Couchgeflüster – Die erste therapeutische Liebeskomödie

Eine Filmkritik von Holger Lodahl

Auf den Spuren Woody Allens?

Die beiden Superstars Meryl Streep und Uma Thurman gemeinsam in einer Hollywood-Komödie über Liebe, Religion und Karriere – daraus muss ein vielversprechender Film werden. Thurman spielt die 37jährige Rafie, die sich nach ihrer Scheidung in die Therapie von Meryl Streep begibt, um ihr Leben neu zu ordnen. Die Therapeutin Lisa unterstützt sie darin, neue Wege zu gehen, mutiger zu werden und rät ihr deswegen auch zu der Affäre mit dem jüngeren David. Rafie folgt diesem Tipp und lässt sich mit David ein – und erlebt eine stürmische Affäre, deren brisante Einzelheiten in der Therapie besprochen werden. Nach und nach muss Lisa erkennen, dass ihre Patientin von ihrem erst 23jährigen Sohn erzählt, den sie noch immer gern als kleinen Jungen sehen möchte. Während Lisa mit ihrer Therapeuten-Ehre in Konflikt gerät und sich fragt, ob sie die Behandlung fortführen möchte, muss sie jede Menge Details aus dem Liebesleben ihres Sohnes erfahren. Rafie hingegen fragt sich, ob David für eine ernste Beziehung nicht doch zu jung ist. Indessen versucht Lisa, ihren Sohn zu beeinflussen, indem sie klarstellt, als Schwiegertochter auf keinen Fall eine Nicht-Jüdin zu akzeptieren. David ahnt erst einmal nichts von den Gedanken der beiden Frauen in seinem Leben und versucht, sich von seiner herrschsüchtigen Mutter abzunabeln und sich beruflich als malender Künstler zu entfalten. Als dann herauskommt, wie die Beziehungen zueinander stehen, versuchen alle Beteiligten, sich damit abzufinden und machen erst einmal Gute Miene zur schönen Hollywood-Komödie.
Die Story klingt nach einem herrlichen Plot, verwirrende Verwicklungen und einem Happy End. Der Kino-Trailer unterstreicht diese Erwartungshaltung. Aber irgendwie kommt der Film nicht in Schwung und der Zuschauer nicht in Stimmung. Meryl Streep gibt die Psychiaterin rein äußerlich gut, scheint aber unterfordert. Ihre Rolle setzt sich aus Fragmenten ihrer anderen Arbeiten zusammen: Die starke Mutterrolle aus The Manchurian Kandidat, einige Slapstick-Szenen aus Grüße aus Hollywood, ihr entsetzter Gesichtsausdruck im Augenblick der Erkenntnis erinnert an Der Tot steht ihr gut.

Uma Thurman scheint sich in dieser Komödien-Rolle nicht ganz wohl fühlen und agiert unsicher und zurückhaltend. Thurmans Rolle ist für einige Ungereimtheiten im Drehbuch verantwortlich: Es ist nicht nachvollziehbar, warum sie sich trotz aller Bedenken nach einer Paris-Reise plötzlich für die Affäre entscheidet, genauso wenig wird deutlich, warum sie später die Beziehung beendet. Das Drehbuch hält noch weitere Unstimmigkeiten bereit. Der Altersunterschied wird genauso diskutiert wie das Ticken der inneren biologischen Uhr; die Mutter muss ihren Sohn als sexuelles Wesen wahrnehmen, während dieser sich von seiner Mutter zu entfernen versucht; religiöse Differenzen werden thematisiert und der beste Freund Davids ist immer wieder auf Tour, um seinen Ex-Freundinnen Torten ins Gesicht zu klatschen – das scheint einfach zu viel: Die Nebenstränge sollen die Haupthandlung unterstützen, werden aber unzureichend mit den anderen Ereignissen filmisch verwoben und verwaschen den Film als Ganzheit zu einem unausgewogenen Mix. Die Dialoge sind hölzern und gewinnen auch im Verlauf der Handlung nicht an Fahrt. Den mangelnden verbalen Schlagabtausch scheinen die Schauspieler mit dem sowieso schon Hollywood-typischen Overacting ausgleichen zu wollen. Auf große Gags wartet man fast vergeblich, und wenn Thurman auf Davids Altersangabe „Ich bin 23 Jahre alt!“ entsetzt entgegnet: „Oh Gott! Ich habe T-Shirts, die sind älter als Du!“ hat man diesen Witz auch schon woanders gehört.

Die Kamera beobachtet unruhig und wackelig die Szenen. Vermutlich soll dies das innere Chaos der Protagonisten unterstreichen, doch es verwirrt den durch reingewaschene Hollywood-Ästhetik verwöhnten Zuschauer. Diese Szenen scheinen von den Schauspielern improvisiert und vom Drehbuch gelöst, aber diese filmische Idee wertet den Film nicht auf, sondern unterbricht den ohnehin schon wackligen Fluss der Ereignisse. Neben den drei Hauptakteuren werden eine Reihe skurriler Nebenfiguren eingeführt, die größtenteils mit ihrem Image der alten schrulligen New Yorker Juden spielen. Dieses Bild hat Woody Allen durch seine Filme hinreichend geprägt, und man wird den Verdacht nicht los, dass Couchgeflüster dieses Image zu imitieren versucht. Und dass sich die Großmutter in verschiedenen Rückblenden immer und immer wieder mit der Bratpfanne auf dem Kopf haut, hat für die Handlung weder einen dramatischen noch einen dauerhaften unterhaltsamen Sinn.

Couchgeflüster ist kein schlechter Film und er wird sein Publikum finden. Aber er ist oberflächlich und unausgegoren inszeniert und bleibt daher weit hinter seinen Erwartungen zurück. Ein Film, der Thema und Schauspielerpotentiale verschenkt und mehr verspricht als er halten kann.

Couchgeflüster – Die erste therapeutische Liebeskomödie

Die beiden Superstars Meryl Streep und Uma Thurman gemeinsam in einer Hollywood-Komödie über Liebe, Religion und Karriere – daraus muss ein vielversprechender Film werden.
  • Trailer
  • Bilder

Meinungen

Stefan · 16.02.2007

Ein schöner Film ... und eine hölzerne Kritik.
Ich fand den Film lustig, anregend und finde die Handlung sehr sehr schlüssig. Der Schluss ist wenn man sich die Zeit nimmt darüber nachzudenken eine der liebevollsten Momente die ich im Kino dargestellt gesehen habe. Natürlich ist alles nur ein Märchen und im engen RAhmen von Hollywood und dem Genre "romantische Komödie". Gerade deshalb: kein großer aber ein sehr guter Film.

rantan · 10.08.2006

ich finde diesen film sehr schön.einige dialoge und kameraeinstellungen lassen zu, mich in diesen film zu verlieben.obwohl ein wenig oberflächlich, hollywood-stil und allen vergleich, denke ich ist es eine sehr romantische, einzigartige und ruhige liebesgeschichte, die einen zum lächeln bewegt und die möglichkeit gibt in eine vertiefung zu fallen.

· 31.01.2006

sensationeller Film! ein MUß!

· 23.01.2006

gerade das gegenteil der kritik ist der fall. gott sei dank verzichtet der film auf "große gags" und lebt aus der ohnehin schon komischen figurenkonstellation und der situationskomik. die verwicklungen werden realistisch und menschlich gelöst und die figuren gewinnen über den ganzen film ständig hinzu. macht spaß!

Mobek · 19.01.2006

Uma Thurman mal in einer anderen Rolle aber nicht ohne. Hat richtig Spass gemacht dem Spiel der Akteure zuzusehen.