken. Die Dokumentation stellt insgesamt ein gefälliges Porträt der Kampagne und ihrer Initiatoren dar, nimmt hier und da kleine Kritikpunkte auf und präsentiert by the way einige glamouröse sowie anekdotenhafte Details aus dem Universum von Reichtum und Wohltätigkeit. Das ist nett anzuschauen und durchaus interessant, vermeidet jedoch bewusst das Berühren jenes brennenden Zündstoffs, den das Thema birgt.

Das Milliardenversprechen

Weltweit enormes Aufsehen und kontroverse Diskussionen löste im Juni 2010 die Nachricht von einer spektakulären Kampagne aus, die an die reichsten Personen und Familien der USA adressiert ist: Die milliardenschweren Freunde Warren Buffett und Bill Gates gemeinsam mit seiner Gattin Melinda gaben das moralische Versprechen ab, mehr als die Hälfte ihres Vermögens bevorzugt vor ihrem Tod oder aber auch posthum wohltätig zu spenden und laden die Geldaristokratie ihres Landes dazu ein, sich anzuschließen.
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