Das Mädchen aus dem Wasser

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Geh, wohin dein Schicksal dich treibt

Cleveland Heep (Paul Giamatti) ist ein unauffälliger Typ, der als Hausmeister in einem Wohnblock namens „The Cove“ irgendwo in Philadelphia sein Leben fristet. Wortkarg und menschenscheu meidet Cleveland möglichst den Kontakt mit seinen Mitmenschen, verrichtet stumm seine Dienstleistungen und Handreichungen, um sich dann schnellst möglich wieder in sein selbst gewähltes Exil zurückzuziehen. Doch Cleveland war nicht immer so, er ist ein Mensch, der im Laufe seines Lebens offenbar von seinem Weg abgekommen ist und der sein Ziel aus den Augen verloren hat, die Schatten der Vergangenheit lasten schwer auf dem Mann. Das ändert sich erst, als er eines Nachts eine Begegnung mit einer jungen Frau namens Story (Bryce Dallas Howard) hat, die in den Kanälen unterhalb des Swimming Pools haust. Wie sich herausstellt, ist Story ein „Narf“, eine Art Nymphe, die von finsteren Mächten verfolgt wird, die sie dabei hindern wollen, in ihr fernes Reich zurückzukehren. Story verfügt zudem über außergewöhnliche übersinnliche Fähigkeiten: Sie kann die Zukunft der Bewohner von The Cove vorhersehen und scheint auf seltsame Weise mit den Bewohnern des Hauses verbunden zu sein. Ermuntert von Storys seltsamer Geschichte und ihrer Fähigkeit, Menschen zu befähigen, unternehmen die Bewohner von The Cove alles, um der jungen Frau zur Rückkehr zu verhelfen. Und selbst Cleveland beginnt sich den Dämonen seiner Vergangenheit zu stellen…
Gibt es im Leben so etwas wie Vorherbestimmung? Wie kann ein Mensch erkennen, was sein Schicksal ist und worin seine Bestimmung oder seine Aufgabe im Leben liegt? Diese Fragen sind seit jeher das eigentliche Grundthema in allen Filmen M. Night Shyamalans, angefangen von The Sixth Sense über Unbreakable und Signs bis hin zu The Village, und auch in seinem neuen Werk Das Mädchen aus dem Wasser / The Lady in the Water greift er dieses Thema wieder auf. Der eigentliche Kniff dabei ist aber diesmal, dass Shyamalan sich mehr noch als in seinen vorherigen Filmen auf Märchenmotive und Elemente des Phantastischen und der Mythologie bezieht, um seine Botschaften an den Kinozuschauer zu bringen. Das Erstaunliche ist jedoch, wie gut es Shyamalan trotz großer Phantastik gelingt, seine intelligenten Spielchen mit den geweckten Zuschauererwartungen zu treiben und der Geschichte von Story ein ums andere Mal eine neue Wendung zu geben, so dass am Ende kaum mehr etwas so ist, wie es zuvor erschien. Aber das kennen wir ja bereits aus den Filmen M. Night Shyamalans. Unterstützt von der wunderbaren Kamera Christopher Doyles, der bereits den Filmen Wong Kar-Wais ihren ganz eigenen, wenngleich entschieden diesseitigeren Charme verlieh, ist Shyamalan ein faszinierendes Märchen für Erwachsene gelungen, die bereit sind, den verworrenen und mit überbordender Phantasie gepflasterten Wegen des Regisseurs durch die Labyrinthe der menschlichen Seele zu folgen. Wer freilich sein Hauptaugenmerk auf subtilen oder expliziten Grusel legt, wird von Das Mädchen aus dem Wasser / The Lady in the Water enttäuscht sein, denn Shyamalans Filme sind seit jeher eher phantastische menschliche Dramen um die großen Fragen des Lebens als Horrorthriller, als die sie oft vermarktet werden.

Das Mädchen aus dem Wasser

Cleveland Heep (Paul Giamatti) ist ein unauffälliger Typ, der als Hausmeister in einem Wohnblock namens „The Cove“ irgendwo in Philadelphia sein Leben fristet.
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Meinungen

Meier · 03.09.2006

"Das Mädchen aus dem Wasser" ist total absurd und in sich unlogisch, albern und über weite Strecken langweilig. Eine große Enttäuschung, wenn man sich an die anderen Filme des Regisseurs erinnert.

Ido · 03.09.2006

Also, wer für diesen Film aufgrund der vielen Verrisse nicht ins Kino geht, der verpasst etwas: Selten wurde ein Märchen im Kino so gekonnt erzählt: das ganz reale Alltagsleben unserer Märchenhelden wird in all seiner Tristesse und Menschlichkeit liebevoll eingefangen, und mit ironie und Selbstironie wird erzählt, wie die meisten unter ihnen, als ihnen das Märchenhafte begegnet, über sich selbst hinauswachsen. Das Schlussbild Films habe ich gleichzeitig als sehr befriedigend und als wunderbar offen erlebt. Jeder Film ist auch eine Geschmackssache, aber diesem ungewöhnlichen und unterhaltsamen Film solltet Ihr eine Chance geben.