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Einmal Meta-Western mit Robert Pattinson und Mia Wasikowska, bitte! Dabei wird nur eine/r der beiden am Ende noch stehen. Denn seien wir ehrlich, der Wilde Westen im 19. Jahrhundert ist einfach nichts für Weicheier.

Damsel (2018)

Eine Filmkritik von Beatrice Behn

Mädchenprobleme im Wilden Westen

Sitzen ein abgehalfterter Priester und ein Taugenichts irgendwo im Wilden Westen an einer Haltestelle, warten auf die Postkutsche und unterhalten sich übers Leben. Was wie der Anfang eines Witzes klingt, ist in gewisser Hinsicht auch einer, denn zwei Minuten später bringt der Priester sich um, indem er nur noch mit rosafarbenen Unterbuxen bekleidet in eben jene Wildnis rennt.

Aber vorher gibt er noch seine große Lebensweisheit preis: „Das Leben im Wilden Westen ist hilfreich für einen Neuanfang. Denn hier draußen in der Prärie ist alles neu und anders und spannend. Bis man merkt, dass es eigentlich genau die gleiche Scheiße ist, die man vorher hatte.“

Schon in diesem kleinen Prolog wird klar, dass David und Nathan Zellners Damsel kein klassischer Western ist, sondern eher eine ironische Variation, die den Mythos genauer unter die Lupe nimmt. Und das bei jenem falschen Pastor namens Henry (David Zellner), der Gott vor allem in der Flasche sucht und eines Tages, während er besoffen irgendwo rumliegt, geweckt wird von einem jungen, engagierten Mann namens Samuel (in der Mitte gescheitelt: Robert Pattinson). Der braucht ihn für seine baldige Hochzeit mit seiner Liebsten Penelope (Mia Wasikowska). Es ist schon alles vorbereitet: Er hat einen guten Anzug, eine Ballade auf der Gitarre eingeübt und einen Ring. Ach ja, und ein Miniatur-Pferd namens Buttercup. Und so machen sich die beiden eigenartigen Gesellen auf die Reise zu Penelope, quer durchs Indianerland. Doch bald stellt sich heraus, dass die Liebesgeschichte Samuels doch komplizierter ist als gedacht. Denn seine Liebste wurde entführt und er braucht jetzt nicht nur pastorale Hilfe, sondern pragmatische. 

Dass auch diese Story nicht bis zu Ende erzählt ist, stellt sich alsbald heraus in dieser Geschichte, die sich mehrmals in ihrer Richtung und Wahrheit ändert. Doch egal, welche Haken sie schlägt, sie landet letztendlich bei Penelope, die den gesamten zweiten Teil des Films der Ankerpunkt aller Wendungen ist. Aber nicht nur das. Während Penelope genau weiß, was sie will und was nicht, und auch ansonsten eine absolut bodenständige, kluge und praktische Frau ist, die mit dem harten Leben umzugehen weiß, erweisen sich sämtliche Männer einerseits als klassische Westernfiguren vom Trapper bis zum Indianer, andererseits auch als völlige Loser. Die Damsel, das Frauenzimmer, dass es ja klassisch zu retten und erobern gilt, weil es sich nicht selbst helfen kann, ist nicht Penelope. Es sind die Kerle, die sich anstellen wie die umständlichsten ersten Menschen und die mehr als einmal weder verstehen, wie die Welt funktioniert, noch kapieren, dass die Zeiten von Mamas Rockzipfel längst vorbei sind und der Wilde Westen der letzte Ort ist, an dem man seine Männlichkeit neu erfinden kann. 

Überhaupt verhandelt der Film genau diese Idee von westernhafter Maskulinität mit seinen Stereotypen, die er erst aufstellt, um sie komplett zu demontieren. Eine Art Meta-Western also. Dies hat mitunter sehr interessante Konsequenzen, und die Gegenfigur der fähigen Frau, die sich konstant erwehren, muss nicht zur Ersatzmutter gemacht zu werden, gibt dem ganzen durchaus einen feministischen Kick.

Doch Damsel leidet an zwei Dingen: Zum einen ist der Film streckenweise erstaunlich spröde und vermag es nicht, diese spannende Grundidee wirklich auszukosten. Zum anderen ist der Film sehr stark bemüht, dringend lustig zu sein und verliert sich oft in eher peinlichem Slapstick. Vor allem die Figur Pattinsons hat dabei noch ein weiteres Problem. Noch immer bemerkt man in seinem Spiel eine Meta-Ebene, in der sich Pattinson weiterhin damit beschäftigt, seine Twilight-Jahre durch radikale und oftmals selbstironische Figuren zu demontieren. Doch damit verpasst er seinem Samuel so viel übertriebene Blödheit, getränkt in Slapstick, dass er damit jegliche potentielle Subtilität zerstört. 

So changiert Damsel hin und her zwischen wunderbaren Einfällen, Bildern und Momenten, gefolgt von langen Strecken spröder Tristesse, die sich auch durch Witzigkeit nicht aufheben lassen will. Ein unebenes Werk also, das das Potential der Zellners, das sie in Kumiko, the Treasure Hunter wunderbar bewiesen, zeigt, aber nicht auszuschöpfen vermag.

Damsel (2018)

Der wohlhabende Samuel reist quer durch den Westen Nordamerikas, um dort in den Bergen seine Verlobte Penelope zu treffen und sie dann endlich zu heiraten. Doch die Reise erweist sich als gefährlich und schwierig: Begleitet von dem stets besoffenen Parson Henry und seinem Zwergpferd „Butterscotch“, stößt Samuel immer wieder auf Hindernisse, die die Grenze zwischen Gut und Böse, Held und Schuft verschwimmen lassen. „Damsel“ markiert nach „Maps to the Stars“ die zweite Zusammenarbeit von Mia Wasikowska und Robert Pattinson.

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