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Als bei einem Einsatz der Wiener Sondereinheit WEGA ein Mann stirbt, gerät das feste Gefüge der Truppe durcheinander, weil der Todesschütze die Nerven zu verlieren droht. Stefan A. Lukacz’ Drama gewann beim Max Ophüls Preis 2018 gleich drei Auszeichnungen — und das völlig zu Recht.

COPS (2017)

Eine Filmkritik von Joachim Kurz

Männerbünde / Männerbande

Es ist ein ganz normaler Einsatz für die Männer der WEGA, der Sondereinheit der Wiener Polizei. Wegen einer Ruhestörung in der Wohnung eines Mannes, der psychisch auffällig ist, werden sie von Kollegen der Streife zur Unterstützung angefordert, doch die Elitepolizisten sind es nicht gewohnt, untätig in der zweiten Reihe zu stehen und so nehmen sie vor Ort das Heft in die Hand.

Mit der Folge, dass der Randalierer sich in seiner Wohnung verschanzt. Weil dem WEGA-Neuling Christoph „Burschi“ Horn (Laurence Rupp mit beeindruckender Physis) der Einsatz der Ramme misslingt, übernimmt sein Vorgesetzter Konstantin Blago (Anton Noori) das Gerät und läuft prompt in einen Hinterhalt, aus dem heraus er mit einem Messer verletzt wird. Horn zögert keinen Moment und drückt dreimal ab — der Attackierende ist zu Boden gestreckt und wird später im Krankenhaus sterben.

Und damit nimmt die Geschichte ihren Lauf. Denn obwohl seine Kollegen ihn zu seiner Reaktion beglückwünschen und alle internen Untersuchungen keinerlei Konsequenzen befürchten lassen, ist von da an alles anders: Immer wieder versagen Christoph die Nerven, ein Zittern ergreift seine Hände, bei einem Einsatz gegen aggressive Hooligans rastet er aus und auch im Privatleben mit seiner Freundin Nicky (Anna Suk, die für diese Rolle den Preis als Beste Nebendarstellerin beim Filmfestival Max Ophüls Preis 2018 erhielt) läuft plötzlich alles schief. Eigentlich müsste er, der offensichtlich an einem posttraumatischen Stresssyndrom leidet, suspendiert werden und vielleicht taugt er gar nicht mehr für den Einsatz in der WEGA, doch der Betroffene selbst will das gar nicht wahrhaben. Und als die Streifenpolizistin Marianne Kelch (Maria Hofstätter), die alles mitangesehen hat, den Staatsanwalt mit ihrem Eindruck des Erlebten verständigt, droht viel mehr zu kollabieren als nur Christophs Karriere. Denn in der WEGA herrschen ganz eigene Gesetze — und die sehen so etwas wie Fehler oder Verrat durch Kollegen nicht vor …

Die WEGA (der Name leitet sich ab von der früheren Bezeichnung „Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung“) zählt zu den ältesten Polizeisondereinheiten Österreichs und versteht sich wie viele andere Sondereinheiten in anderen Ländern auch als Elite. Für ISTVAN alias Stefan A. Lukacz ist COPS bereits die zweite filmische Auseinandersetzung mit der WEGA. Schon seit Kurzfilm Void aus dem Jahre 2012 erzählte von Beamten der Sondereinheit, blieb aber noch recht eng dran an einem realen Fall, der 2006 für einige Schlagzeilen gesorgt hatte. Was die beiden Filme jedoch eint, ist die zugrundeliegende Prämisse, dass hier wie dort die Beamten meinen, für sie würden Sonderregeln gelten bzw. sie könnten sich außerhalb des Gesetzes bewegen. Eine Beobachtung, die man gerade auch abseits der Polizei wieder in Österreich (und auch anderswo) beobachten kann: Männerbünde und klandestine Zusammenschlüsse treiben mittlerweile auch in der österreichischen Politik ihr Unwesen- die Zeitungen sind voll davon.

Zwar sind solche Verbindungen bei COPS nicht deutlich herausgearbeitet, stattdessen bleibt der Film nahe an seinen Figuren und zeichnet ein realistisches Bild der Hierarchien, Abhängigkeiten und wechselnden Koalitionen einer testosterongeladenen Truppe, die fast eher wie eine verschworene Brüderschaft wirkt. Dennoch glaubt man die Universalität des Gezeigten ohne einen Moment des Zögerns und taucht förmlich ein in eine Parallelwelt mit ihren ganz spezifischen Eigen- und Gesetzmäßigkeiten: Frauen sind in dieser Welt allenfalls „Armschmuck“ oder Objekt der angestauten Aggressionen, mehr als einmal spürt man andeutungsweise homoerotische Tendenzen unterhalb der schweißgetränkten, rauen Oberfläche der gestählten Männerkörper, die immer wieder miteinander ringen, kämpfen und raufen und sichtbar vor allem um die Anerkennung des Anführers Konstantin Blago fighten.

Und am Ende beschert COPS ein Herzschlag-Finale, dessen Wucht und Eindringlichkeit nur den furiosen Schlusspunkt setzt unter ein Drama, dass all die Preise und Lobpreisungen mehr als verdient hat.

COPS (2017)

Der ehrgeizige Polizeirekrut Christoph schießt in vermeintlicher Notwehr auf einen psychisch kranken Mann und wird zum Helden seiner Kollegen. Doch Christoph leidet unter Flashbacks und Panikattacken. Um den Schein des starken Mannes zu wahren, versteckt Christoph sein Trauma vor seinem Umfeld und flüchtet sich immer öfter in exzessive Gewalt …

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Meinungen

Michaelh118 · 01.02.2020

Extrem realitätsfremd. Nach 27 jahren dienst in genau jener einheit ist das einzige was passt die kurz eingeblendete rossauerkaserne. der rest ist so nahe an der wirklichkeit wie kottan oder tatort. schade dass man nicht genauer recherchiert hat, wobei ich glaube dann hätte der film 0 unterhaltungswert. Aber genau um das gehts ja...

Ex-Wega-Mann · 23.03.2019

Super schlecht recherchiert - hätte mit WEGA nix zu tun... total weltfremd. Echte polizeiarbeit sollte recherchiert werden, kann man sich nur für diesen Schwachsinn fremdschämen.

zapletal michael · 22.09.2018

COPS der schlechteste Polizei film den ich gesehen habe. 1Stunde 50 min für nichts.Mehr HOLLYWOOD als WEGA - Film Rambo - Matchos aber keine richtigen POLIZISTEN ENDE der Durchsage.Bin sehr ENTÄUSCHT.