Cotton Club

Eine Filmkritik von Marie Anderson

New Yorks wilde Zwanziger

Um den legendären New Yorker Cotton Club, der zunächst als Club Deluxe 1920 in Harlem eröffnet wurde und ab 1923 von dem Gangster Owney Madden unter seinem berühmten Namen geführt wurde, ranken sich auch jenseits seiner immensen musikhistorischen Bedeutung reichlich wilde Gerüchte und Geschichten. Basierend auf tatsächlichen Begebenheiten zuvorderst in den 1920er und auch zu Beginn der 1930er Jahre zur Zeit der Prohibition hat der Filmemacher Francis Ford Coppola 1984 eine filmische Fiktion um diesen mondänen Nachtclub in die Kinos gebracht, die damals zweifach für den Oscar nominiert und mit einem BAFTA Award für das Beste Kostümdesign ausgezeichnet wurde.
Vor dem Hintergrund des strikten allgemeinen Alkoholverbots in den Vereinigten Staaten ab 1920, während dessen mehr oder weniger heimlich mehr denn je davon getrunken und gewinnträchtig gehandelt wurde, stiegen auch die Großen und Kleineren der Unterwelt verstärkt in dieses lukrative Geschäft ein. Im Cotton Club des einflussreichen Ganoven Owney Madden (Bob Hoskins), auf dessen Bühne zu dieser Zeit zuvorderst schwarze Musiker – auch klingende Namen wie Duke Ellington (Zane Mark) und Cab Calloway (Larry Marshall) – auftreten, während als Gäste nur Weiße akzeptiert werden, treffen sich illustre Gangsterbosse wie Dutch Schultz (James Remar) und Lucky Luciano (Joe Dallesandro), um ihre Angelegenheiten zu regeln. In dieser Szene treibt sich auch der Kornettist Dixie Dwyer (Richard Gere) herum, der sich als weißer Musiker mit kleinen Egagements durchschlägt, bis er dem mächtigen Dutch Schultz zufällig das Leben rettet und damit in dessen Gunst privilegiert wird. Dazu zählt auch, dass er mit dessen aparter junger Geliebten Vera Cicero (Diane Lane) um- und ausgeht und dass sein Bruder Vincent (Nicolas Cage) einen Job als Geldeintreiber bei Schultz bekommt – Konstellationen, die noch krasse Konsequenzen nach sich ziehen werden.

Doch das ist nicht der einzige Handlungsstrang, den Francis Ford Coppola in seinem atmosphärisch ansprechenden, oppulenten Musik-Krimi Cotton Club verfolgt, der mit einem üppigen Ensemble großartiger Akteure, coolen Klängen und Tanznummern, eskalierendem Gangstertum und prekären Liebesbeziehungen aufwartet. Die Geschichte des schwarzen Stepptänzers Sandman Williams (Gregory Hines), der sich in die hellhäutig erscheinende Tänzerin Lila Rose Oliver (Lonette McKee) verliebt, transportiert explizit die Dimension von Rassismus und Diskriminierung, die sich auch unterschwellig durch den Film zieht. Die kuriose, so spannende wie unterhaltsame Kombination von mafiösen Machenschaften, soziopolitischen Tumultzeiten und dynamischer Musikalität produziert eine ganz eigenwillige, markante Stimmung, die von der aufwändigen Ausstattung, der speziellen Bildsprache und den erfrischenden Schnitten getragen wird. Über allem aber herrscht diese ungeheuer elektrisierende Musik, szenisch überzeugend eingeflochten, und der wunderbare Soundtrack mit Songs wie „Minnie the Moocher“, „Ill Wind“ und „Drop Me Off in Harlem“ betört und verführt kräftig dazu, sich ausführlicher in diese Klangwelten der so genannten Roaring Twenties zu versenken.

Cotton Club

Um den legendären New Yorker „Cotton Club“, der zunächst als „Club Deluxe“ 1920 in Harlem eröffnet wurde und ab 1923 von dem Gangster Owney Madden unter seinem berühmten Namen geführt wurde, ranken sich auch jenseits seiner immensen musikhistorischen Bedeutung reichlich wilde Gerüchte und Geschichten.
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