Das Haus in Montevideo (1963)

Eine Filmkritik von Stefan Otto

Moral kennt keine Ferien

Ordnung und Moral sind das Lebenselixier von Professor Traugott Hermann Nägler, der mit seiner Frau Marianne und den zwölf wohlgeratenen Kindern ein beschauliches Kleinstadtdasein führt. Die Prinzipien des tugendhaften Professors geraten ins Wanken, als er erfährt, dass seine kürzlich verstorbene Schwester Josefine, die wegen eines unmoralischen Vergehens von der Familie verbannt wurde, seiner ältesten Tochter Atlanta ein Haus in Montevideo, Uruguay, vermacht hat. Und damit nicht genug: Neben dem Haus gibt es auch noch eine stattliche Summe von Silberpesos zu erben, vorausgesetzt, Familie Nägler kann innerhalb einer bestimmten Frist die gleiche unmoralische Entgleisung vorweisen, für die Josefine dereinst verstoßen wurde.

Das Haus in Montevideo oder Traugotts Versuchung. Eine Komödie im alten Stil über Moral, Versuchung und Belohnung der Tugend in vier Akten heißt das zugrundeliegende Bühnenstück von Curt Goetz, das der Autor 1951 auch selbst verfilmte. Die vorliegende, zwölf Jahre jüngere Fassung von Helmut Käutner ist nicht ganz so überragend wie das schwarz-weiße Filmoriginal, doch dafür prächtig farbig und panavisionsbreit. Ein üppig ausgestatteter Film, auch wenn er deutlich in Kulissen spielt, sobald er in Südamerika ankommt.

Das Haus in Montevideo ist stimmig bis glänzend besetzt mit einer außerordentlich komischen Ruth Leuwerik, Paul Dahlke als Pastor Riesling und Heinz Rühmann, der die Rolle, die im Original Curt Goetz selbst gespielt hatte, zunächst nicht übernehmen wollte. Bis Valérie von Martens, Goetz‘ Witwe, ihn überzeugte. „Schon zu Lebzeiten Curtchens war viel von einer Neuverfilmung vom Haus in Montevideo die Rede“, schrieb sie dem Produzenten, „und Curtchen wollte seine Rolle Rühmann anvertrauen, und zwar nur ihm! Das sagte er allen Interessenten. Nicht weil seine Filme soviel Geld bringen, sondern weil er der einzige ist, der das kann, was Curtchen konnte, nämlich eine Figur, die mit Absicht mit soviel Unarten, Faxen und unsympathischen Zügen versehen ist, liebenswert zu gestalten.“

Die Extras der DVD sind allerdings zu spärlich: der Trailer, Texttafel-Biografien von Rühmann und Leuwerik und eine zu vernachlässigende, kleine Fotogalerie.

Das Haus in Montevideo (1963)

Ordnung und Moral sind das Lebenselixier von Professor Traugott Hermann Nägler, der mit seiner Frau Marianne und den zwölf wohlgeratenen Kindern ein beschauliches Kleinstadtdasein führt.

  • Trailer
  • Bilder

Meinungen