Das Haus der Verfluchten (2-Disc Limited Collector's Edition)

Eine Filmkritik von Peter Osteried

Schwanengesang des Giallo

Alberto de Martinos Das Haus der Verfluchten ist ein Spät-Giallo aus der Zeit, als der italienische Genre-Film in den letzten Todeszuckungen lag. 1985 ging eine Ära zu Ende, nach zwei Jahrzehnte ausgiebiger Exploitation zündeten entsprechende italienische Produktionen an der Kinokasse nicht mehr so stark. Das Ende des Kinobooms italienischer Provenienz wurde eingeleitet.
Da passt es, dass Das Haus der Verfluchten nur bedingt klassischen Giallo-Zuschnitts ist. Es gibt die schwarzen Handschuhe, es gibt den Killer, es gibt die Messer, die blutige Wunden reißen, aber ein essenzieller Bestandteil fehlt: Die Frage nach dem Killer. Denn wer hier mit einem Messer hantiert, wird schon nach gut einem Drittel der Laufzeit klargemacht. Ab da gestaltet sich der Film deutlich anders, als man dies bei Gialli gewohnt ist.

Ein Mann beichtet, dass er sich gezwungen fühlt, zu töten. Danach schlitzt er dem Priester den Hals auf. Derweil trainiert die an den Rollstuhl gefesselte Joanna für die Paralympics und heiratet ihren Trainer Craig. Sie kann sich nicht an ihr Kindheitstrauma erinnern, als ein Priester angriff und sie die Treppe hinunterstieß. Doch nun scheint alles hochzukommen, nachdem ein junger Priester erschlagen wird. Der Killer des Mannes ist Craig…

De Martinos Film erinnert mehr an die Psycho-Thriller der 1960er Jahre, die häufig aus Großbritannien kamen. Da hatte man auch oft ein Dreigestirn der Protagonisten, bei denen zwei sich verbünden, um die Dritte in den Wahnsinn zu treiben. Ganz ist das nicht der Plan bei Das Haus der Verfluchten, aber es geht zumindest in diese Richtung.

Die Mordsequenzen sind wiederum klassischen Giallo-Zuschnitts, der Angriff mit dem Messer auf den Priester, mehr noch aber der mit der Geige auf einen anderen Kleriker, ist hart gestaltet. De Martino orientiert sich in manchen seiner Szenen an den ganz Großen des Genres, vor allem an Dario Argentos Deep Red. Der Einsatz der Puppe, aber auch die mysteriöse, auf Dialoge verzichtende, doch dafür von einer mysteriösen Musik getragene Eingangssequenz ist voller Reminiszenzen.

Der Score von Francesco de Massi ist recht effektiv, weckt aber auch Erinnerungen — und zwar buchstäblich. Denn Teile davon benutzte er schon ein paar Jahre früher bei Luci Fulcis New York Ripper, der sich einige andere Crew-Mitglieder mit Das Haus der Verfluchten teilt. Sogar ein paar der Settings sind ähnlich, so die Sequenz auf der Fähre. Inhaltlich könnten beide Filme aber nicht unterschiedlicher sein.

Ein vergessenes Meisterwerk ist dieser Film nicht, ein solider Eintrag in die Annalen des Giallo ist er aber allemal. Nur eines merkt man heute deutlich: Die Zeit war nicht besonders gut zu dem Film. Das gilt vor allem für die teilweise grauenhaften 80er-Jahre-Klamotten, und hier vor allem das Outfit, das Joanna am Ende des Films trägt und das auch jedem Clown gut zu Gesicht stehen würde.

Das Mediabook enthält sowohl eine DVD als auch eine Blu-ray. Die Filmfassungen sind identisch, aber erfreulicherweise auch länger als die alte VHS-Veröffentlichung. Das Bild der Blu-Ray macht einen sehr ordentlichen Eindruck, hier wurde schön gearbeitet. Der Ton ist gut, aber kann mit dem Bild nicht mithalten.

An Bonus gibt es verschiedene Trailer, aber auch einen etwas trockenen Audiokommentar von Filmhistoriker Marcus Stiglegger. In eine ähnliche Bresche schlägt das Booklet, das allerdings einen interessanten Essay zur Wirkungsweise des Giallo zu bieten hat. Alles in allem eine schöne Veröffentlichung, die nicht nur wegen David Warbeck Fans italienischer Genre-Filme eine Freudenträne ins Auge zaubern wird.

Das Haus der Verfluchten (2-Disc Limited Collector's Edition)

Alberto de Martinos „Das Haus der Verfluchten“ ist ein Spät-Giallo aus der Zeit, als der italienische Genre-Film in den letzten Todeszuckungen lag. 1985 ging eine Ära zu Ende, nach zwei Jahrzehnten ausgiebiger Exploitation zündeten entsprechende italienische Produktionen an der Kinokasse nicht mehr so stark. Das Ende des Kinobooms italienischer Provenienz wurde eingeleitet.
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