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Eine Sammlung aus Bildern und Tönen, entstanden in einem Zeitraum von drei Dekaden: Asteris Kutulas nähert sich dem Komponisten Mikis Theodorakis in Form einer Clip-Collage.

Dance Fight Love Die (2017)

Eine Filmkritik von Andreas Köhnemann

Ein audiovisueller Streifzug

Der 1925 geborene griechische Komponist Mikis Theodorakis gilt als „musikalischer Anarchist“. Dass ein gelungener Dokumentarfilm über ihn deshalb kein konventionelles Werk sein sollte, welches mithilfe von talking heads brav-chronologisch die Lebens- und Arbeitsstationen des Künstlers nacherzählt, versteht sich von selbst. Asteris Kutulas liefert mit „Dance Fight Love Die: With Mikis On the Road“ einen Film, den er selbst als „eine visuelle Annäherung, eine Verfolgungsjagd“ bezeichnet: eine aus 600 Stunden Material entstandene Bild- und Ton-Collage, die für sich einzunehmen vermag.

Kutulas wurde 1960 in der rumänischen Stadt Oradea als Sohn griechischer Geflüchteter geboren; 1968 siedelte seine Familie nach Dresden über. Die Musik von Theodorakis und somit das künstlerische Griechenland sei ihm und seinen Angehörigen in der Diaspora als Heimat geblieben, schreibt Kutulas in einem Regie-Statement. Seit Anfang der 1980er Jahre arbeitet Kutulas nun schon mit dem Komponisten zusammen; er hat unter anderem dessen Autobiografie und Schriften zu Theodorakis’ Musik übersetzt, hat an der Theodorakis-Homepage mitgearbeitet, ein Theodorakis-Werkverzeichnis veröffentlicht und mehr als 20 Theodorakis-CDs produziert sowie circa 100 internationale Theodorakis-Konzerte organisiert. Zwischen 1987 und 2017 hat er den inzwischen über 90-jährigen Mann mit der Videokamera begleitet, um aus diesen Aufnahmen Dance Fight Love Die entstehen zu lassen.

Was der vorliegende Film daher zwangsläufig nicht leisten kann, ist ein kritischer Blick von außen auf den Kosmos eines Künstlers, welcher in seiner Heimat geradezu als Volksheld verehrt wird. Kutulas ist Teil der Welt von Theodorakis. Der Regisseur vermeidet es jedoch erfreulicherweise, eine übertriebene Lobeshymne auf den Komponisten anzustimmen und Dance Fight Love Die auf diesem Weg zu einer Art Imagefilm zu machen. Hier äußern sich keine Expert_innen oder Wegbereiter_innen, um die Bedeutung des umfangreichen Œuvres von Theodorakis hervorzuheben; auch werden keine Preise und Auszeichnungen aufgezählt.

Es gäbe gewiss sehr viel überaus Interessantes über Theodorakis’ Werdegang, über seine Kriegserfahrungen, seine Zeit im Untergrund und im vorübergehenden französischen Exil, seine Tätigkeit in der Tagespolitik und seinen musikalischen Einfluss auf Griechenland und den Rest der Welt zu erzählen. Kutulas folgt indes in Dance Fight Love Die konsequent seinem künstlerischen Konzept und zeigt uns ein assoziatives Roadmovie, bestehend aus kurzen Ausschnitten von Konzerten und Auftritten an etwa 100 verschiedenen Orten auf 4 Kontinenten sowie aus Einblicken in Proben und Feiern, in öffentliche und private Momente. Hinzu kommen – neben einigem historischem Material – Spielszenen, welche teilweise mit Mut zum Kitsch, teilweise mit bitterbösem Humor die großen Themen Eros und Thanatos der Opernwelt illustrieren. Zu hören ist nicht nur Theodorakis’ Musik im Original, sondern auch in Form von modernen, jüngeren Interpretationen. Auf diese Weise vermittelt sich das Renommee des engagierten Griechen, ohne dass darauf explizit hingewiesen werden muss. Obendrein bekommt man durch die Montage ein Gespür dafür, wie es ist, ständig auf Reisen, auf Tour zu sein. Nicht zu kurz kommen dabei der Witz und das Unbeschwerte; Kutulas selbst will sein dokumentarisches Werk gar als „Film-Komödie“ verstanden wissen.

Gelegentlich wünscht man sich als Teilnehmer_in dieser audiovisuellen Reise ein etwas längeres Verweilen an diversen Schauplätzen – aber auch das entspricht ja durchaus dem Gefühl eines echten Unterwegs-Seins. Dance Fight Love Die ist ein Rausch an Eindrücken, der dazu einlädt, sich (noch) intensiver mit Theodorakis und dessen Schaffen zu befassen.

Dance Fight Love Die (2017)

In „Dance Fight Love Die“ dreht sich alles um das Universum des Komponisten Mikis Theodorakis, den Ausnahmekünstler eines dramatischen Jahrhunderts, der weltweit Millionen inspirierte, das Enfant terrible der jüngeren europäischen Musikgeschichte. Asteris Kutulas begleitete Theodorakis von 1987 bis 2017 und ließ dabei immer wieder seine Videokamera laufen: 3 Jahrzehnte, 4 Kontinente, 100 Drehorte, 600 Stunden Filmmaterial. 

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Meinungen

Stella Angeletous · 15.06.2019

Gute Kritik von Herrn Köhnemann. Habe den Film gesehen, und stimme dem zu.

Jimmy Giannoulis · 15.06.2019

Wunderbarer Film. Wie im Rausch. Tolle Musik und genialer Schnitt.

Pantelis Giatzitzoglou · 27.04.2018

Great!