Damsels in Distress

Eine Filmkritik von Martin Gobbin

"Roses are red, violets are blue, onions stink, and so do you"

Violet, Rose, Heather und Lily. Vier Mädchen mit Blumennamen, vier Blumenmädchen. Und um sie herum lauter Dünger, stinkender Dünger: Jungs. Da diese ebenso stinkenden wie stinkdoofen Wesen neuerdings auch auf die ehemalige Frauen-Hochschule Seven Oaks gehen dürfen, haben es sich die reinlichen Vier zur Mission gemacht, die Männer – wider deren Natur – zu bessern. „Wusstest du, dass eine wohlriechende Umgebung entscheidend ist für unser Befinden?“, argumentiert Alphafrau Violet (Greta Gerwig) gegen die hygienische Barbarei der Männer. Sie und ihre Clique verteilen Seife auf dem Campus – ohne Erfolg, denn die Jungs sind zu blöd, die Verpackungen zu öffnen.
Die Zuschauer sollten doch die Charaktere nicht zu schnell verurteilen, bittet Regisseur Whit Stillman anlässlich von Damsels in Distress, seinem ersten Film seit 1998. Denn so dumm die männlichen Figuren auch sein mögen, die vier „Maiden in Not“ kommen nicht viel besser weg. Violet ist arrogant und so realitätsfern, dass sie depressive Kommilitonen durch Stepptanz und Doughnuts zu heilen versucht. Die stroh(blumen)dumme Heather (Carrie MacLemore) passt intellektuell zu Thor (Billy Magnussen), der hofft, an der Uni endlich die Grundfarben auswendig zu lernen. Die stachelige Rose (Megalyn Echikunwoke) befindet sich auf einem Kreuzzug gegen alles Männliche. Und das bildhübsche Mauerblümchen Lily (Analeigh Tipton) lässt sich nicht nur rasch zu Truffauts Geraubte Küsse („Ist der in Farbe?“) überreden, sondern unter fadenscheinigen Vorwänden auch zum Sex „von der falschen Seite“, wie es ihre Freundinnen ausdrücken.

Stillman feuert während der ersten 30 Minuten aus allen Rohren. Die Dialoge bersten vor lauter Wortwitz, die exzentrischen Figuren sind trotz all ihrer Macken liebenswürdig und dann gibt es noch wunderbar komische Situationen, wie wenn die Mädchen vor dem „Suicide Center“ stehen und Violet das heruntergefallene Wörtchen „Prevention“ vom Boden aufhebt und das irreführende Hausschild vervollständigt.

Dieses anfängliche Niveau kann die College-Komödie zwar nicht halten. Auch wirken die Figuren mitunter etwas zu überzeichnet, selbst wenn sie offensichtlich Karikaturen sein sollen. Aber Damsels in Distress bleibt dennoch über die gesamte Laufzeit äußerst unterhaltsam und amüsant.

Zudem geht Stillman auch immer wieder über das rein Komödiantische hinaus und deutet an, dass der Drang andere zu verbessern und das fast schon pathologische Lügen über die eigene Biographie bei einigen Protagonisten so dominant sind, weil sie damit ihre eigenen Defizite, Traumata und Minderwertigkeitskomplexe zu überdecken versuchen.

Die Handlung findet zwar in der Gegenwart statt – dennoch strahlt Stillmans Film einen postmodernen Retro-Charme aus. Computer und Handys sind so gut wie nie zu sehen, stattdessen tragen die Mädchen altmodische, aber farbenfrohe Kleider und werden häufig von alles weich und nostalgisch zeichnenden Sonnenstrahlen umspielt.

Und dann brechen alle plötzlich und unerwartet in Gesang aus. Wie in den frühen Tagen Hollywoods beschließt eine (heute skurril wirkende) Musical-Nummer den Plot. Nur dass statt des Wörtchens „Ende“ noch ein Ende nach dem vermeintlichen Ende folgt, markiert Damsels in Distress als aktuellen Film, der mit seiner Mischung aus Hommage und Ironie auf die Komödien von vorgestern verweist.

Damsels in Distress

Violet, Rose, Heather und Lily. Vier Mädchen mit Blumennamen, vier Blumenmädchen. Und um sie herum lauter Dünger, stinkender Dünger: Jungs. Da diese ebenso stinkenden wie stinkdoofen Wesen neuerdings auch auf die ehemalige Frauen-Hochschule Seven Oaks gehen dürfen, haben es sich die reinlichen Vier zur Mission gemacht, die Männer – wider deren Natur – zu bessern.
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