Daniel Defoe’s Robinson Crusoe

Eine Filmkritik von Marie Anderson

Eine lebendige Version der klassischen Robinsonade

Der Roman des englischen Schriftstellers Daniel Defoe, der 1719 unter einem umfangreichen Titel erschien und als Robinson Crusoe weltberühmt wurde, hat im Laufe seiner beinahe 300jährigen Rezeptionsgeschichte eine Fülle an Inspirationen versprüht und etliche Interpretationen des spannenden Stoffes auf literarischem wie filmischem Territorium erfahren. Obwohl diese Verfilmung der australischen Regisseure Rod Hardy und George Miller aus dem Jahre 1997 den Namen des Romanautors im vollständigen Titel führt, der auch auf dem Cover der DVD von Studiocanal ausgewiesen ist, geht diese Version der legendären Geschichte des Schiffbrüchigen auf der Insel sehr freizügig mit ihrer literarischen Vorlage um. Daniel Defoe’s Robinson Crusoe ist ein schnittiger Abenteuerfilm, der mit Pierce Brosnan in der Hauptrolle als ausführlich gestrandeter Held einen agilen, facettenreichen Robinson präsentiert.
Nach einem Duell mit seinem Freund Patrick Connor (Damian Lewis) um die Hand der schönen Mary McGregor (Polly Walker) flieht der Schotte Robinson Crusoe (Pierce Brosnan) mit einem Schiff außer Landes, denn unglücklicherweise hat er seinen Konkurrenten getötet. Mary, die ihn liebt, fürchtet die Rache des Connor-Klans und rät ihm dringend, erst einmal für ein Jahr zu verschwinden, mit dem Versprechen, auf ihn zu warten. Doch als das Schiff in Seenot gerät und sich Robinson schließlich als einziger Überlebender auf eine gleichermaßen idyllische wie gefährlich von Kannibalen bewohnte Insel retten kann, wird das Schicksal ihn dort für eine geraume Weile isolieren. Als er nach anfänglicher Einsamkeit einem für den Opfertod auserwählten Kannibalen (William Takaku) das Leben rettet, bahnt sich zwischen den beiden Männern zunächst eine Art von Herr-Knecht-Beziehung an, die sich an Zerwürfnissen und Erkenntnissen entlang zu einer Freundschaft entwickelt …

Freitag nennt Robinson seinen einzigen Gefährten, lehrt ihn seine Muttersprache und unternimmt geradezu verzweifelte Versuche, ihn im Sinne seiner eigenen moralischen und religiösen Vorstellungen zu missionieren. Der Fokus des Films liegt zuvorderst auf den Charakteren und Aktionen der beiden Männer, die jeder auf seine Art mit ihrem unwegsamen Schicksal ringen, und wahres Verständnis ereignet sich erst zwischen ihnen, als sie in der Lage sind, ihre unterschiedlichen Haltungen und Überzeugungen gründlich zu verbalisieren. Daniel Defoe’s Robinson Crusoe stellt trotz seiner mitunter allzu gefälligen Geschichte eine unterhaltsame, spannende und anregende Variante des wohl bekannten Stoffes dar, die lebendig und ideenreich eine filmische Robinsonade mit all ihren signifikanten Höhen und Tiefen repräsentiert und letztlich in ein harmonisches Ende mündet, wie es sich für einen gut aufgelegten Abenteuerfilm geziemt.

Daniel Defoe’s Robinson Crusoe

Der Roman des englischen Schriftstellers Daniel Defoe, der 1719 unter einem umfangreichen Titel erschien und als „Robinson Crusoe“ weltberühmt wurde, hat im Laufe seiner beinahe 300jährigen Rezeptionsgeschichte eine Fülle an Inspirationen versprüht und etliche Interpretationen des spannenden Stoffes auf literarischem wie filmischem Territorium erfahren.
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