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Adam Egypt Mortimer widmet sich in „Daniel Isn’t Real“ der Psyche eines jungen Mannes und siedelt seine Geschichte in beengten Räumen an, in denen selbst die Liebe eine dunkle Einfärbung erhält.

Der Killer in mir (2019)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Mein Schatten und ich

Oft führen Filme uns bewusst hinters Licht. Bruce Willis ist ein Geist – bäm! Brad Pitt existiert nur in Edward Nortons Vorstellung – bäm! Und so weiter. Bei „Daniel Isn’t Real“ liegen die Karten indes offen auf dem Tisch. Neben der satirischen RomCom „They Came Together“ (2014) dürfte „Daniel Isn’t Real“ der Film mit dem aufrichtigsten Titel aller Zeiten sein. Ähnlich wie „Hide and Seek“ (2005) nutzt das Werk von Adam Egypt Mortimer das Motiv des imaginären Freundes für eine düstere Geschichte, ist dabei jedoch nicht an Plot-Twists, sondern mehr an einem Charakterstück interessiert. Wieso ist ein imaginärer Freund vonnöten? Und wie gefährlich kann er werden? Diesen Fragen geht Mortimer nach.

Basierend auf dem Roman In This Way I Was Saved von Brian DeLeeuw, mit dem Mortimer auch das Drehbuch schrieb, erzählt Daniel Isn’t Real von dem kleinen Luke (Griffin Robert Faulkner), der dem Streit seiner Eltern entflieht und auf der Straße miterlebt, wie ein Amokläufer in einem Café stirbt. Plötzlich ist der gleichaltrige Daniel (Nathan Reid) an seiner Seite und wird zu seinem einzigen Freund. Seine Mutter Claire (Mary Stuart Masterson) akzeptiert Lukes überbordende Fantasie – bis sie Daniel nach einem Vorfall als zu große Bedrohung empfindet und ihren Sohn dazu bringt, den imaginären Freund in ein Puppenhaus zu sperren.

Einige Jahre später ist Luke (nun verkörpert von Miles Robbins) frisch am College; der psychische Zustand seiner allein lebenden Mutter wird derweil immer kritischer. Und so taucht auch Daniel (jetzt Patrick Schwarzenegger) wieder auf. Als Luke der jungen Künstlerin Cassie (Sasha Lane) begegnet, sind die Einflüsterungen des selbstbewussten Daniel zunächst durchaus hilfreich. Doch bald zeigt sich auch wieder dessen eifersüchtige und destruktive Seite.

Insbesondere in der ersten Hälfte beeindruckt das audiovisuelle Gestaltungsvermögen von Mortimer. Die Wohnung, in der Daniel seine Kindheit verbringt und in der die Mutter später zurückgezogen haust, hat etwas erschreckend Klaustrophobisches. Die Ausstattung und die Art und Weise, wie der Regisseur und dessen Kameramann Lyle Vincent mit Einstellungsgrößen, Farbe und Licht spielen, verleihen dem Geschehen eine bemerkenswerte Beklemmung. Hinzu kommen die wirkungsvollen Grusel-Klänge des Komponisten Clark (alias Christopher Stephen Clark). Auch die aufkeimenden Gefühle zwischen Luke und Cassie, die vom stets anwesenden Daniel mit Worten oder Blicken kommentiert werden, sind interessant in Szene gesetzt – wie eine besonders finstere RomCom-Variante, in der alles ein bisschen schräger und absurder als üblich ist. „Crazy isn’t always a bad thing“, heißt es an einer Stelle – und man ist Luke und Cassie in Momenten wie diesen wirklich nahe.

Als zunehmend dunkler Schatten ist Patrick Schwarzenegger (Midnight Sun) eine überzeugende Erscheinung. Die große Entdeckung von Daniel Isn’t Real ist allerdings Miles Robbins, der in Filmen bisher eher für nerdige Nebenrollen, etwa in Der Sex Pakt (2018) oder Halloween (2018), eingesetzt wurde. Von Introversion bis zur Explosion verkörpert Robbins sehr intensiv die emotionale Achterbahnfahrt, auf die Luke im Laufe des Plots geschickt wird. Flankiert wird Robbins dabei von der in den letzten Jahren, gar Jahrzehnten, viel zu selten gesehenen Mary Stuart Masterson (Grüne Tomaten) als Mutter und von Sasha Lane, die ihre Energie aus American Honey (2016) auch hier perfekt einbringt. Dass das Skript in der Figurenzeichnung etwas zu unscharf bleibt und wir kaum etwas über die Figuren erfahren, was nicht dem Vorantreiben der Handlung dient, wird durch das gute Schauspiel souverän aufgefangen.

In der zweiten Hälfte sind es vor allem die Effekte, die Daniel Isn’t Real zu einem reizvollen Kino-Erlebnis machen. Irgendwo zwischen Adrian Lynes Jacob’s Ladder (1990, mit Tim Robbins, dem Vater von Miles Robbins) und den Body-Horror-Albtraumwelten von David Cronenberg findet Mortimer spannende Wege, um die psychischen Konflikte seines Helden im Gewand der Fantastik zu demonstrieren. Die Geschichte verliert hingegen zum Finale hin an Originalität und mündet in ein recht enttäuschendes Ende. Gleichwohl ist Daniel Isn’t Real eine Talentprobe, deren einzelne Elemente in Erinnerung bleiben.

Der Killer in mir (2019)

Luke ist neu am College. Er leidet seit langer Zeit unter einem Familientrauma und lässt nun seinen imaginären Freund aus Kindheitstagen wieder auferstehen, damit dieser ihm zur Seite stehen kann.

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