Das Begräbnis

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Freitag, 27. Februar 2009, 3sat, 22:25 Uhr

Sendetermin: Freitag, 27. Februar 2009, 3sat, 22:25 Uhr
Es gibt wohl kaum ein besseres Szenario für die Rekonstruktion bewegender vergangener Ereignisse als eine Beerdigung mit all ihren umfangreichen und sorgfältigen Vorbereitungen. Doch wenn der junge Tote Opfer eines Mordes im Milieu mafiöser Strukturen ist, kann diese Gelegenheit auch schon mal dazu genutzt werden, während der Totenwache den scheinbar unvermeidlichen Akt der Rache zu besprechen. Eine derartige Situation stellt den Ausgangspunkt des heftigen Gangsterdramas Das Begräbnis von Abel Ferrara dar, das 1996 auf dem Filmfestival von Venedig uraufgeführt und zweifach ausgezeichnet wurde.

Ursprünglich aus Italien stammt die Familie Tempio, die im New York der 1930er Jahre vor dem Hintergrund sozialpolitischer Turbulenzen in einen mörderischen Mechanismus aus Tradition, Religion und Rache verstrickt ist. Im Fokus der Geschichte stehen Johnny (Vincent Gallo), Chez (Chris Penn) und Ray (Christopher Walken), der nach dem Tod seines Vaters die Position des Clan-Oberhauptes eingenommen hat. Als sein jüngerer Bruder Johnny unvermittelt auf offener Straße ermordet wird, hat Ray sofort den smarten, undurchsichtigen Gaspare Spoglia (Benicio Del Toro) in Verdacht, mit dessen hübscher Frau Johnny eine Affäre hatte. Das morbide, doch nach wie vor grausam funktionierende System der Hierarchien und Gewalttätigkeiten schreit nach rascher Vergeltung, während die Frauen der Familie in ihrer Trauer und Verzweiflung keinen Hehl mehr daraus machen, wie sehr sie die tödlichen Gesetze der Vendetta verachten …

Deutlicher und intensiver als auf die brutalen Ereignisse konzentriert sich Abel Ferrara (Bad Lieutenant, 1992, Go Go Tales, 2007) auf die inneren Befindlichkeiten seiner Protagonisten und die Konflikte innerhalb ihrer kriminellen Sozietäten, die in ihrer moralischen Widersprüchlichkeit von innen heraus zu verrotten drohen. Wartet Das Begräbnis auch mit den in diesem Genre üblichen typischen Figuren auf, sind diese in ihrem überkommenen Selbstverständnis doch zutiefst verstört und treiben hilflos aufbegehrend einer beängstigenden Auflösung ihrer festgefahrenen Lebenskonfigurationen entgegen. Ein ebenso sorgfältig konstruierter wie mit sehenswert differenziert aufspielenden Akteuren inszenierter Mafia-Streifen mit psychologischen Qualitäten und filigraner Hochspannung, der die einschlägigen großen Themen um Schuld und Loyalität um seine ungewöhnliche Perspektive gelungen erweitert.

Das Begräbnis

Es gibt wohl kaum ein besseres Szenario für die Rekonstruktion bewegender vergangener Ereignisse als eine Beerdigung mit all ihren umfangreichen und sorgfältigen Vorbereitungen. Doch wenn der junge Tote Opfer eines Mordes im Milieu mafiöser Strukturen ist, kann diese Gelegenheit auch schon mal dazu genutzt werden, während der Totenwache den scheinbar unvermeidlichen Akt der Rache zu besprechen.
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