Dance with a Stranger

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Kühle Chronik einer Amour Fou

England in den prüden Nachkriegsjahren: Ruth Ellis (Miranda Richardson) ist Prostituierte und Nachtclubbesitzerin und lebt mit ihrem zehnjährigen Sohn in einer schmuddeligen Gegend. Eines Abends lernt sie unerwartet den Adligen David Blakely (Rupert Everett) kennen und lieben. Allerdings steht die Beziehung der beiden unter keinem guten Stern: Davids blasiertes Umfeld der Upper Class wird die proletarische Frau aus der Unterschicht niemals akzeptieren, das wird schnell klar. Doch die beiden Liebenden können vorerst nicht voneinander lassen und bewegen sich immer schneller in einer Strudel von Alkohol, Gewalt und alles verzehrende Leidenschaft, die schließlich geradewegs in den Abgrund führt: Als David seine Geliebte zu verlassen droht, hält die gedemütigte Frau die Schmach nicht aus und greift zur Waffe – ein Schritt, der nicht einem, sondern zwei Menschen das Leben kosten wird.
Mike Newells bei den Filmfestspielen von Cannes ausgezeichneter Film Dance with a Stranger bedeutete für die Schauspielerin Miranda Richardson den Start einer glanzvollen Karriere. Und auch der später vielfach prämierte Regisseur Mike Newell (Harry Potter und der Feuerkelch, Mona Lisas Lächeln, Donnie Brasco) feierte mit seiner ebenso kühlen wie meisterhaften Beschreibung einer im wahrsten Sinn des Wortes unmöglichen Liebe seinen internationalen Durchbruch.

Der Film basiert übrigens auf der wahren Lebensgeschichte von Ruth Ellis, die 1955 in England nicht nur wegen ihrer Verzweiflungstat, sondern auch aus einem anderen Grund zu trauriger Berühmtheit gelangte – sie war die letzte Frau in Großbritannien, die hingerichtet wurde. Insofern ist Dance with a Stranger mehr als nur die Beschreibung einer reinen Amour, denn der Film zeigt zugleich die Rahmenbedingungen, die aus einer Verbindung zweier Menschen erst gesellschaftlichen Sprengstoff machen. Gut, dass diese Zeiten vorbei sind und noch besser, dass wir uns gelegentlich wieder daran erinnern.

Dance with a Stranger

England in den prüden Nachkriegsjahren: Ruth Ellis (Miranda Richardson) ist Prostituierte und Nachtclubbesitzerin und lebt mit ihrem zehnjährigen Sohn in einer schmuddeligen Gegend.
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