Das Geheimnis der Geisha

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Ein eher missglücktes Comeback

Barbet Schroeder war einmal einer der ganz Großen des französischen Kinos. Und zwar vor allem deshalb, weil er nie davor zurückschreckte, sich in die Randbereiche der Gesellschaft zu begeben. Und weil er den Sprung über den großen Teich wagte und dort mit Filmen wie Barfly (1987), Die Affäre der Sunny von B. (1990) und Weiblich, ledig, jung sucht… (1991) einige Erfolge feiern konnte. In den letzten Jahren ist es etwas ruhiger um den 1941 in Teheran geborenen Filmemacher geworden. Nach fünf Jahren Pause überzeugte Schroeder dann 2007 mit seinem Dokumentarfilm L’avocat de terreur, der die Geschichte des Anwalts Jacques Vergès erzählt, der Terroristen wie Carlos, Kriegsverbrecher wie Slobodan Milosevic und Nazis wie Claus Barbie verteidigt, weil er – so sein erklärtes Ziel – den Rechtsstaat blamieren wolle. Und ein Jahr später folgte mit Das Geheimnis der Geisha / Inju, la bête dans l´ombre endlich wieder ein Spielfilm, der prompt in den Wettbewerb von Venedig eingeladen wurde. Nun ist dieser Spielfilm auf DVD erschienen und klingt zumindest von der Geschichte her interessant und spannend.
Der französische Kriminalschriftsteller und Literaturdozent Alex Fayard (Benoît Magimel) ist ein Verehrer des geheimnisvollen japanischen Autors Shundei Oe, dessen Werke als Krönung der harten Krimiliteratur gelten. Als Fayards neues Buch die Werke des Meisters aus Fernost in dessen Heimat überholt, wird der Franzose nach Japan eingeladen und hofft auf ein Treffen mit Oe, den angeblich noch nie jemand zu Gesicht bekommen hat. Der japanische Autor ist freilich wenig entzückt von dem unliebsamen Konkurrenten aus dem Westen und beginnt damit, Fayard mit Drohanrufen zu traktieren, in denen er ihm die schnelle Rückkehr nach Frankreich empfiehlt. Fayard lässt sich davon wenig beeindrucken. Und als er die bezaubernde Geisha Tamao (Lika Minamoto) kennenlernt, kommt er seinem Idol Shundei Oe noch näher, denn die junge Frau kennt den geheimnisumwitterten Schriftsteller persönlich. Doch dann laufen die Ereignisse vollkommen aus dem Ruder. Denn Shundei ist als Mensch mindestens ebenso grausam, wie seine Romane es sind…

Trickreich beginnt Das Geheimnis der Geisha mit einem Film-im-Film, der einiges an überraschenden Wendungen und schlauen Diskursen über Fiktionalität erwarten lässt – und leider gar nichts davon einlöst. Denn statt sich auf das eingangs angedeutete Spiel einzulassen und dieses während des Films immer wieder aufzugreifen und zu hinterfragen, entwickelt sich Barbet Schroeders Film zu einem zwar atmosphärisch dichten, aber wenig glaubwürdigen Thriller, wie man ihn in ähnlicher Form schon häufiger gesehen hat. Auch die Auflösung kann wenig überraschen und erinnert in ihrer Art der Inszenierung stark an Filme aus den Fünfzigern oder Sechzigern, in denen der Schurke ebenfalls gerne nur von hinten in einem Sessel sitzend gezeigt wird.

Insgesamt bietet Das Geheimnis der Geisha nach einer Kurzgeschichte von Rampo Edogawa zwar solide B-Movie-Thrillerkost mit viel Exotik und noch mehr (allerdings ziemlich klischeehafter) SM-Erotik. Trotzdem: Etwas mehr Raffinesse hätte man von einem Regisseur wie Barbet Schroeder schon erwarten können als einen gänzlich konventionellen Mystery-Thriller mit einem gehörigen Schuss Altmänner-Voyeurismus und wenigen wirklichen Überraschungsmomenten. Wie gesagt: Der Film unterhält durchaus. Dies allerdings eher auf niedrigem Niveau ohne großen Anspruch. Und für eine augenzwinkernde Hommage an Japan-Trash und Pulp-Movies fehlt einfach die nötige Portion Ironie.

Das Geheimnis der Geisha

Barbet Schroeder war einmal einer der ganz Großen des französischen Kinos. Und zwar vor allem deshalb, weil er nie davor zurückschreckte, sich in die Randbereiche der Gesellschaft zu begeben. Und weil er den Sprung über den großen Teich wagte und dort mit Filmen wie „Barfly“ (1987),“ Die Affäre der Sunny von B.“ (1990) und „Weiblich, ledig, jung sucht…“ (1991) einige Erfolge feiern konnte.
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