Das Leben und nichts anderes

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Montag, 4. April 2011, ARTE, 20:15 Uhr

Frankreich im Jahre 1920: Es ist eine äußerst schwerlastige Aufgabe, die dem Kommandanten Dellaplane (Philippe Noiret) als Leiter eines Büros zur Auffindung und Identifikation von gefallenen oder vermissten Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg übertragen wird. 350.000 Vermisste hat der Krieg verursacht, und in den Familien des Landes herrscht schwelende Ungewissheit. Nicht nur mit den entsprechenden Akten muss sich der ebenso sorgfältige wie bei Zeiten recht zynische Dellaplane beschäftigen, sondern gleichermaßen mit traumatisierten Männern ohne eindeutige Identität, aufgewühlten Angehörigen und zudem mit den unmoralischen Bestrebungen seiner Vorgesetzten, die Statistiken manipulativ schönzufärben. Zu der attraktiven Adeligen Irène de Courtil (Sabine Azéma), die ihren Ehemann sucht, entwickelt Dellaplane eine zugeneigte Beziehung, wobei der Kommandant bald entdeckt, dass es sich bei diesem Vermissten um denselben handeln muss, den auch die ehemalige Grundschullehrerin Alice (Pascale Vignal) als ihren nicht mehr auffindbaren Verlobten benennt …
In elf Kategorien für den César nominiert und letztlich für Philippe Noiret als Besten Darsteller und die Beste Filmmusik von Oswald d’Andrea zweifach mit dem nationalen französischen Filmpreis ausgezeichnet, wurde Das Leben und nichts anderes mit weiteren bedeutenden Filmpreisen geehrt, darunter ein BAFTA Award und eine zweifache Auszeichnung im Rahmen des Europäischen Filmpreises. Es ist keine leichte Kost, die Regisseur Bertrand Tavernier hier mit mit einem ganz hervorragend aufspielendem Ensemble und bewegender Intensität inszeniert hat. Das Grauen des Krieges mit seinen weitläufigen, fatalen Konsequenzen und deren zynisch anmutender Bürokratisierung findet mit diesem leisen Drama eine perspektivisch ebenso ungewöhnliche wie aufwühlende Perspektive, die auf eine versöhnliche Haltung den schwer greifbaren Verwirrungen und ihren bedrückenden Hintergründen gegenüber hinausläuft. Denn auch wenn es schwer vorstellbar ist, gebiert das Entsetzen auch eine Zeit des Heilens mit Raum für neues Leben und Lieben, und darin besteht eine nur scheinbar banale Botschaft, die Das Leben und nichts anderes am Ende seiner vielschichtigen Komplexität transportiert.

Das Leben und nichts anderes

Frankreich im Jahre 1920: Es ist eine äußerst schwerlastige Aufgabe, die dem Kommandanten Dellaplane (Philippe Noiret) als Leiter eines Büros zur Auffindung und Identifikation von gefallenen oder vermissten Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg übertragen wird.
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